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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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wohl.«
    »Nicht recht wohl!« wiederholte die junge Dame, und zwar mit solcher Teilnahme, daß der arme Joe wieder all seinen Empfindungen unterlag, und da er tatsächlich unwohl und angegriffen war, gab er sich vergeblich alle Mühe, ein vergnügtes Gesicht zu zeigen, sodaß er in helle Tränen ausbrach.
    Die junge Dame blickte ihn eine Weile lang erschüttert an, dann sagte sie im Tone des innigsten Mitleids:
    »Ihnen ist, wie ich sehe, wirklich nicht Wohl, Sie haben sich recht verändert, was ist Ihnen denn?… Sagen Sie es mir doch, bitte!«
    Der junge Mensch, der die Erregbarkeit seines Vaters, ohne die schlimme Seite derselben geerbt haben mochte, warf sich auf einen Stuhl, weinte wie einKind und machte vergebliche Versuche, ein paar Worte zu stammeln, die aber völlig unverständlich waren. Miß Hughes bemühte sich nun in aller Liebenswürdigkeit, ihn zu beruhigen. In demselben Augenblicke trat Mrs. Lewis ein, sie überraschte das junge Paar in seiner sentimentalen Situation. Grimaldi glaubte sich recht lächerlich gemacht zu haben, sprang auf und eilte hinaus.
    Mrs. Lewis, an Jahren und Erfahrung in solchen Dingen reicher als die jungen Leutchen, schwieg zunächst, überlegte, was sie gesehen hatte, und sprach am folgenden Morgen Grimaldi, der nach einer schlaflosen Nacht sich durch allerlei trübe Gedanken verwirrt erschien, und ratlos, all seiner süßen Hoffnungen beraubt, im Garten umherirrte.
    »Du lieber Gott, Joe! Wie verzagt Sie aussehen! Was fehlt Ihnen denn?« fragte ihn die alte Dame.
    Zuerst gab er ausweichende Antworten. Da er aber in ihre Klugheit und wohlmeinende Gesinnung großes Vertrauen setzte, legte er ihr, nachdem er ihr das Versprechen abgenommen, kein Sterbenswort zu sagen, Generalbeichte ab. Mrs. Lewis erklärte sich auf der Stelle bereit, seine Herzallerliebste auszuforschen. In erster Linie gab sie ihm den Rat, einen Brief abzufassen und in Bereitschaft zu halten, worin er ihr all seine Gefühle offenbarte. Verliefe ihre Unterredung mit ihr günstig, dann solle der Brief am andern Morgen abgegeben werden.
    Grimaldi folgte diesem Rate und verwandte nun all sein Können auf ein solches Schreiben. Endlich hatte er das schwere Stück Arbeit fertig gebracht, aber mit dem Resultat derselben war er just nicht zufrieden, bald gefiel ihm ein Satz nicht, bald hatte er an dem und dem Worte auszusetzen. Schließlich ließ er es aber so, wie es war, ging nach Sadlers Wells, hütete sich aber, einen Fuß in die Garderobe zu setzen, undspielte seine Abendrolle mit einem Feuer und einer Verve, wie kaum je zuvor.
    Sobald er sich umgekleidet hatte, ging er wieder zu Mrs. Lewis, die ihm ohne alles Zögern mitteilte, was sich seit dem Vormittage zugetragen hatte, sie sagte ihm ihre Meinung darüber, verschwieg aber das, was sie für ungünstig und zweifelhaft hielt.
    Mrs. Lewis hatte der jungen Dame zuerst ihr Erstaunen darüber ausgedrückt, daß Joseph seit einiger Zeit gar so schlecht aussähe. Darauf hatte die junge Dame geäußert, das sei freilich wohl der Fall, wobei es Mrs. Lewis schien, als ob es der jungen Dame recht lieb gewesen wäre, wenn dieses Thema weiter gesponnen würde, als ob sie aber nicht recht wisse, wie sie es anstellen solle, es weiter zu führen.
    »Was mag ihm denn nun fehlen?« hatte sie gefragt.
    »Nun, ich weiß es, meine Liebe. Joseph ist verliebt.«
    »Verliebt? Ei, was!« hatte sie darauf geantwortet.
    »Jawohl, und zwar bis über die Ohren. In solchem Zustande habe ich einen jungen braven Menschen noch nie gesehen.«
    »Und in wen mag er sich denn verguckt haben?« hatte Miß Hughes gefragt und dabei anscheinend gleichgiltig den Blick auf einen vor ihr liegenden Gegenstand gerichtet.
    »Das ist noch ein Geheimnis. Ich kenne wohl ihren Namen, aber sie – das Mädchen – weiß noch nichts davon, daß er sie liebt. Nun soll ich ihr deshalb morgen abend einen Brief überreichen, worin er sich offen über alles ausspricht.«
    »Ich möchte den Namen gar zu gern wissen.«
    »Ich kann ihn aber nicht nennen, denn ich habe Joe das Versprechen gegeben, vorerst noch reinen Mund darüber zu halten. Wenn Ihnen aber garsoviel daran liegt, ihn zu erfahren, dann läßt sich schließlich eins tun: Ich kann Ihnen die Aufschrift des Briefes zeigen. Auf diese Weise kann ich Sie schließlich einweihen, ohne mein Wort zu brechen.«
    Miß Hughes war darüber vor Freude schier aus dem Häuschen geraten, hatte auf der Stelle Zeit und Stunde mit Mrs. Lewis verabredet, worauf dann sich diese

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