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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gesehen habe.« Er war um die fünfundzwanzig, hatte eine große römische Nase, dicke Backen, fleischige Lippen und einen üppigen Haarwuchs. Allerdings hatte er sich die Mühe gemacht, mich mit Erfrischungen zu versorgen. Wäre ich besserer Laune gewesen, hätte ich seine unerschütterliche Haltung vielleicht liebenswert gefunden. Er blickte auf mein Einführungsschreiben von Laeta, als wäre es ein vergifteter Pfeil in seinem Fuß. »Was wird denn nun von mir erwartet?«
    »Es als oberste Priorität zu behandeln und mir jede nur mögliche Unterstützung zu geben.«
    »In Ordnung. Was brauchen Sie von uns?«
    Ich probierte es aus. »Eine anständige Unterkunft, einen Schreiber, der kodieren kann, und eine Koppel trittsicherer Mulis. Am dringendsten eine schnelle Kommunikationsverbindung mit Rom.«
    »Wöchentliche Berichte an den Kaiser?«
    Wöchentliche Spielzeuglieferungen an meine Kinder. Aber einen Quästor sollte man lieber nicht mit diesen Tatsachen des Lebens behelligen. Ihm drohten ganz andere Sorgen. »Als Erstes müssen wir uns zusammensetzen, Aquillius. Sie müssen mir detailliert Bericht erstatten über diesen unglaublichen Pfusch bei dem Valeria-Ventidia-Fall.«
    Der Quästor wurde bleich. Ich zog die Daumenschrauben fester an. »Können Sie bitte die Reise der betroffenen Gruppe unterbrechen und sie festsetzen? Ich möchte diese Leute verhören. Ich kann mich zu ihnen begeben, oder sie können hergebracht werden, je nachdem, was logistisch einfacher ist.«
    Ich hatte gedacht, die Logistik würde ein neues Konzept sein. Aquillius überraschte mich. »Sie stehen Ihnen hier in Korinth zur Verfügung«, verkündete er sofort. »Ich habe sie in einem Gästehaus festgesetzt, was ihnen gar nicht gefällt. Sie beschweren sich dauernd. Sie sollten nach Rhodos und Troja weiterfahren, aber ich habe ihnen mitgeteilt, sie wären alle Verdächtige. Ich sagte ihnen, dass ein hochrangiger Ermittler herkommen würde.«
    Normalerweise war es eine ermüdende Angelegenheit, mit dem Palast zu tun zu haben. Aber manchmal konnte es für mich von Vorteil sein. Claudius Laeta hatte Aquillius glauben lassen, ich sei Vespasians bester Agent.
    Meine Verdächtigen zusammengepfercht zu haben war purer Luxus. Nur eines machte mir Sorgen. Als ich Aquillius nach Camillus Aelianus fragte, schien der Quästor nie von ihm gehört zu haben. Allerdings hätte sich Aulus auch nicht gerne unter Hausarrest stellen lassen. Er musste es vorausgesehen und sich rasch verdünnisiert haben. Darüber konnte ich mich kaum beschweren, denn schließlich hatte ich ihm beigebracht, so zu handeln.
    »Vielen Dank, dass Sie sie zusammengetrieben haben. Kann ich daraus schließen, dass der Statthalter diesen Fall eindeutig geklärt haben will?«
    »Nein«, erwiderte Aquillius unverfroren. »Er will sie direkt nach Italien zurückschicken. Beweisen Sie bitte, dass einer davon der Mörder ist, damit wir diese Bande loswerden. Wir können diese Kulturtouristen nicht ausstehen, Falco. Amateure, die überall herumwuseln, im Ausland Ärger verursachen …«
    »Ihnen Arbeit machen?«, meinte ich milde.
    »Sie haben ja keine Ahnung, wie viel!«
     
    Mir erschien es am besten, Aquillius gleich festzunageln. Sonst würde er, wenn ich über irgendwas mit ihm reden wollte, bestimmt wieder »bei einer wichtigen Besprechung« sein. Also forderte ich ihn auf, mir sofort einen Überblick über den Fall zu geben.
    »Nur ein paar rasche Einzelheiten«, versprach ich unaufrichtig. »Kein Grund, einen Protokollanten hinzuzuziehen … Sie waren also in Olympia, als Valeria Ventidia ermordet wurde?«
    »Berufsrisiko!« Er grinste. Vermutlich war er nicht bestechlich, ließ aber gerne fünf gerade sein. Die Chance, im nächsten Jahr die Olympischen Spiele zu besuchen, würde der beste Teil seines Auslandseinsatzes sein. »Arbeitsgruppe. Ich war zu einer Vorabbesichtigung der Sportstätten dort. Wir legen die Qualitätsanforderungen fest. Lassen die Leute wissen, dass Rom das Sagen hat.« Hatten sich fünf Tage lang sportlich betätigt und geglaubt, das würde als Arbeit durchgehen …
    »Der Statthalter wird zu den Spielen kommen?«
    »Ja, er übernimmt viele offizielle Pflichten.« Die darin bestehen würden, Schmiergelder an die Priester zu verteilen, Zimtkuchen mit den ehrbaren Damen des Rates der Sechzehn zu mümmeln, sich vielleicht in der Palästra zu betätigen (wofür ein kostenloser Passierschein und ein persönlicher Trainer auftauchen würden) oder mit seiner

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