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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Gepäck zwischen anderen Dingen für jede Gelegenheit lagerte: Sonnenhüte, Schneeschuhe – und einer Specksteindose mit verhütendem Alaunwachs.
    Ja, Helena Justina kam mit mir. Warum die Frage?
    Und natürlich lautete die nächste Frage: Was tun mit Nux? Ich bat meine Mutter, auf die Hündin aufzupassen. Da sie bereits pikiert war, sagte sie mir in deutlichen Worten, wohin ich mir diese tolle Idee stecken könne. Nux kam mit. Jetzt wurde ich als der Mann verdammt, der ohne weiteres seine Kinder verlässt – sich jedoch weigert, seinen stinkenden Straßenköter zurückzulassen.
    Albia, unsere Pflegetochter, war ganz heiß auf eine Spritztour. Viele fragten uns, warum wir, wenn wir die Kinder zurückließen, ihr Kindermädchen mitnahmen. Die einfache Antwort lautete: Albia war nicht das Kindermädchen. Die andere lautete: Wir hatten vorgehabt, sie zurückzulassen.
    Albia stammte aus Britannien – eines der Opfer des großen Aufstandes. Wir glaubten, dass ihre Eltern Römer waren, hingeschlachtet von den marodierenden Stämmen. Die Kriegswaise hatte auf den Straßen gelebt, wo Helena sie fand. Dem verwilderten Straßenkind bei uns ein Heim zu geben war Wahnsinn – und doch eine kleine Entschädigung für die britannische Tragödie. Eine Frage des Gewissens. Selbst Privatermittler haben eins. Ich hatte Londinium gesehen, nachdem die Stämme alles niedergebrannt hatte, und ich würde es nie vergessen.
    »Was soll ich eigentlich bei euch?«, wollte Albia in dramatischem Ton wissen. Sie war wie ein römisches Mädchen gekleidet, doch als wir zusammen auf unserer Dachterrasse saßen, waren ihre verschränkten Arme und vorgewölbten Schultern die eines heimatlosen Barbarenkindes, das gewaltsam zur Gefangenen gemacht worden war – also die klassische Pose jeder Jugendlichen, die sich gegen ihre Eltern auflehnt. »Ihr habt mir nie gesagt, dass ich nur auf eure Kinder aufpassen soll, damit ihr euch das Geld für eine Sklavin sparen könnt!«
    »Weil das nie gestimmt hat.« Ich wollte meine Kinder keinesfalls von Sklaven großziehen lassen.
    Es wäre beruhigend für Julia und Favonia, Albia tröstend zur Seite zu haben, wenn sie in ihren Bettchen heulten. Aber Helena wusste, dass sie geprüft wurde. Albia war geschickt darin, nach Mitgefühl zu angeln, wusste genau, wie sie uns Angst einjagen konnte, dass unsere Geste des guten Willens schiefgehen würde. »Dir wurde ein Platz in unserer
familia
angeboten, Albia. Außerdem glauben wir, dass du frei geboren wurdest und eine römische Bürgerin bist.«
    »Also bringt ihr mir römische Lebensart bei?« Das würde zu der klassischen jugendlichen Forderung nach allem führen, was für Geld zu kaufen war.
    »Wir haben dir nie ein
griechisches
Leben versprochen!« Mein Glucksen half auch nicht. Das Spiel war verloren. »Sie hat recht, Helena. Kein römisches Mädchen würde die Chance verpassen, auf einer Auslandsreise eine absolute Nervensäge zu sein.«
    »Findet das deine Zustimmung, Marcus Didius?« Helena funkelte mich an.
    »Spiel mir nicht das unterwürfige Eheweib vor! Liebling, anscheinend haben wir alles für Albia getan, was wir können. Sie ist die vollkommene römische Frau – beschwatzend, hinterhältig und brutal, wenn sie etwas will.«
    »Was für ein Humor!«, spottete Albia und stolzierte triumphierend davon – ein weiterer Trick, den sie gelernt hatte, seit sie bei uns lebte.
    »Man muss konsequent sein«, räumte Helena mürrisch ein.
    »Lass sie mitkommen. Wir ermitteln wegen weiblicher Opfer. Ich werde Albia als Köder benutzen.« Wenn Frauen mich aufstacheln, kann ich herzlos sein.
    »Ach, werd endlich erwachsen, Marcus!«
     
    Ich entführte auch zwei meiner Neffen, Gaius und Cornelius. Gaius war schon mal mit uns auf einer Expedition gewesen. Seine Mutter, meine nutzlose Schwester Galla, konnte ihn nicht aufhalten, als er eine Fluchtmöglichkeit vor seinem entsetzlichen häuslichen Leben sah. Sein Vetter Cornelius war der einzige andere, den ich von seinen Eltern loseisen konnte. Meine Schwester Allia hätte niemals zugestimmt, aber ihr unnützer Ehemann Verontius hielt es für eine tolle Idee – ausschließlich aus dem Grund, dass es Allia verärgern würde. Gaius war sehnig, rotzfrech und aggressiv, während Cornelius sein fettes, schweigsames und gutmütiges Gegenteil war. Ich wollte, dass sie unser Gepäck bewachten und grimmig dreinblickten, wenn wir es irgendwo stehen lassen mussten.
    Das letzte Mitglied unserer Gruppe war der junge

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