Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
Heichen
Diese Autobiografie des Clowns Joseph Grimaldi aus dem 19. Jahrhundert wurde von Dickens herausgegeben. Grimaldi war zu seiner Zeit eine berühmte Persönlichkeit und wurde als erster, weißgeschminkter Clown anerkannt. Das Originalmanuskript Grimaldis wurde ihm größtenteils diktiert, es war 400 Seiten lang und wurde im Dezember 1836 fertig gestellt. Die Veröffentlichung dieser überlangen Version wurde jedoch verweigert und Anfang des Jahres 1837 unterzeichnete Grimaldi einen Vertrag zur Manuskriptbearbeitung bei dem unbekannten Grub Street Schriftsteller Thomas Egerton Wilks. Grimaldi starb jedoch bald nach Vertragsabschluss und Wilks beendete das Werk, indem er den Originaltext kürzte, zusammenfasste und zusätzliches Material einfügte, welches auf Gesprächen mit Grimaldi beruhte. Dabei gibt er keine Hinweise darauf, welche Teile seiner Version tatsächlich von Grimaldi und welche Teile von ihm selbst stammen.
Im September 1837 bot Wilks die Memoiren Richard Bentley an, dem Herausgeber der Zeitschrift Bentley’s Miscellany . Bentley kaufte sie, nachdem er das Urheberrecht aus Grimaldis Nachlass erworben hatte, fand aber, dass sie immer noch zu lang und schlecht überarbeitet waren. Daraufhin fragte er seinen beliebten jungen Verfasser Charles Dickens, der zu der Zeit fünfundzwanzig Jahre alt war, die Biografie nochmal neu zu schreiben und aufzubereiten. Dickens war zuerst dazu geneigt, die Arbeit abzulehnen, woraufhin ein besserer Lohn und bessere Bedingungen zu Dickens Gunsten vereinbart wurden. Es bleibt bis heute ein Rätsel, zu welchen Teilen das Werk von Grimaldi, Wilks oder Dickens stammt.
Eine zeitgenössische Illustration von Joseph Grimaldi
Grimaldi von John Cawse, 1807
Erstes Kapitel
Sein Großvater und Vater. – Seine Geburt und erstes Erscheinen auf den Theatern in Drury-Lane und Sadlers-Wells. – Seines Vaters Strenge. – Der Earl von Derby und die Perücke. – Die Vermögensbüchse und der Guttätigkeit Lohn. – Seines Vaters Scheintod, und sein und seines Bruders Benehmen dabei.
Joseph Grimaldi’s Großvater väterlicherseits war sowohl dem französischen als italienischen Publikum als ein ausgezeichneter Ballett-Tänzer bekannt. Er war so gewandt und stark, daß man ihm den Beinamen »Eisen-Bein« gab. Dibbin erzählt in seiner Geschichte der Bühne mehrere hierauf bezügliche Anekdoten von ihm, wie denn auch deren viele im Umlaufe sind; die nachstehende ist vollkommen wahr. Eines Abends tat er auf der Bühne einen ungewöhnlich hohen Sprung, vielleicht in einem, durch die Anwesenheit des türkischen Gesandten, der sich mit seinem Gefolge in der Seiten-Loge befand, veranlagten absonderlichen Enthusiasmus. Er zerbrach dabei einen der Kronleuchter, die in jener Zeit über den Bühnen-Türen hingen, wobei dem Gesandten ein Stück vom Glasgehänge in das Auge oder doch das Gesicht flog. Da die Würde des gewichtigen Mannes verletzt war, wurde eine förmliche Klage bei dem französischen Hofe erhoben, der an Eisen-Bein das ernste Gebot ergehen ließ, um Verzeihung zu bitten, was Eisen-Bein auch in seiner gebührenden Form zu seiner eigenen, des Hofes, des Publikums und mit einem Worte, jedermanns großer Belustigung tat. Die große Angelegenheit endigte mit einem Kuplet.
Der erste Grimaldi in England war Eisenbein’s Sohn und Joseph’s Vater. Er kam im Jahre 1760 als Dentist der Königin Charlotte nach England. Er war in Genua geboren, war ausgezeichnet als Dentist, wendete sich aber mit noch größerer Vorliebe der Tanzkunst zu, bat die Königin bald nach seiner Ankunft in England, ihn zu entlassen, und fing an Tanz- und Fecht-Unterricht zu geben, wobei er seinen Schülern bisweilen kleine Proben seiner vormaligen Kunst gab. In jenen Tagen der Menuetts in Kotillons waren die Tanzübungen eine weit mühsamere und ernsthaftere Angelegenheit, als sie es jetzt sind, und die jüngeren Zweige des Adels und der Reichen beschäftigten Grimaldi fortwährend. Es wurde gesagt, er habe seine Stelle bei Hofe infolge unfeinen Benehmens und einer Respekt-Widrigkeit gegen den König verloren, welche Beschuldigung sein Sohn sich stets sehr zu Herzen nahm, und deren Grundlosigkeit zur Genüge daraus hervorging, daß sich der König und die Königin bei allen möglichen Gelegenheiten stets als seine huldreichen Beschützer erwiesen.
Grimaldi gelangte auf seiner neuen Laufbahn zu einem bedeutenden Rufe, und wurde daher zum Balett-Meister und ersten Buffon beim
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