Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
ertönte – nicht die Tanzmusik, die noch nicht begonnen hatte, sondern die Musik zarter und sanfter Fußtritte, und dann und wann jenes leise Kichern und Flüstern weiblicher Stimmen, das so angenehm für das Ohr ist – in Bath, wie überall. Von allen Seiten glänzten und funkelten strahlende Augen voll wonniger Erwartung. Wohin man blickte, schwebte eine herrliche Gestalt anmutvoll durch das Gedränge, und war kaum verschwunden, als eine andere, ebenso schöne und bezaubernde an ihre Stelle trat.
Im Teezimmer und an den Kartentischen erblickte man eine große Anzahl wunderlich ausstaffierter alter Damen und abgelebter alter Herren, die all das abgeschmackte Tagesgeschwätz und Geklatsch mit sichtbarer Freude und Vergnügen abhandelten. Unter diesen Gruppen befanden sich drei oder vier Ballmütter, die ihre Töchter gern unter die Haube gebracht hatten und in die Unterhaltung, an der sie teilnahmen, ganz vertieft zu sein schienen, dabei aber nicht ermangelten, von Zeit zu Zeit ihren lieben Kinderchen besorgte Seitenblicke zuzuwerfen. Diese, der mütterlichen Ermahnungen, ihre Blütezeit zu benutzen, eingedenk, hatten bereits ihre kleinen Koketterien begonnen, indem sie absichtlich verlegte Halstücher suchten, Handschuhe anzogen, Tassen auf den Tisch stellten usw.; dem ersten Anschein nach unbedeutende Dinge, mit denen man aber bei einiger Übung und Erfahrung erstaunlich viel erreichen kann.
An den Türen und den entfernten Winkeln trieben sich größere oder kleinere Haufen alberner junger Herren herum, naseweise Zierbengel, die durch kindisches Benehmen und Abgeschmacktheiten allen verständigen Leuten zum Gespött wurden. Sie fühlten sich überglücklich in dem Gedanken, Gegenstände der allgemeinen Bewunderung zu sein – eine weise, barmherzige Fügung Gottes, worüber kein gutgesinnter Mensch klagen kann.
Auf einigen der hintern Bänke endlich hatte eine Anzahl unverheirateter Damen, die ihr gefährliches Alter bereits hinter sich hatten, ihre Plätze für den Abend eingenommen. Sie tanzten nicht, weil sich keine Tänzer für sie fanden, spielten auch nicht Karten, um nicht unrettbar ledig zu bleiben. Daher befanden sie
sich in der günstigen Lage, über jedermann schimpfen zu können, ohne an sich selbst zu denken, – wir sagen: über jedermann, denn es war alles da, und alles war Fröhlichkeit, Glanz und Pracht, lauter elegant gekleidete Herren und Damen, prachtvolle Spiegel, glänzende Fußböden, duftende Blumenkränze, strahlende Wachskerzen. Überall aber hüpfte in stiller Freundlichkeit von Ort zu Ort, bald vor dieser Gesellschaft demütig sich verbeugend, bald jener vertraulich zuwinkend und alle wohlgefällig anlächelnd, die zierlich geschniegelte Person des Kurdirektors Angelo Cyrus Esquire umher.
»Kommen Sie in das Teezimmer. Trinken Sie für Ihre sechs Pence. Man gießt siedendes Wasser auf und nennt es Tee. Trinken Sie«, sagte Herr Dowler mit lauter Stimme zu Herrn Pickwick, der mit Frau Dowler am Arm der kleinen Gesellschaft voranging.
Herr Pickwick verfügte sich in das Teezimmer, und als Herr Vantam, Esquire umher.[** hier fehlt etwas**] zieher durch das Gedränge und bewillkommte ihn mit Begeisterung.
»Mein teurer Herr, ich fühle mich unendlich geehrt. Ba-ath darf sich glücklich schätzen. Madame Dowler, Sie verschönern diese Räume. Ich gratuliere Ihnen zu Ihren Federn. Fa-belhaft.«
»Sind Herrschaften hier?« fragte Dowler zweifelhaft.
»Herrschaften! – Die Elite von Ba-ath! Herr Pickwick, sehen Sie die Dame dort mit dem Gazeturban.«
»Die dicke alte Frau?« fragte Herr Pickwick unschuldig.
»Pst, mein teurer Herr – in Ba-ath ist niemand dick oder alt. Es ist die verwitwete Lady Snuphanuph.«
»Wirklich?« fragte Herr Pickwick.
»Wie ich Ihnen sage, keine geringere Person«, entgegnete der Kurdirektor. »Kommen Sie doch näher, Herr Pickwick. Sie sehen wohl den prachtvoll gekleideten jungen Herrn dort?«
»Den mit den langen Haaren und der auffallend niedrigen Stirne?« fragte Herr Pickwick.
»Ja; das ist gegenwärtig der reichste junge Mann in Ba-ath, der junge Lord Mutanhed.«
»Donnerwetter!« sagte Herr Pickwick.
»Sie werden ihn sogleich sprechen hören, Herr Pickwick. Er wird sich mit mir unterhalten. Der andere Herr bei ihm mit der roten Weste und dem dunklen Backenbart ist der ehrenwerte Herr Crushton, sein Busenfreund. Wie befinden Sie sich, Mylord?«
»Sehw heiß hiew, Bantam«, bemerkte seine Lordschaft, die beim Aussprechen des ›R‹ einige
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