Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
dies das niederträchtigste ist. Und ich wiederhole es, mein Herr.«
»Sie hörten das, Herr Wicks?« rief Dodson.
»Sie werden diese Ausdrücke nicht vergessen, Herr Jackson«, sagte Fogg.
»Vielleicht beliebt es Ihnen, uns Betrüger zu nennen, Sir?« fragte Dodson. »Bitte Sie, Sir, wenn Sie sich aufgelegt fühlen – tun Sie es, Sir.«
»Ich tue es auch«, sagte Herr Pickwick; »Sie sind Betrüger.«
»Sehr schön«, versetzte Dodson, »Sie können es doch unten hören, Herr Wicks?«
»O ja, Sir«, antwortete Wicks.
»Sie werden besser tun, eine oder zwei Stufen weiter heraufzukommen, wenn Sie es nicht verstehen«, fügte Herr Fogg hinzu.
»Fahren Sie fort, mein Herr, fahren Sie fort. Es wäre noch besser, wenn Sie uns Diebe nennen würden, Sir; oder vielleicht beliebt es Ihnen, einen von uns tätlich anzugreifen? Tun Sie sich keinen Zwang an, Sir, wenn Sie Lust dazu haben; wir werden nicht den geringsten Widerstand leisten. Bitte, probieren Sie es nur!«
Da sich Fogg lockender Weise in den Bereich von Herrn Pickwicks geballter Faust stellte, so wäre zweifelsohne seine Bitte erfüllt worden, hätte sich nicht Sam, der Zeuge des Streites war, ins Mittel gelegt. Er rannte plötzlich aus der Schreibstube die Treppe hinauf und ergriff seinen Herrn beim Arm.
»Kommen Sie mit fort«, sagte Herr Weller. »Ballschlagen ist ein sehr hübsches Spiel, wenn nicht Sie der Ball und zwei Rechtsgelehrte die Ballschläger sind. In diesem Fall ist es zu erhitzend, um lustig zu sein. Kommen Sie mit mir, Sir. Wenn Sie sich dadurch Luft machen wollen, daß Sie jemand durchbläuen, so kommen Sie heraus in den Hof und bläuen Sie mich durch, aber hier ist die Sache etwas zu kostspielig.«
Und ohne die geringsten Umstände zog Herr Weller seinen Herrn die Treppe hinunter in den Hof. Nachdem er ihn sicher bis Cornhill gebracht hatte, trat er hinter ihn und schickte sich an, ihm zu folgen, wohin er ihn auch führen würde.
Herr Pickwick ging zerstreut vorwärts, bis er dem Rathaus gegenüberstand, und wandte dann seine Schritte Cheapside zu. Sam wurde neugierig, wohin es jetzt gehen sollte, als sich sein Herr umwandte:
»Sam, ich gehe jetzt gleich zu Herrn Perker.«
»Dahin hätten Sie gestern abend schon gehen sollen, Sir«, versetzte Herr Weller.
»Ich glaube das auch«, bemerkte Herr Pickwick.
»Und ich weiß es«, erwiderte Herr Weller.
»Nun, nun, Sam«, entgegnete Herr Pickwick, »‘s ist auch jetzt noch nicht zu spät. Aber vorerst muß ich ein Glas Grog haben, denn ich bin etwas aus der Fassung gebracht worden. Wo ist das wohl zu bekommen, Sam?«
Herrn Wellers Lokalkenntnisse in London waren ausgebreitet und speziell. Er antwortete, ohne sich im geringsten zu besinnen –:
»Im zweiten Hofe rechter Hand – das vorletzte Haus auf derselben Seite der Straße –- Sie setzen sich an die Tafel neben dem Kamin; denn die andern haben alle ein Bein in der Mitte, und das ist sehr unbequem.«
Herr Pickwick hielt sich genau an seines Dieners Angaben und trat, von diesem gefolgt, in die bezeichnete Schenke, wo ihm der warme Grog alsbald vorgesetzt wurde, während sich Herr Weller in achtungsvoller Entfernung, obwohl am gleichen Tische, niederließ und mit einer Pinte Porter bedient wurde.
Das Zimmer war recht ordinär und stand augenscheinlich unter dem besonderen Schutze der Lohnkutscher: denn verschiedene Herren, die ganz den Anschein hatten, als gehörten sie dieser gelehrten Profession an, tranken und rauchten an den verschiedenen Wandtischen. Unter ihnen zog besonders ein stämmiger, ältlicher Mann mit rotem Gesicht Herrn Pickwicks Aufmerksamkeit auf sich. Er saß am gegenüberstehenden Wandtische und rauchte ganz gewaltig. Aber jedesmal nach einem halben Dutzend Paffs nahm er seine Pfeife aus dem Mund und sah zuerst auf Herrn Weller und dann auf Herrn Pickwick. Dann begrub er in einem Maßkruge so viel von seinem Gesicht, als die Dimensionen des Gefäßes zu fassen vermochten, und warf seine Blicke abermals auf Sam und Herrn Pickwick. Das wiederholte er jedesmal, wenn er seiner Pfeife zugesprochen hatte, aus der er mit der Miene tiefen Nachdenkens qualmende Wolken blies. Endlich legte er seine Beine auf die Bank, lehnte sich rückwärts an die Wand und begann ohne weitere Unterbrechung zu paffen und durch den Rauch die neuen Ankömmlinge zu betrachten, als ob er sich vorgenommen hätte, ihnen so viel als immer möglich abzusehen.
Anfangs waren die Bewegungen des stämmigen Mannes der Beobachtung Herrn Wellers
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