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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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um ihn zu sprechen; denn ich weiß wohl, daß ich jetzt die ganze Nacht kein Auge schließen kann, weil ich nun nicht das ruhige Gefühl habe, die Angelegenheit einem Fachmann übergeben zu haben.«
    »Hier kommt eine alte Frau die Treppe herauf, Sir«, bemerkte Herr Weller. »Vielleicht weiß sie, wo wir jemand finden können. Holla, alte Dame, wo sind Herrn Perkers Leute?«
    »Herrn Perkers Leute?« sagte ein dürres, elend aussehendes, altes Weib, oben an der Treppe stehenbleibend, um Atem zu schöpfen: »Herrn Perkers Leute sind fort, und ich will eben die Schreibstube schließen.«
    »Sind Sie Herrn Perkers Magd?« fragte Herr Pickwick.
    »Ich bin Herrn Perkers Wäscherin«, antwortete das alte Weib.
    »Komisch«, sagte Herr Pickwick halb seitwärts zu Sam; »es ist doch sonderbar, Sam, daß man die alten Weiber in diesem Viertel Wäscherinnen nennt. Möchte doch wissen, warum das geschieht?«
    »Es kommt, glaube ich, daher, daß ihnen das Waschen in den Tod zuwider ist.«
    »Sollte mich nicht wundern«, erwiderte Herr Pickwick mit einem Blick auf die Alte, deren Äußeres sowie der Zustand der Schreibstube, die sie jetzt geöffnet hatte, einen eingewurzelten Widerwillen gegen die Anwendung von Seife und Wasser verriet. »Wissen Sie, wo ich Herrn Perker finden kann?«
    »Nein, ich weiß es nicht«, antwortete die Alte mürrisch; »er ist jetzt in der Stadt.«
    »Das ist mißlich«, versetzte Herr Pickwick. »Können Sie mir nicht sagen, wo sein Schreiber ist?«
    »O ja; aber er würde mir’s nicht sehr danken, wenn ich es Ihnen sagte«, erwiderte die Wäscherin.
    »Ich habe ein ganz besonderes Geschäft mit ihm«, fuhr Herr Pickwick fort.
    »Läßt sich das nicht morgen auch noch erledigen?« fragte das Weib.
    »Nicht gut«, erwiderte Herr Pickwick.
    »Nun ja, wenn es etwas ganz Besonderes ist«, sagte die Alte, »so will ich sagen, wo er ist; ich hoffe, ich werde keinen Ärger davon haben. Wenn Sie jetzt gerade in die Elster gehen und am Schenktisch nach Herrn Lowten fragen, so wird man Sie zu ihm führen, denn so heißt Herrn Perkers Schreiber.«
    Nachdem Herr Pickwick noch ferner belehrt worden war, das fragliche Gasthaus stehe in einem Hofe und habe den doppelten Vorteil, daß es in der Nähe von Clare Market sei und an die Rückseite von New-Inn stoße, so kam er mit Sam die gefährliche Treppe glücklich wieder hinunter und suchte die Elster auf.
    Diese beliebte Schenke, die Herr Lowten und Konsorten zum Schauplatz ihrer Zechgelage machten, war, was gewöhnliche Leute mit dem Namen »Kneipe« bezeichnet haben würden. Der Wirt war ein Mann, der sich aufs Geldmachen verstand. Das bezeugte ein kleiner Verschlag unter dem Schenkzimmerfenster, der an Gestalt und Größe einer Sänfte ähnlich sah und um billigen Preis an einen Schuhflicker vermietet war. Daß der Wirt aber zugleich ein menschenfreundliches Gemüt hatte, bezeugte seine Fürsorge für einen Pastetenbäcker, der seine Leckerbissen ungestört an der Türschwelle verkaufte. An den niederen Fenstern, die mit safranfarbenen Vorhängen geziert waren, steckten zwei bis drei gedruckte Karten und empfahlen Devonshire-Apfelwein und Danziger Sprossenbier. Eine große schwarze Tafel mit weißen Buchstaben aber zeigte einem verehrlichen Publikum an, daß 500 000 Fässer Doppelbier in den Kellern des Etablissements lägen, wobei sie den Geist in einer nicht unangenehmen Ungewißheit über die Richtung ließen, in der sich diese ungeheuren Gewölbe ausdehnen möchten. Fügen wir noch hinzu, daß ein wetterbeschädigtes Schild das halbverblichene Abbild einer Elster darstellte, die eine krumme Linie von brauner Farbe aufmerksam betrachtete – ein Gekleckse, das man den Nachbarn von Jugend auf als einen Baumstumpf bezeichnet hatte, so haben wir von dem Äußeren des Gebäudes alles gesagt, was nötig ist.
    Als sich Herr Pickwick vor dem Schanktisch blicken ließ, trat eine ältliche Frau hinter einem darinstehenden Schirm hervor.
    »Ist Herr Lowten hier, Madame?« fragte Herr Pickwick.
    »Ja, Sir«, erwiderte die Wirtin. »Charley, führe den Herrn zu Herrn Lowten.«
    »Der Herr kann jetzt nicht hinein«, erwiderte ein hinkender Laufjunge mit rotem Kopfe, »denn Herr Lowten singt eben ein lustiges Lied, und er würde ihn aus der Rolle bringen. Es wird indessen im Augenblick aus sein, Sir.«
    Der rotköpfige Laufjunge hatte kaum zu sprechen aufgehört, als ein allgemeines Hämmern auf die Tische, und ein lebhaftes Klingeln der Gläser ankündete, daß der

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