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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Mätresse zu tändeln, falls er eine hatte. Sie würden im Leonidaion untergebracht sein, kostenlos, in einer der besten Suiten.
    »Rom im Ausland zu repräsentieren ist ein hartes Brot.«
    »Allerdings, Falco.«
    »Sie sind also zur Erkundung hingefahren, hatten aber plötzlich Ärger am Hals?«
    »Ich glaube, ich bin damit fertig geworden.«
    Ich enthielt mich jeder Bemerkung. »Zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen? Ich weiß, dass das Mädchen von Sklaven sehr früh am Morgen auf dem Skamma gefunden und dann von ihrem hysterischen Ehemann zum Zelt der Gruppe getragen wurde.«
    »Sie hatten Eheprobleme. Man wusste, dass sie sich am Tag zuvor gestritten hatten …«
    »War das ein einmaliges Ereignis oder Gewohnheit?«
    »Das passierte während der gesamten Reise. Ihre Beziehung war unbeständig. Sie hatten oft hitzige Auseinandersetzungen.«
    »War ihr letzter Streit etwas Besonderes?«
    »Wer weiß?«
    »Um was ging es?«
    »Die anderen sagten mir, es sei ständig um Erotisches gegangen. Nun ja«, meinte Aquillius und gab sich weltmännisch, »das ist es, was die meisten Touristen dauernd im Sinn haben.« Ich hob die Augenbrauen zu einer sanften Frage. »Sie haben alle über das Liebesleben der Götter gelesen. Dann fangen sie an, nach persönlichen Erlebnissen zu suchen. Wir haben die größten Probleme in den Tempeln«, teilte er mir verbittert mit.
    »Ah, die legendären korinthischen Tempelprostituierten.«
    »Nein, nein, mit den Profis gibt es keine Schwierigkeiten. Die sind ja auch schon seit Jahrhunderten da.«
    »Und worin besteht dann das Problem?« Privatermittlern ist für gewöhnlich nichts fremd, aber ich war misstrauisch.
    »Reisende wollen Aufregung. Wir haben sie dabei erwischt, Priester zu bestechen, sie nach Einbruch der Dunkelheit im Tempel herumlungern zu lassen, um atemlos auf ein lustvolles Erlebnis mit einem ›Gott‹ zu warten – der natürlich meist der Priester selber ist. Priester vögeln alles … Immer wieder müssen wir masturbierende männliche Besucher von Kultstatuen klauben, vor allem, wenn es eine schöne Skulptur ist.«
    »Widerlich!«
    »Das können Sie laut sagen.« Aquillius’ Abscheu wirkte echt. »Gute Beziehungen zu den Einheimischen aufrechtzuerhalten ist verdammt schwer, wenn römische Besucher kein Schamgefühl haben. Aber das ganze Gesabber hier ist noch nicht so schlimm wie das an der Aphrodite von Knidos …« Die Aphrodite von Knidos, ein Meisterwerk von Praxiteles, war die erste vollkommen nackte Statue, die je von einer Göttin angefertigt worden war, und wurde nach wie vor als bildhauerisches Meisterstück verehrt. Ich hatte Neros Kopie in Rom gesehen und war derselben Meinung. Aquillius schäumte immer noch weiter: »Wohlgemerkt, soviel ich gehört habe, sind die Knidier selbst daran schuld, nicht zuletzt deshalb, weil sie zusätzliches Eintrittsgeld für ein spezielles Tor verlangen, hinter dem man den exquisiten Po ihrer Aphrodite bewundern kann …«
    Sein weltmännisches Gehabe war bloße Fassade. Aquillius schien sich bei seinen schlüpfrigen Geschichten unwohl zu fühlen. Er wäre nicht die erste männliche Jungfrau, die für sein Land ins Ausland geschickt und dann rasch erwachsen wurde.
    »Also, Quästor, hat man Sieben-Stätten-Reisen der anstößigen mitternächtlichen Stelldicheins und Tempelentweihungen beschuldigt?«
    »Nicht auf dieser Reise«, erwiderte Aquillius.
    »Dann lassen Sie uns zum Ausgangspunkt zurückkehren. Welche Schlüsse haben Sie aus dem Mord an Valeria Ventidia gezogen?«
    »Wie ich Ihnen schon sagte: Der Ehemann hat es getan.«
    Ich blickte ihn an. »Irgendwelche Beweise?«
    »Der wahrscheinlichste Kandidat.«
    Ich ließ meinen Blick weiter auf ihm ruhen.
    »Hören Sie, Falco, die meisten anderen mochten das Mädchen. Keiner hatte etwas dabei zu gewinnen, ihr den Schädel mit einem Diskus einzuschlagen …«
    »Einem Sprunggewicht.«
    »Welchen Unterschied macht das?« Kaum einen, wenn man das tote Opfer war. Aber ihre Freunde und Familien, die Antworten wollten, verdienten Exaktheit. »Der Ehemann hat es natürlich abgestritten.«
    »Sie haben auch die anderen verhört?«
    »Stichprobenmäßig.« Wahrscheinlich eine sehr kleine Stichprobe. Es hätte mich nicht gewundert, wenn Aquillius nur den Reiseführer Phineus vernommen hatte. Phineus würde ihn mit einer Geschichte abgespeist haben, die Sieben-Stätten-Reisen am besten passte.
    »Wann wurde sie vermisst?«
    »Als sich die Leute zur Nachtruhe begaben. Dann ist

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