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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Billigung einen Mahagonischrank betrachtete.
    Offenbar hatte die Art, wie sein Herr die Karte aufgenommen, den Gepuderten günstiger für Sam gestimmt; denn er kehrte freundlich lächelnd zurück und sagte, die Antwort werde sogleich folgen.
    »Schon gut«, erwiderte Sam. »Sagen Sie dem alten Herrn, er brauche sich nicht zu eilen. Es hat keine große Eile, Herr Sechsfuß. Ich habe bereits zu Mittag gespeist.«
    »Sie speisen also früh, Sir?« bemerkte der Gepuderte.
    »Ich finde, daß mir dann das Abendessen besser schmeckt«, erwiderte Sam.
    »Sind Sie schon lange in Bath, Sir?« fragte der Gepuderte. »Ich habe noch nie das Vergnügen gehabt, von Ihnen zu hören.«
    »Ich habe bisher noch kein großes Aufsehen hier gemacht«, erwiderte Sam, »denn ich und die anderen Herren sind erst heute abend angekommen.«
    »Ein schöner Ort, Sir«, meinte der Gepuderte.
    »Scheint so«, bemerkte Sam.
    »Eine angenehme Gesellschaft, Sir«, fuhr der Portier fort. »Sehr artige Dienerschaften, Sir.«
    »Das will ich meinen«, erwiderte Sam. »Freundliche, nicht eingebildete Leute, die nicht viel Federlesens machen.«
    »Ja, das ist wahr, Sir«; sagte der gepuderte Lakai, der Sams Bemerkung offenbar für ein großes Kompliment hielt. »Das ist wahr. Belieben Sie ein Prischen, Sir?« fügte er hinzu, indem er ihm eine kleine Schnupftabaksdose mit einem Fuchskopf auf dem Deckel hinbot.
    »Ich muß zu sehr niesen«, erwiderte Sam.
    »Ja, Sir«, sagte der lange Portier, »das Schnupfen ist allerdings schwer; doch nach und nach geht es schon. Am besten lernt man es am Kaffee. Ich habe lange Kaffe geschnupft, Sir. Er sieht ganz aus, wie der Rappee .«
    Hier versetzte ein scharfes Klingeln den gepuderten Lakaien in die schmähliche Notwendigkeit, den Fuchskopf wieder einzustecken und mit unterwürfiger Miene in Herrn Bantams »Studierzimmer« zu eilen. Beiläufig gesagt, wir haben nicht leicht einen Mann gekannt, der lesen oder schreiben konnte, und nicht irgendein kleines Hinterzimmer in seinem Hause sein Studierzimmer genannt hätte.
    »Hier ist die Antwort, Sir«, sagte der Gepuderte. »Ich fürchte fast, sie ist ihrer Größe wegen etwas unbequem.«
    »Hat nichts zu sagen«, erwiderte Sam, einen Brief in einem kleinen Kuvert in Empfang nehmend. »Möglich, daß meine erschöpfte Natur das noch tragen kann.«
    »Ich hoffe, wir werden uns wiedersehen, Sir«, sagte der Gepuderte, indem er sich die Hände rieb und Sam bis an die Tür begleitete.
    »Sie sind gar zu gütig, Sir«, erwiderte Sam. »Strengen Sie sich nur nicht über Ihre Kräfte an. Bedenken Sie, was Sie der menschlichen Gesellschaft schuldig sind, und schaden Sie sich nicht durch zu vieles Arbeiten. Um Ihrer Mitgeschöpfe willen halten Sie sich so ruhig wie möglich, und überlegen Sie wohl, wie schmerzlich man Ihren Verlust empfinden würde.«
    Mit diesen pathetischen Worten entfernte sich Sam wieder.
    »Ein höchst sonderbarer junger Mensch«, meinte der bepuderte Lakai, Herrn Weller mit einer Miene nachblickend, in der deutlich geschrieben stand, daß er aus ihm nicht klug werden konnte.
    Sam seinerseits sprach nichts mehr. Er blinzelte, schüttelte den Kopf, lächelte, blinzelte abermals und lief lustig seines Wegs dahin, mit einem Ausdruck auf seinem Gesicht, das nicht daran zweifeln ließ, daß ihm irgend etwas großes Vergnügen machen müsse.
    Präzis zwanzig Minuten vor acht Uhr am selben Abend sprang Angelo Cyrus Bantam, Esquire, der Kurdirektor, vor dem Kurhaus aus seinem Wagen mit derselben Perücke, denselben Zähnen, derselben Uhr nebst Petschaft, denselben Ringen, derselben Busennadel und demselben Stocke. Die einzigen bemerkbaren Veränderungen in seinem Aufzuge bestanden darin, daß er einen noch glänzenderen blauen Frack mit weißseidenem Futter, enge, schwarze Beinkleider, schwarze seidene Strümpfe, Tanzschuhe und eine weiße Weste trug, und dabei womöglich noch etwas süßer duftete.
    So geschmückt, begab sich der Kurdirektor zur pünktlichen Erfüllung der wichtigen Obliegenheiten seines hochwichtigen Amtes in die Gemächer, um die Gesellschaft zu empfangen.
    Da Bath sehr besucht war, so strömten sowohl Gäste wie Fünfpfennig-Kavaliere zum Tee in Massen herein. Im Ballsaal, in dem achteckigen Spielzimmer, in dem langen Spielzimmer, auf den Treppen und in den Gängen, überall herrschte Gedränge und verworrenes Summen, so daß man kaum sein eigen Wort hörte. Kleider rauschten, Federn schwankten, Kerzen leuchteten und Juwelen funkelten. Musik

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