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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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funktionierte. »Den Ort würde ich in Zukunft meiden. Statianus scheint für seinen Teil entdeckt zu haben, dass Ihr ›unendlicher Reiseplan‹ in der Untergrundkluft seine Unendlichkeit verlor. Er verschwand, zusammen mit zwei Honigkuchen. Wenigstens erspart Ihnen das, ihn in einer weiteren Begräbnisurne heimzubringen.«
    »Was sagen Sie da, Falco?«
    »Er ist wahrscheinlich tot.«
    »Nicht noch einer!« Polystratus stöhnte dramatisch – und griff mich dann direkt an. »Wollen Sie damit sagen, dahinter stecke Sieben-Stätten-Reisen?«
    »Sieht schlecht für Sie aus.«
    »Sie haben gerade eine sehr ernste Anschuldigung gegen uns erhoben.«
    »Habe ich das?«
    »Beweisen Sie es!«, rief Polystratus mit der unverblümten Entrüstung eines Geschäftsmannes, dem ernsthafte Anschuldigungen nicht unbekannt sind. »Bringen Sie die Leiche bei – oder lassen Sie uns in Ruhe!«
     
    LII
    »Mir gefällt es ebenso wenig wie Ihnen, sie freizulassen«, brauste Aquillius auf. Ich hatte es ihm noch am selben Abend in der Residenz des Statthalters wütend vorgehalten. Hitzig fuhr er fort: »Wir können nicht beweisen, dass einer der Reisenden seine Hand bei dem im Spiel hatte, was mit der Braut in Olympia passiert ist. Sie drohen mir mit einem Anwalt. Ihr Schwager hat sie anscheinend mit seinem verdammten Tutor aus Athen in Verbindung gebracht.«
    »Aelianus?«
Das kam mir unwahrscheinlich vor. Ich hatte ihm beigebracht, sich nicht in ungelöste Fälle einzumischen, um keine Hinweise zu verwässern. Früher hätte ich ihn für absolut nutzlos gehalten, doch inzwischen würde ich ihn eher als nüchternen Beobachter bezeichnen. Aber nicht als Wichtigtuer.
    »Er studiert bei Minas von Karystos!«, schnaubte Aquillius beeindruckt.
    »Eindeutig ein Schwachkopf.«
    »Immer mit der Ruhe, Falco. Minas hat einen enormen Ruf.«
    »Sie meinen, er verlangt astronomische Honorare!«
    Aquillius blinzelte nervös. »Ich glaube nur, dass Sie den Fall überbewertet haben, Falco. Valeria Ventidia könnte von einem durchreisenden Fremden umgebracht worden sein, den wir vielleicht nie aufspüren werden …«
    »Der Dichter Lampon hat gesehen, mit wem sie zusammen war.«
    Aquillius redete einfach weiter: »Sie hatten die Frage nach dem Kranken aufgeworfen – also, ich habe einen Krankenpfleger aus dem Tempel des Asklepios hier gehabt, und der schwört Stein und Bein, Turcianus habe bereits auf der Schwelle des Todes gestanden, als er nach Epidauros kam. Die Ärzte wussten, dass er von Glück sagen konnte, wenn er die Nacht überlebte, und er wurde tatsächlich
nicht
allein in einer Traumzelle gelassen, sondern während seiner Todesqualen in der dortigen Krankenstation versorgt. Jemand saß die ganze Zeit bei ihm, und kein Außenstehender tat ihm etwas an.«
    »Hat er etwas gesagt?«
    »Er konnte nicht mehr sprechen, Falco.« Aquillius klang zunehmend genervt und verärgert. »Es ist mir nicht gelungen, jemanden aufzuspüren, auf den Ihre Beschreibung eines ›gutgekleideten Mannes‹ zutrifft, der angeblich Cleonymus angegriffen hat. Vielleicht ist der Mann nur versehentlich abgestürzt. Finden Sie sich damit ab, die Reisenden sind von jedem Verdacht befreit. Um die Wahrheit zu sagen, ich bin erleichtert, dass Phineus die Flucht gelungen ist. Wir hatten keinen echten Grund, ihn anzuklagen. Der Statthalter möchte nicht in den Ruf kommen, ein harter Zuchtmeister zu sein.«
    »Warum nicht? Die meisten von denen halten das für ein Kompliment.« Römische Herrscher kamen, um Antiquitäten zu stehlen und den Provinzbewohnern Steuern bis in den Hades aufzubrummen. Provinzbewohner erwarten nichts anderes. »Als man Vespasian für seine gerechte Herrschaft als Statthalter von Afrika lobte, wurde das mit Bestürzung ausgesprochen. Wenn Sie mich fragen, die Einwohner von Hadrumetum haben ihn nur mit Rüben beworfen, weil sie ihn für zu weichherzig hielten.«
    »Machen Sie keine Witze, Falco. Unsere Rolle in einer Provinz besteht darin, örtlichen Unmut zu verhindern. Was Ihre Behauptung angeht, Statianus habe ein böses Ende genommen, so können Sie das nicht beweisen. Ohne Leiche führt die Geschichte nirgends hin. Nach allem, was wir wissen, fehlt ihm überhaupt nichts. Vielleicht hatte er die Orakel satt, hat alles aufgegeben und ist nach Hause gefahren.«
    »Das glaube ich nicht, und Sie auch nicht. Sie lassen ihn im Stich.« Aquillius, der immer gutwillig gewesen war, blickte reumütig. Trotzdem waren wir wieder da, wo wir angefangen hatten. Nach

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