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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hätten wir uns bis zur nächsten Olympiade zurücklehnen, selbst mit Sieben Stätten reisen und einfach abwarten können, welche Touristin ein Abenteuer zu viel erleben würde …
    Falco und Partner waren nicht so verantwortungslos. Außerdem wurde ich dieses Jahr nach Griechenland geschickt – vorausgesetzt, ich ließ mich darauf ein –, um Aulus auf den Weg nach Athen zu schubsen. Die edle Julia Justa wollte, dass sich ihr kleiner Liebling bei einem Rhetoriker einschrieb, und zwar
jetzt!
Falls mir das nicht gelang, wäre ich in einem Jahr wahrscheinlich geschieden.
     
    Warum sich an einen Sponsor halten, wenn man zwei haben kann? Ich machte mich auf den Weg zum Palatin. Dort wurde ich mit der üblichen Ausrede abgespeist, die ich längst kannte: Der Kaiser besuche sein sabinisches Landgut. Außerdem hätte Vespasian den Olympia-Trip wahrscheinlich höhnisch beiseitegewischt und mir eine grausige politische Mission im nebeligen Norden aufs Auge gedrückt (wie diejenige, bei der er mir den kaiserlichen Barbier Xanthus aufgehalst hatte).
    Stattdessen machte ich mich daran, Claudius Laeta, einen der oberen Palastbürokraten, davon zu überzeugen, dass der zweifache Todesfall zu einer Vertrauenskrise in der Bevölkerung führen könnte. Caesius prangere immer noch eine Vertuschung an, Valeria Ventidia sei die Schwägerin eines Senatskandidaten gewesen. Jeden Moment könne der
Tagesanzeiger
über diese schockierenden Morde berichten … Laeta wusste, dass ich Kontakte zum
Anzeiger
hatte.
    »Da wird Jagd auf Frauen gemacht?« Der schmierige Schweinehund klang viel zu angetan von dieser Vorstellung.
    »Unverheiratete Mädchen und junge Bräute«, präzisierte ich. »Hohes Potenzial öffentlichen Widerwillens.«
    »Offiziell vertreten wir die Ansicht, Senatskandidaten sollten in Italien bleiben.«
    »Tja, das werden sie nicht tun, Laeta. Sollen also angesehene Familien ungeschützt bleiben, während sie römische Provinzen bereisen?«
    »Ihr Edelmut stinkt, Falco!«
    Laeta wollte mich loswerden und erklärte sich bereit, einwöchige Ermittlungen in Olympia zu finanzieren, zusätzlich zu einer Reise nach Korinth, um dem Statthalter Bericht zu erstatten (der schlimmste Aspekt des Auftrags, da es diesem gar nicht schmecken würde, dass ein Mittelsmann des Palastes ungefragt in seiner Provinz herumstöberte).
    Ich hatte nicht vor, Sieben-Stätten-Reisen zu benutzen. Ich stellte meine eigene Reisegruppe zusammen. Da sich die meisten Leute fragten, wen ich mitnehmen würde, ließ ich die Erwarteten außen vor. Ich erzählte meinem Vater nichts davon, obwohl er Geschäftskontakte in Griechenland besaß. Zweifelhafte Kontakte. Der griechische Kunsthandel ist berüchtigt. Papa zurückzulassen ersparte mir mehr Ärger als alles andere.
    Mit größerem Bedauern strich ich auch Helenas jüngeren Bruder Quintus von der Liste. Ich mochte ihn als Reisegefährten; er war systematisch, locker und sprach sehr gut Griechisch. Aber seine junge Frau aus Baetica, die gerade einen Sohn bekommen hatte, war verärgert über ihn. Unverhohlener Druck durch den Rest der Camillus-Familie überzeugte mich – und Quintus –, dass seine häuslichen Bindungen an erster Stelle kamen. (Wie sich erweisen sollte, würde sich das bitter rächen. Nur diesmal war ich nicht daran schuld.)
    Helena traf eine knifflige Entscheidung wegen unserer Kinder, und an der
war
ich schuld. Helena sagte, unsere letztjährige Reise nach Britannien mit Julia und Favonia sei für die Kinder und für uns sehr anstrengend gewesen. Sie brauchten ein geregelteres Leben. Da wir planten, nur ein paar Wochen in Griechenland zu bleiben, würden wir unsere Kinder diesmal bei ihrer Großmutter mütterlicherseits lassen. Für römische Beamte war es üblich, dass die Kinder in Italien blieben, während ihr Vater im Ausland diente.
    Ich überließ es Helena, meiner Mutter diese Entscheidung zu erklären. Zum Glück spürte Mama ihr Alter und erkannte, dass ein Senatorenhaus voll zusätzlicher Räume und vernarrter Sklaven ein guter Ort für zwei lebhafte Kleinkinder war. Sie wies Helena darauf hin, dass die meisten reisenden Beamten ihre Frauen ebenfalls zu Hause ließen, vor allem, wenn sie gute Mütter waren. Helena lenkte Mama ab; erst später fand ich heraus, dass sie ihr weisgemacht hatte, wir würden mehr Zeit für uns brauchen, wenn wir ein weiteres Kind produzieren wollten … Mama wusste nicht, dass das Bündel getrockneter Würste, das sie uns mitgegeben hatte, im

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