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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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in der Provinz nichts mehr fesselte, begab er sich, um seine Ruhe zu genießen, nach Cheltenham. Dort verlebte er die Zeit bis zur zweiten Septemberwoche und kam auch wieder einmal mit seinem alten Freunde, dem Seiltänzer Richer, zusammen, der sein Metier an den Nagel gehängt und die Witwe eines vermögenden Geistlichen geheiratet hatte, mit ihr auf sehr vornehmem Fuße und allem Anscheine auch sehr glücklich lebte.
    Aus seinen Gastspielen in der Provinz hatte er alles in allem bare 1425 Pfund gelöst: weit mehr, als er damit zu erzielen gehofft hatte.
    Als er wieder nach London zurückkehrte, war das erste, was ihm zu Ohren kam, die Kunde von der ganz miserablen Saison, die soeben das Sadlers-Wells-Theater beendigt hatte. So etwas war wirklich seit seinem Bestehen noch nicht erlebt worden. Da Grimaldi im Covent-Garden-Theater nichts mehr zu verrichten hatte, machte er Gebrauch von einer Aufforderung des Birminghamer Direktors Elliston, vier Abende bei ihm zu gastieren. Zusammen mit Mr. Brunton, Ellistons Regisseur, trat er zweimal hintereinander auf und gewann dabei 70 Pfund.
    Dann spielte er zweimal hintereinander in Leicester, dann eine ganze Woche hindurch in Chester.
    Als er dort im Weißen Löwen vorfuhr, traf er Bologna, der kurz vorher aus der Londoner Diligence gestiegen und expreß von London herübergeholt worden war, um zusammen mit Grimaldi in der »Mutter Gans« aufzutreten.Über dieses völlig unvermutete Wiedersehen waren beide höchlich erfreut, ließen sich ein besonderes Zimmer anweisen und bestellten ein gemeinschaftliches Diner. Grimaldi merkte sehr bald, daß Bolognas Manier, an allen Ecken und Enden zu knickern, eher zu-, statt abgenommen hätte, denn sobald die Frau Wirtin mit dem ersten leckeren Gericht erschien, verzog sich sein Gesicht zu einer wahren Leichenbittermiene, und als die Wirtin nun gar sagte, sie wisse recht gut, was für wohlrenommierte Herren sie heute beehrt hätten, und werde es an nichts fehlen lassen, was die Bequemlichkeit und Stimmung der Herren irgend erhöhen könne, da wurde es Bologna so unheimlich zumute, daß er dem Freunde leise sagte, ihm scheine es besser, sich anderswo einzuquartieren, denn hier hätten sie doch mit Bestimmtheit darauf zu rechnen, daß sie gehörig geschnitten werden würden.
    »Aber glauben Sie doch das nicht!« erwiderte Grimaldi.
    »Sehen Sie bloß diesen Luxus mit der Tischwäsche und dem Service! Und die gesamte Zimmereinrichtung! Ich sage Ihnen, dafür werden wir böse berappen müssen! Nein, nein, Joe! Ich, mache, daß ich weiter komme!«
    »Sie können natürlich machen, was Ihnen beliebt, Bologna«, erwiderte Grimaldi, »wenn Sie aber meinen Rat hören wollen, dann bleiben wir, wo wir sind, denn ich weiß aus Erfahrung, daß man in den besten Gasthäusern immer am billigsten wohnt. In den gewöhnlichen Gasthäusern bekommt man alles bloß schlecht, und hat schließlich genau dieselben Kosten.«
    Bologna ließ sich zum Bleiben bestimmen, nahm sich aber vor, sich nur auf die allernotwendigsten Ausgaben zu beschränken, und betätigte diesen Entschluß, sobald der Kellner eintrat und Nachfrage hielt, ob die beiden Herren ein Nachtmahl wünschten.
    »Nachtmahl!« rief Bologna; »na, weiter fehlte nichts. Ich speise nie zur Nacht, weil dies das ungesündeste ist, was der Mensch tun kann.«
    »Für mich«, befahl Grimaldi dem Kellner, »wollen Sie ein Nachtmahl herrichten lassen.«
    »Und was wünschen der Herr?« fragte der Kellner.
    »Sagen Sie der Wirtin, daß ich ihr anheimstelle, was sie mir herrichten will, sie soll nur etwas recht gutes heraussuchen.«
    »Na, Sie werden einen feinen Groschen Geld bezahlen können«, meinte Bologna, als der Kellner die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Hierauf gingen sie aus, um in der elften Stunde ins Gasthaus zurückzukommen. Bald standen ein paar feiste Rebhühner vor Grimaldi. Bologna schielte mit hungrigem Magen, wie Grimaldi es sich schmecken ließ, fand aber seinen Trost in dem Bewußtsein, sein schönes Geld behalten zu können. Während Grimaldi es sich gut schmecken ließ, ging er in der Stube auf und ab, trat endlich an den Tisch und fragte, ob die Rebhühner auch gut seien. Grimaldi antwortete, er besinne sich kaum, welche von solchem Wohlgeschmack je vorher gegessen zu haben.
    Bologna schritt von neuem auf und ab und riß endlich an der Klingel.
    Als der Kellner kam, verlangte er eine Portion gerösteten Käse. Als er sie bekommen hatte, fragte er Grimaldi, ob er hier jeden Abend so

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