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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Schwierigkeiten fand.
    »Es ist allerdings sehr warm, Mylord«, bemerkte der Kurdirektor.
    »Verteufelt heiß«, bekräftigte der ehrenwerte Herr Crushton.
    »Haben Sie den Postwagen Seiner Herrlichkeit schon gesehen, Bantam?« fragte er nach einer kurzen Pause, während der der junge Lord Mutanhed Herrn Pickwick durch vornehm stolzes Mustern aus der Fassung zu bringen versuchte und Herr Crushton sich besonnen hatte, über welchen Gegenstand Seine Herrlichkeit wohl am besten sprechen könne.
    »Nein, noch nicht«, antwortete der Kurdirektor. »Ein Postwagen? Welch ein herrlicher Einfall! Me-erkwürdig!«
    »Gütigew Gott«, sagte Seine Lordschaft, »ich dachte, jedewmann müsse den neuen Postkawwen schon gesehen haben; es ist das netteste, ziemlichste, awtigste Ding, was je auf Wädewn gelaufen ist, woth angemalt und mit einem isabellfawbigen Schecken davow.«
    »Und mit einem wirklichen Briefkasten, alles ganz vollständig«, setzte der ehrenwerte Herr Crushton hinzu.
    »Und einem kleinen Nowsitz mit eisewnew Lehne füw den Kutschew«, ergänzte Seine Lordschaft. »Ich fuhw gestewn Mowgen damit in einem Kawmoisinwock nach Bwistol und ließ zwei Dienew eine Viewtelstunde hinten nachweiten; und da waw es zu schön, wie die Leute aus den Häusewn stüwzten und mich anhielten und fwagten, ob ich nichts füw sie hätte. Das waw ein Hauptspaß.«
    Bei dieser Anekdote lachte Seine Lordschaft recht herzlich und die Zuhörer natürlich auch. Sodann schob er seinen Arm durch den des dienstfertigen Herrn Crushton und entfernte sich.
    »Ein entzückender junger Mann, dieser Lord«, sagte der Kurdirektor.
    »Es scheint so«, bemerkte Herr Pickwick trocken.
    Nachdem alle nötigen Einleitungen und Anordnungen zum Tanze getroffen waren und derselbe seinen Anfang genommen hatte, suchte Angelo Bantam Herrn Pickwick wieder auf und führte ihn ins Spielzimmer.
    Eben als sie eintraten, umschwebten die verwitwete Lady Snuphanuph und zwei andere Damen von antikem, whistlustigem Aussehen einen unbesetzten Spieltisch. Kaum erblickten sie Herrn Pickwick in Begleitung des Herrn Angelo Bantam, so wechselten sie bedeutsame Blicke mit einander, in denen klar und unverkennbar lag, das sei gerade der Mann, dessen sie bedürften, um ein Spielchen zu machen.
    »Mein lieber Bantam«, sagte die verwitwete Lady Snuphanuph in schmeichelnder Weise, »tun Sie uns doch den Gefallen und suchen Sie uns einen passenden Mitspieler.«
    Da Herr Pickwick in diesem Augenblick zufällig nach einer andern Seite sah, so winkte Ihre Herrlichkeit mit dem Kopf nach ihm und runzelte ausdrucksvoll die Stirne.
    »Mylady«, sagte der Kurdirektor, der den Wink verstand, »mein Freund, Herr Pickwick, wird sich unendlich glücklich schätzen. Herr Pickwick – Lady Snuphanuph – Frau Oberst Wugsby – Fräulein Bolo.«
    Herr Pickwick verbeugte sich vor jeder der drei Damen, und da er einsah, daß hier kein Entrinnen war, so ergab er sich in sein Schicksal. Herr Pickwick und Fräulein Bolo spielten gegen Lady Snuphanuph und die Frau Oberst Wugsby.
    Eben als die zweite Partie begann und der Trumpf schon auflag, rannten zwei junge Damen ins Zimmer und stellten sich von beiden Seiten neben dem Stuhl der Frau Oberst Wugsby auf, wo sie geduldig warteten, bis das Spiel vorüber war.
    »Nun, Jane«, sagte die Frau Oberst, sich gegen eines der Mädchen wendend, »was gibt’s?«
    »Ich möchte Sie nur fragen, Mama, ob ich mit dem jüngsten Herrn Crawlei tanzen darf«, flüsterte die hübschere und jüngere der beiden Töchter.
    »Um Gottes Willen, Jane, wie kannst du an so etwas denken?« erwiderte die Mutter entrüstet. »Hast du nicht schon oft genug gehört, daß sein Vater bloß achthundert Pfund jährlich besitzt, die mit seinem Tode wegfallen? Ich muß mich für dich in die Seele hinein schämen. Nein, um keinen Preis.«
    »Mama«, flüsterte die andere, die viel älter als ihre Schwester und dabei unendlich einfältig und affektiert war, »Lord Mutanhed ist mir vorgestellt worden. Ich habe gesagt, ich sei, glaube ich, nicht engagiert, Mama.«
    »Du bist mein liebes Kind«, erwiderte die Frau Oberst, mit dem Fächer auf die Wange der Tochter klopfend; »auf dich kann ich mich immer verlassen. Er ist unermeßlich reich, meine Liebe. Gott segne dich.«
    Mit diesen Worten küßte sie ihre älteste Tochter aufs zärtlichste, runzelte gegen die andere warnend die Stirn und mischte die Karten.
    Der arme Herr Pickwick! Er hatte noch nie mit drei ausgelernten Whistspielerinnen gespielt.

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