Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
von Quäkern in den Straßen der Stadt herumlaufen sah, sank ihm freilich der Mut. Howard tröstete ihn jedoch und machte ihm die besten Hoffnungen, und der Erfolg gab ihm auch recht. Grimaldi trat als Scaramuz auf, und mit soviel Beifall, daß er noch einen zweiten Abend zugeben mußte, an welchem er als Acres auftrat. Beide Abende war das Haus so gut wie ausverkauft, und von der Einnahmen beider Abende kamen auf seinen Teil 86 Pfund: ein Ergebnis, mit dem er um so zufriedener war, als er doch so gut wie nichts erwartet hatte.
Am zweiten Tage nach seiner Ankunft in Preston ereignete sich ein kleiner Vorfall, der ihn so sehr amüsierte, daß er ihn in einer Pantomimen-Szene zu benutzengedachte. Als er bei einem Barbier eintrat, um sich den Bart abnehmen zu lassen, sah er ein allerliebstes junges Mädchen im Laden sitzen, mit einer Näharbeit beschäftigt, das sich von seinem Stuhle erhob, ihn zu begrüßen.
Grimaldi fragte nach dem Herrn Barbier.
»Er ist nur einen Augenblick hinausgegangen«, versetzte das Mädchen, »und muß gleich wieder da sein.«
Grimaldi antwortete, er wolle wiederkommen, machte einen Gang durch die benachbarten Straßen, traf zufällig Mr. Howard und ging mit ihm nach der Barbierstube zurück. Er fand denselben noch immer nicht anwesend, machte seinem Verdrusse, zum zweiten Male umsonst gekommen zu sein, durch ein paar grillige Worte Luft und wollte zum andern Male gehen. Da fragte ihn Howard, ob er mit dem Barbier etwas wichtiges zu sprechen hätte.
»Durchaus nicht,« antwortete Grimaldi, »bloß barbiert möchte ich sein.«
»O, wenn Sie mir das vorhin gesagt hätten«, sagte das Mädchen darauf, »so konnten Sie Ihren Bart schon längst los sein. Ich bediene ja die meisten Kunden vom Vater, ob er zu Hause ist oder nicht.«
Howard erklärte, daß ihn das Mädchen wohl schon an fünfzig Male rasiert habe. Grimaldi setzte sich nun und ließ sich einseifen, konnte aber seiner Lachlust nicht Herr werden, als ihm das Mädchen unter das Kinn griff, und wollte, als es ihm gar mit einem Stückchen Löschpapier an die Nasenspitze faßte, schier bersten vor Lachen. Das Mädchen mußte auch lachen, Mr. Howard auch, und Grimaldi schnitt die possierlichsten Gesichter. Da trat der Barbier in seine Stube, und ihm kam die Szene, deren unvermuteter Zeuge er wurde, auch so drollig vor, daß er in ein schallendesGelächter ausbrach, auf einen Stuhl sank, sich vor Lachen den Bauch halten mußte und in abgerissenen Worten rief:
»Nein, solch einen schnurrigen Kauz, wie den Herrn, den mein Mädchen unterm Messer hat, habe ich, weiß Gott! mein Lebtag noch nicht bei mir gesehen!« Und dann rief er wieder: »Wissen Sie, lieber Mann, schneiden Sie bloß nicht mehr Gesichter, sonst muß man ja noch ersticken!«
Als sich zuletzt alle vier ausgelacht hatten, vollendete der Barbier das von seiner Tochter begonnene Werk. Grimaldi gab dem Mädchen einen Schilling als Donceur und verabschiedete sich, nachdem sich auch Mr. Howard hatte rasieren lassen.
Am 24. fuhr er nach Liverpool, nachdem er seine Gelder kassiert und allerhand Einkäufe bewirkt hatte; denn es war Brauch und Sitte bei ihm, einen Teil der Einnahmen bei den Geschäftsleuten der betreffenden Stadt zu lassen.
Zwanzigstes Kapitel
Neue Triumphe in der Provinz. – Bologna, und seine Knickrigkeit. – Sonderbare Manieren, Geld zu sparen.
Da Grimaldi in Liverpool kein Engagement und auch keine Zeit hatte, eins anzunehmen, hielt er sich nur zwei Tage dort auf und begab sich nach Hereford. Sein erster Gang war zu Mr. Crisp, der ihn gleich ins Theater mitnahm.
Grimaldi war außer sich, als er sah, daß dieses nur aus einer gewöhnlichen viereckigen Stube bestand, worin die kaum vier Ellen breite und hohe Bühne aufgeschlagen war. Der Kopf des Steinernen Gastes im Don Juan wurde durch die herunterhängenden Kulissen verdeckt, also für die Zuschauer vollständig unsichtbar, was um so verdrießlicher war, als von ihrem Nicken die Wirkung einer der besten Szenen beim Scaramuz abhing.
Grimaldi machte aus seinem Verdrusse kein Hehl und erklärte ohne weiteres, auf solcher Bühne unmöglich vier Abende spielen zu können, auch wenn man ihn dazu verpflichtet hätte. Mr. Crisp einigte sich nun so mit ihm, daß er zweimal nur in Hereford, die andernbeiden Male aber in Worcester spielen solle, wo ja, wie ihm bekannt war, ein besser beschaffenes Theater sich befand.
Er machte in den beiden Städten wieder eine sehr beträchtliche Einnahme.
Da ihn nun
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