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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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langen Ärmel aufgekrempelt und zerteilte den Hai in dicke Scheiben, wobei er mit einem großen Messer auf eine Weise herumfuchtelte, die ich beängstigend fand. Er tauchte die Scheiben in Olivenöl und Kräuter und briet sie einzeln auf Verlangen. Ruhelos wie immer, machte sich Volcasius, der Eigenbrötler, mit seinem Notizbuch an ihn heran und schrieb sich eifrig das Rezept auf. Dann bedrängte er Polystratus nach Details über seinen Pökelfleischeintopf. Er zwang ihn, jedes einzelne Trockengewürz aufzuzählen: »Anis, Kreuzkümmel, Fenchel, Thymian, Koriander … An Flüssigkeit gibt man Weißwein, Traubensaft und Weißweinessig hinzu. Honig nach Belieben. Brot zum Andicken …« Neugierig lugte Volcasius in den Kessel. Polystratus schubste ihn weg.
    Inzwischen servierten die Kellner gebratenes Zicklein und mit Weichkäse gefüllte Brassen. In einer Provinz voll dösiger Kellner waren die hier die langsamsten. Die halbe Zeit schwatzten sie nur mit den Musikern.
    Indus kam zu uns. »Tja, wir reisen morgen ab, Falco. Ich wollte mich nur noch mal für Ihre Bemühungen bedanken. Sie kehren nach Rom zurück, höre ich?« Wo hatte er das denn aufgeschnappt?
    »Für einige von Ihnen wird die Reise ja ein glückliches Ende nehmen«, meinte Helena und lächelte bei dem Gedanken, dass er vor seiner Mutter davonlief.
    Da es ihr Abschiedsabend in Athen war, fühlte sich Indus zu einer pompösen Zusammenfassung bemüßigt. »Es hat ein paar Tragödien gegeben, aber die meisten von uns werden sich durch unsere Erlebnisse bereichert fühlen.«
    Sertorius Niger, der gerade vorbeikam, schnaubte. »Alles nur die reinste Zeit- und Geldverschwendung!«
    Ich bemerkte, dass sich meine Neffen davongeschlichen hatten, und bat, mich kurz zu entschuldigen. Gaius und Cornelius hockten unter einem Serviertisch, die Köpfe zusammengesteckt mit dem jungen Tiberius. Er sah mich kommen und machte sich, Feigling, der er war, gleich wieder aus dem Staub. Cornelius stupste Gaius an. »Zeig’s ihm!«
    »Was soll er mir zeigen?«
    »Ich hab was für dich«, verkündete Gaius. »Ich musste mit Tiberius tauschen. Hat mich meinen Hoplitenhelm gekostet …«
    »Woher hattest du denn einen Hoplitenhelm?« Wir hatten welche an den Andenkenständen gesehen, aber sie waren aus Bronze und kosteten ein Vermögen.
    Gaius blinzelte. Der kleine Dreckfink hatte ein Gerstenkorn. Seine Mutter würde behaupten, ich hätte schlecht auf ihn aufgepasst. Von mir aus konnte sie ihn jetzt gerne zurückhaben und selber vernachlässigen.
    Er stand auf und ließ mir verstohlen etwas in Stoff Gewickeltes in die Hand gleiten; der Stoff sah verdächtig nach einem seiner dreckigen Lendentücher aus. Ich spürte etwas Schweres und Metallenes. Vorsichtig untersuchte ich das Bündel. Die Jungs schauten zu, hofften auf Lob.
    In den Stoff war ein Sprunggewicht in Form eines wilden Ebers gewickelt. Gefertigt aus Bronze, mit einem abgenutzten alten Handgriff und einem schmalen oberen Grat. »Ohne das Gegenstück hat es weniger Wert, hab ich Tiberius gesagt«, verkündete Gaius professionell.
    »Du klingst wie dein Großvater.« Papa musste es ihm beigebracht haben. Da ich mit einer Enthüllung rechnete, klang meine Stimme schwach. »Du weißt, was wir hier vor uns haben?«
    »Ja, wir haben das Sprunggewicht gesehen, das Glaucus für dich in Olympia besorgt hat.«
    »Seitdem habe ich dieses Gewicht. Hast du in meinem Gepäck rumgewühlt?«
    »Aber nein, Onkel Marcus! Tiberius hatte dieses hier. Der Mörder muss es als Trophäe behalten haben, wie du gesagt hast.«
    »Das hier ist das Gegenstück?«
    »Tiberius war gar nicht klar, was er da hatte.«
    »Du hättest nicht zu tauschen brauchen. Wenn du mir erzählt hättest, dass er es hat, wäre ich schon mit Tiberius fertig geworden …« Kein Mitglied der Didius-Familie lässt sich jedoch die Gelegenheit zum Feilschen entgehen. »Also, Gaius, woher hatte Tiberius es?«
    »Oh, die Provenienz ist gesichert, Onkel Marcus«, beruhigte mich Gaius und klang immer noch so dreist wie Papa. Ich hob eine Augenbraue. Gaius war ein schrecklicher Lümmel, aber unter den ausgelaufenen Tätowierungen steckte ein gutmütiger Kern. »Ich hab den Helm nur unter der Bedingung hergegeben, dass Tiberius mir sagte, woher er das Ding hat. Er beklaut die anderen Reisenden.« Hätte ich mir denken können. »Das hier stammt aus dem Gepäck von diesem komischen Mann, Volcasius.«
     
    Ich faltete das Lendentuch wieder zusammen, dankte den Jungs und schickte

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