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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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einer halben Minute fühlen, Sir«, erwiderte Herr Gunter.
    »Ich bitte Sie um Ihre Karte«, sagte Herr Noddy.
    »Sie bekommen sie nicht, Sir«, entgegnete Herr Gunter.
    »Warum nicht, Sir?« fragte Herr Noddy.
    »Weil Sie sie an Ihren Spiegel stecken und dadurch die, die Sie besuchen, auf den falschen Glauben bringen würden, es sei ein Gentleman bei Ihnen gewesen, Sir«, entgegnete Herr Gunter.
    »Sir, ich werde morgen früh einen meiner Freunde zu Ihnen schicken«, sagte Herr Noddy.
    »Ich bin Ihnen für diese Mitteilung sehr verbunden, Sir, und werde meiner Magd den schärfsten Befehl geben, die Löffel wegzuschließen«, erwiderte Herr Gunter.
    Jetzt legten sich die übrigen Gäste dazwischen und machten beide Teile auf die Unziemlichkeit ihres Benehmens aufmerksam. Herr Noddy bat darauf um die Erlaubnis, versichern zu dürfen, daß sein Vater ein ebenso ehrenwerter Mann gewesen sei wie Herrn Gunters Vater, und Herr Gunter erwiderte, sein Vater sei in jeder Beziehung so ehrenwert gewesen wie Herrn Noddys Vater: und seines Vaters Sohn sei alle sieben Tage in der Woche ein ebenso rechtschaffener Mann wie Herr Noddy. Da diese Äußerungen als Vorspiel zur Erneuerung der Feindseligkeiten betrachtet wurden, so mischte sich die Gesellschaft zum zweiten Mal dazwischen. Nun aber entstand ein heftiges Hin- und Herreden und Gelärme, in dessen Verlauf Herr Noddy sich allmählich von seinen Gefühlen überwältigen ließ und laut bekannte, er habe von jeher eine aufrichtige Neigung für Herrn Gunter gehegt. Herr Gunter erwiderte, Herr Noddy sei ihm lieber als sein eigener Bruder: als Herr Noddy dies Geständnis hörte, stand er großmütig von seinem Sitz auf und bot Herrn Gunter seine Hand. Herr Gunter ergriff sie mit liebevoller Wärme, und alle sagten, der Streit sei auf eine Art geführt worden, die beiden Teilen zu hoher Ehre gereiche.
    »Um aber jetzt wieder recht ins Geleise zu kommen, Bob«, sagte Jack Hopkins, »so dächte ich, singen wir ein Liedlein«; worauf Hopkins unter stürmischem Applaus das »Den König segne Gott« anstimmte und, so laut er konnte, aber nach einer ganz neuen und nicht darauf passenden Melodie sang. Der Chor war das beste an der Sache, und da jeder der Herren nach der ihm bekanntesten Melodie sang, so konnte eine durchschlagende Wirkung nicht ausbleiben.
    Als der Chor mit dem ersten Verse zu Ende war, erhob Herr Pickwick bedeutungsvoll seine Hand und sagte unter allgemeinem Schweigen:
    »Ich bitte um Entschuldigung: ich glaube aber, es hat unten jemand gerufen.«
    Alles war mäuschenstill, und Herr Bob Sawyer erbleichte sichtbarlich.
    »Ich glaube, ich höre es wieder«, sagte Herr Pickwick. »Haben Sie doch die Güte, die Tür zu öffnen.«
    Dies war kaum geschehen, als alle Zweifel verschwanden.
    »Herr Sawyer! Herr Sawyer!« kreischte eine Stimme von unten herauf.
    »Es ist meine Wirtin«, sagte Bob Sawyer, in großer Verlegenheit um sich blickend. »Ja, Frau Raddle.«
    »Was soll das heißen, Herr Sawyer«, rief die gellende Stimme mit ungemeiner Zungenfertigkeit. »Ist es nicht genug, daß man um seinen Hauszins und um die baren Auslagen geprellt, und von Ihren Freunden, die doch Männer von Bildung sein wollen, geplagt und geschunden wird? Es scheint, Sie wollen auch noch das Haus einreißen, und lassen um zwei Uhr morgens einen Lärm aufführen, daß man mit den Feuerspritzen angefahren kommen könnte. Schicken Sie mir die sauberen Vögel fort.«
    »Sie sollten sich vor sich selber schämen«, schallte jetzt in einiger Entfernung die Stimme des Herrn Raddle, wie es schien, unter einer Bettdecke hervor.
    »Nein, du solltest dich schämen«, schrie Frau Raddle. »Warum kommst du nicht und wirfst alle miteinander die Treppe hinab? Wenn du ein rechter Mann wärest, so tätest du es.«
    »Ja, wenn ich noch ein Dutzend bei mir hätte, mein Schatz«, erwiderte Herr Raddle friedfertig: »allein die Herren sind mir an Zahl überlegen, mein Schatz.«
    »Pfui, du Memme«, erwiderte Frau Raddle mit unaussprechlicher Verachtung. »Wollen Sie diese Gauner fortjagen oder nicht, Herr Sawyer?«
    »Sie sind eben im Begriff zu gehen, Frau Raddle; sie gehen ja schon«, erwiderte der erbarmungswürdige Bob. Und zu seinen Freunden sagte Herr Bob Sawyer: »Ich dachte, es wäre am besten, Sie gingen jetzt. Ich bin auch der Meinung, daß Sie zu viel Lärm machen.«
    »Das ist aber sehr schade«, sagte der Geck. »Jetzt fangen wir erst an, recht in Stimmung zu kommen.«
    Der Grund für diese Äußerung aber

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