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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Reisen in Griechenland
     
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    Korinthos.
    Rom regierte Griechenland, unsere Provinz Achaea, jetzt seit über zweihundert Jahren, also hatten wir der Hauptstadt unseren eigenen Stil aufgeprägt. Als Erstes hatte Konsul Mummius das antike Korinth einfach plattgemacht, nachdem es sich weigerte, sich ihm zu fügen. Ohne Rücksicht auf Verluste brannte er es nieder, ließ die Mauern schleifen und zerstörte die Fundamente. Architekten beginnen einen Wiederaufbau gerne auf geräumtem Gelände. Als zusätzliche Aufräumarbeit ließ Mummius alle Männer töten, verkaufte die Frauen und Kinder in die Sklaverei und verhökerte die Kunstschätze der Stadt auf dem Marktplatz in Rom. Mummius gründlich zu nennen war eine rhetorische Untertreibung. Doch das geschah in der schlimmen alten Zeit. Wir jedenfalls hofften, dass die Griechen das kapierten.
    Hundert Jahre lang blieb die einst reiche und berühmte Stadt Korinth ein Ödland. Dann ließ Julius Caesar sie in aller Pracht und Herrlichkeit wieder aufbauen. Korinth, voll mit Läden, Tempeln und Verwaltungsgebäuden, wurde erneut mit Freigelassenen und Ausländern besiedelt. Heutzutage war die Stadt ein Treffpunkt für Händler, Seeleute und leichte Mädchen, die Häuser und Märkte bevölkert mit Italienern, Judäern, Syrieren und eingewanderten Griechen aus anderen Gegenden.
    Der berühmte Isthmus war nur etwa acht römische Meilen breit. Es gab zwei Häfen, Lechaion an der westlichen Küste des Golfs (wo wir landeten) und Kenchreai an der östlichen. Viele landeten in dem einen, überquerten den Isthmus zu Fuß und bestiegen in dem anderen Hafen ein weiteres Schiff. Eine Alternative dazu bot der Diolkos, ein gepflasterter Schiffskarrenweg, der den Transport leerer Schiffe auf Radfahrzeugen quer über die Landbrücke erlaubte, um ihnen den Weg um den Peloponnes zu ersparen. Am engsten Punkt des Isthmus sahen wir zwei teilweise ausgehobene, unglaublich tiefe Rinnen für einen Kanal – eine von Neros verrückten Ideen, die mit seinem Tod endeten. Ich schätzte, dass es jetzt nie passieren würde.
    Korinth besaß eine Siedlung zu ebener Erde und eine steile, felsige Akropolis, die in die große Schleife der Stadtmauern einbezogen war. Wegen der vielen fliegenden Händler hat die Stadt Korinth nach allen Maßstäben unterstes Niveau. Wir hörten, dass die Akropolis nicht viel besser sei, allerdings leerer, weil Unruhestifter und Betrunkene nicht gerne auf Hügel klettern. Sowohl die Unter- als auch die Oberstadt besaßen Tempel für Apollon und Aphrodite, und beide hatten Brunnen für die berühmte Peirene-Quelle. Gaius und Cornelius bildeten sich ein, einer der Aphroditetempel sei für seine tausend offiziellen Prostituierten berühmt. Fragen Sie mich nicht, wer ihnen das erzählt hatte. Ich schwöre, ich war es nicht.
     
    Claudius Laeta hatte mir den Auftrag gegeben, dem Statthalter über Fortschritte zu berichten. Das würde ich mir zunutze machen. Ich wollte darauf bestehen, dass der Statthalter mir einen Passierschein für einen weiteren Besuch von Olympia ausstellte, diesmal unterstützt von einem bewaffneten Wächter.
    Er hätte es vielleicht getan, wenn er da gewesen wäre. Doch natürlich war in einer Welt, in der alle Römer, die es sich leisten konnten, mit Besichtigungstouren beschäftigt waren, der Statthalter in diesem Monat nicht anwesend. Als ich in seinem Palast vorstellig wurde, teilte man mir die schlechte Nachricht mit. Er war zu einem langen Sommerurlaub aufgebrochen – oder, wie es in seinem offiziellen Terminkalender hieß, auf dem Land zur »Inspektion von Meilensteinen« unterwegs.
    Nun ja, ich rechne nie damit, dass Statthalter arbeiten. Wie in so vielen ähnlichen Situationen musste ich mich mit einem Untergebenen begnügen. Und selbst der war angeblich in einer Besprechung, doch ein paar Witze mit dem Petitionsschreiber brachten mich trotzdem hinein. Und natürlich zog ich mal wieder den Hauptgewinn. Während der Statthalter fröhlich Meilensteine zählte, war sein Stellvertreter, der sich in Korinth um die Einhaltung römischer Gesetze kümmerte, kein anderer als – Aquillius Macer. Ganz genau. Immer noch feucht hinter seinen Segelohren, war er der Quästor, der die ursprünglichen Ermittlungen zum Mord an Valeria Ventidia vermasselt hatte.
    Ich hatte keine Hoffnung, dass Aquillius mir helfen würde, einen Mörder dingfest zu machen, den er nicht hatte finden können.
     
    »Ich muss sagen, Falco, dass ich noch nie eins von diesen Dingern

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