Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
stellte er sich mit dem Rücken an das Feuer und überschaute, behaglich seinen Kirschengeist schlürfend, die Küche. Er beschreibt sie als einen großen, mit Backsteinen gepflasterten und mit einem geräumigen Kamin versehenen Raum, die Decke verziert mit Schinken, Speckseiten und Zwiebelreihen, die Wände mit Hetzpeitschen, Sätteln, Zäumen und einem alten verrosteten Gewehr, unter welchem stand »Geladen!«, was es auch, laut derselben Quellenangabe, vor wenigstens einem halben Jahrhundert gewesen ist. In der einen Ecke tickte eine ehrwürdige alte Wanduhr, und eine silberne von gleichem Alter hing an einem der vielen Haken über dem Anrichttisch.
    »Fertig?« fragte der alte Herr, als seine Gäste gewaschen, geflickt, gebürstet und mit Branntwein erquickt waren.
    »Stehen zu Diensten«, versetzte Herr Pickwick.
    »So bitte ich Sie, mit mir zu kommen«, fuhr Herr Wardle fort und führte sie durch mehrere dunkle Gänge in das Wohnzimmer, gefolgt von Herrn Tupman, der einige Augenblicke gezögert hatte, um von Emma einen Kuß zu erhaschen, wofür er gebührend durch einige Püffe gezüchtigt wurde.
    »Willkommen«, sagte der gastliche Wirt, öffnete die Tür und trat ein, um sie anzumelden. »Willkommen, meine Herren, in Manor Farm!«

Siebentes Kapitel
    Eine altmodische Spielpartie. – Die Verse des Geistlichen. – Erzählung von der Rückkehr des Sträflings.
     
    Mehrere der in dem alten Wohnzimmer versammelten Gäste standen auf, um Herrn Pickwick und seine Freunde bei ihrem Eintreten zu begrüßen, und während der Zeremonie des mit allen nötigen Formalitäten behandelten Vorstellen« fand Herr Pickwick Muße, das Äußere der Anwesenden zu prüfen und Vermutungen über ihren Stand und Charakter anzustellen – eine Gewohnheit, der er, gleich manchen andern großen Äüännern, gern nachzuhängen pflegte.
    Eine sehr alte Dame mit einer hohen Haube und in einem verblichenen seidenen Kleide – keine geringere Person als Herrn Wardles Mutter – hatte den Ehrenplatz im rechten Kaminwinkel: dort prangten verschiedene Zeugnisse, daß sie ihrem Jugendgeschmack auch im Alter treu geblieben, in der Form alter Muster, gewirkter Landschaften von gleichem Alter und rotseidener Teekesselhalter von einer neueren Periode, an den Wänden.
    Die Tante, die zwei jungen Damen und Herr Wardle umdrängten den Lehnstuhl der alten Frau und wetteiferten miteinander, ihr unablässig ihre Aufmerksamkeiten zu bezeigen. Die eine hielt ihr das Hörrohr, die andere eine Pomeranze, die dritte ein Riechfläschchen, während der vierte eifrig damit beschäftigt war, die Kissen zu ordnen, in die sie sich lehnte. Gegenüber saß ein alter Herr mit kahlem Kopf und einem Gesicht, in dem sich Wohlwollen und guter Humor ausdrückten – der Geistliche von Dingley Dell – und neben ihm seine Ehehälfte, eine rüstige, blühende alte Dame, die ganz so aussah, als ob sie nicht allein die Kunst, Herzstärkungen zu anderer Leute Zufriedenheit zu bereiten, gründlich verstünde, sondern dieselben auch gelegentlich zu ihrer eigenen kostete. In einem Winkel des Zimmers sprachen ein kleiner Mann mit einem Gesicht wie ein Borstorfer Apfel und ein dicker alter Herr miteinander: und noch zwei oder drei alte Herren und noch zwei oder drei alte Damen saßen kerzengerade und regungslos auf ihren Stühlen und glotzten Herrn Pickwick und seine Reisegefährten an.
    »Herr Pickwick, Mutter!« schrie Herr Wardle der alten Dame ins Ohr.
    »Ah,« sagte sie, den Kopf schüttelnd, »ich kann es nicht verstehen.«
    »Herr Pickwick, Großmutter!« schrien die beiden jungen Damen zugleich.
    »Ah«, rief die alte Dame. »Doch es kommt auf eins heraus: er wird sich wohl um eine alte Frau, wie ich bin, wenig kümmern.«
    »Ich versichere Sie, Madame,« versetzte Herr Pickwick, ihre Hand erfassend und so laut redend, daß sein menschenfreundliches Antlitz von der Anstrengung krebsrot wurde, »ich versichere Sie, Madame, daß mich nichts mehr erfreut, als der Anblick einer Dame in Ihren Jahren im Kreise einer so edlen Familie, deren Haupt sie ist, zumal wenn sie dabei noch so jugendlich und wohl aussieht.«
    »Ach,« erwiderte die alte Dame nach einer kleinen Pause, »das ist gewiß alles sehr schön gesagt, aber ich kann nichts davon hören.«
    »Großmutter ist gerade nicht in bester Laune«, sagte Fräulein Isabella Wardle mit leiser Stimme; »sie wird aber bald mit Ihnen sprechen.«
    Herr Pickwick gab durch Nicken seine Bereitwilligkeit zu erkennen, gegen die

Weitere Kostenlose Bücher