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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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mehr zu essen und zu trinken kaufen konnten, so mußte ich den Karren aufstellen. Das tat ich also.
    Ich konnte das liebe Kind nicht dazu bringen, sich hinzulegen oder mich loszulassen, und ich hatte auch gar nicht das Herz dazu; so stellte ich mich denn auf das Trittbrett, während sie sich an meinem Hals festklammerte. Sie lachten alle, als sie uns so sahen, und ein Schafskopf von einem Bauer (den ich deswegen haßte) machte das Angebot: »Zwei Pence für sie!«
    »Nun, ihr Bauerntölpel«, sage ich, mit einem Gefühl, als hinge mein Herz wie ein schweres Gewicht am Ende einer zerrissenen Fensterleine, »ich warne euch, daß ich im Begriff bin, euch das Geld aus der Tasche zu zaubern. Denn ich will euch so viel mehr geben, als euer Geld wert ist, daß ihr in Zukunft, wenn ihr am Sonnabend euren Lohn ausgezahlt kriegt, immer nach mir Ausschau halten werdet, um das Geld bei mir anzulegen. Aber ihr werdet vergeblich warten, und warum? Weil ich mein Glück dadurch gemacht habe, daß ich meine Waren en gros um fünfundsiebzig Prozent unter Einkaufspreis losgeschlagen habe, und infolgedessen nächste Woche als Herzog ins Oberhaus berufen werde. Nun laßt mich wissen, was ihr heute abend braucht, und ihr sollt es kriegen. Aber vor allem, soll ich euch sagen, warum ich diese Kleine an meinem Hals hängen habe? Ihr wollt das nicht wissen? Nun sollt ihr’s erst recht hören. Sie ist eine von den Elfen. Sie kann wahrsagen. Sie kann mir alles über euch zuflüstern und mir genau sagen, ob ihr eine Sache kaufen wollt oder nicht. Braucht ihr zum Beispiel eine Säge? Nein, sie sagt, ihr braucht keine, weil ihr zu ungeschickt seid, um mit ihr umzugehen. Sonst wäre hier eine Säge, die für einen tüchtigen Mann ein Segen fürs ganze Leben wäre – für vier Schilling, für dreieinhalb, für drei, für zweieinhalb, für zwei, für achtzehn Pence. Aber keiner von euch soll sie zu irgendeinem Preis kriegen, wegen eurer bekannten Ungeschicklichkeit, deretwegen die Sache reiner Mord würde. Dasselbe gilt für diesen Satz von drei Hobeln, die ich euch auch nicht verkaufen werde; so bietet also nicht darauf. Nun will ich sie einmal fragen, was ihr braucht.« (Dabei flüsterte ich: »Dein Kopf ist so heiß, daß ich fürchte, er tut dir sehr weh, mein Liebling«, worauf sie, ohne ihre festgeschlossenen Augen zu öffnen, antwortete: »Ein klein wenig, Vater.«) »Oh, diese kleine Wahrsagerin sagt mir, ihr bräuchtet ein Notizbuch. Weshalb habt ihr es denn nicht gleich gesagt? Hier ist es. Guckt es euch an. Zweihundert Seiten extrafeines satiniertes Velinpapier – wenn ihr’s mir nicht glaubt, so zählt sie nach –, vollständig liniiert für eure Ausgaben, ein wenig gespitzter Bleistift, um sie niederzuschreiben, ein Federmesser mit doppelter Klinge, um sie auszuradieren, ein Buch mit gedruckten Tabellen, um euer Einkommen danach zu berechnen, und ein Feldstuhl zum Hinsetzen, während ihr damit beschäftigt seid. Halt! Noch etwas! Ein Sonnenschirm, um den Mondschein abzuhalten, wenn ihr in einer pechfinsteren Nacht damit beschäftigt seid. Nun will ich euch nicht fragen, wieviel für die Partie, sondern wie wenig. Wie wenig denkt ihr wohl? Sprecht nur ohne Scham, weil meine Wahrsagerin es bereits weiß.« (Ich tat so, als flüsterte ich, aber ich küßte sie, und sie mich.) »Nun, sie sagt, ihr denkt an so wenig wie drei Schilling und drei Pence! Ich hätte es nicht glauben können, selbst von euch nicht, wenn sie es mir nicht gesagt hätte. Drei Schilling und drei Pence! Und gedruckte Tabellen mit dabei, die euer Einkommen bis zu vierzigtausend Pfund im Jahr berechnen! Bei einem Einkommen von vierzigtausend Pfund im Jahr geizt ihr mit drei Schilling und drei Pence. Nun, dann will ich euch meine Meinung sagen. Ich verachte die drei Pence so, daß ich lieber drei Schilling dafür nehme. Hier. Für drei Schilling, drei Schilling, drei Schilling. Zugeschlagen. Gebt sie dem glücklichen Mann dort.«
    Da überhaupt niemand geboten hatte, sah sich jedermann um und einer grinste den andern an, während ich das Gesicht meiner kleinen Sophy betastete und sie fragte, ob sie sich schwach oder schwindlig fühle.
    »Nicht sehr, Vater. Es wird bald vorüber sein.«
    Dann wandte ich mich von den hübschen, geduldigen Augen, die jetzt offen waren, ab und wieder meinen Kunden zu. Ich sah nichts als grinsende Gesichter beim Schein meiner Talgpfanne und fuhr fort, sie in meinem Stil anzureden.
    »Wo ist der Schlächtergeselle?« (Mein kummervolles Auge

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