Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
Tanzunterricht gegeben habe.« – Er setzte hinzu, »daß sich Grimaldi, sofern er ihm je einmal gefällig sein könne, sich ohne allen Rückhalt an ihn wenden möge.«
In früheren Jahren hatte Grimaldi häufig Georg den Vierten, und zwar noch, als Prinz von Wales, in Drury Lane gesehen, und König Wilhelm besuchte als Herzog von Clarence ebenso oft Covent-Garden, wo sein schlichtes, anspruchsloses Wesen im Gegensatz zu dem abgeschmackten Geckentum der anderen jungen Herren vom Hochadel allgemein vorteilhaft auffiel, und zu mancherlei Bemerkungen Veranlassung wurde, die für die letzteren nichts weniger als schmeichelhaft ausfielen.
Grimaldi trat einmal hastig in das Garderobenzimmer und war nicht wenig erstaunt, den Herzog vonClarence zu erblicken, im Gespräch mit einigen seiner Knaben, die er oft einmal ins Theater mitnahm.
Grimaldi verbeugte sich nicht ohne Verlegenheit und wollte sich wieder entfernen, der Herzog forderte ihn jedoch auf zu bleiben.
»Ich bitte Ihre Königliche Hoheit um Vergebung«, sagte er; »denn ich muß fürchten zu stören.«
»Stören?« wiederholte er lächelnd; »nicht doch! Ich bin der einzige, der hier stört.«
Bei diesen Worten stand er auf und wollte nicht eher wieder Platz nehmen, als bis sich Grimaldi in seiner Nähe gesetzt hatte.
Die Saison in Covent-Garden schloß am 17. Juli. Zwei Tage später hatte er sein Benefiz in Sadlers-Wells, das ihm beinahe 250 Pfund einbrachte, und am folgenden Morgen reiste er ab, um seine Gastspielreise in die Provinz anzutreten. Zunächst ging es nach Liverpool, wo er vom 27. Juli bis zum 19. August spielte. Seine Einnahme betrug hier 327 Pfund, also mehr, als er im Jahre vorher hier gelöst hatte.
Von Liverpool begab er sich nach Lancaster, dessen Theater ein Gegenstück zu dem in Berwick war. Hier trat er an zwei Abenden auf und machte eine Einnahme von 112 Pfund.
Von Lancaster reiste er nach Newcastle, wo er fünfmal auftrat und als seinen Gewinnanteil 244 Pfund einstrich. Hier bekam er ein Schreiben von Harris, worin ihm angezeigt wurde, daß er am 7. September in Covent-Garden sein müßte, da dort die Saison eröffnet würde. Das zwang ihn, sein Engagement in Edinburg aufzugeben, was ihm höchst verdrießlich war, da er bloß eine Tagereise von Edinburg entfernt war und dort auf eine Einnahme von mindestens 500 Pfund hätte rechnen dürfen.Er kehrte nach London zurück und hatte nach ein paar Tagen eine sehr unangenehme Auseinandersetzung mit Harris.
»Ei, Joe!« rief ihm dieser, sichtlich verwundert, entgegen; »ich habe auf ein Wiedersehen mit Ihnen erst in etwa drei Wochen gerechnet!«
Seinerseits nicht weniger verwundert, rief Grimaldi:
»Was? erst in drei Wochen?«
»Freilich, ich habe gemeint, Sie wollten in Schottland spielen!«
»Freilich war das meine Absicht, Sie schrieben mir aber doch, daß ich in diesen drei Tagen wieder hier sein müßte, und ich habe meine Edinburger Reise und bare fünfhundert Pfund schießen lassen, um Ihrer Aufforderung auf der Stelle nachzukommen.«
»Ah, jetzt sehe ich, wie die Sache steht… Sie sind gleich an dem Tage von Newcastle abgereist, an welchem Ihnen mein Schreiben zukam?«
Grimaldi bejahte.
»Schade! Ich habe mich gleich darauf anders besonnen und Ihnen auch wieder geschrieben, daß Sie bis zur ersten Oktoberwoche bleiben könnten. Da Sie nun aber hier sind, wollen wir schon Arbeit für Sie finden. In der anderen Woche werden wir es ein paar Abende mit »Mutter Gans« versuchen.«
Grimaldi sagte nichts darauf, Harris bemerkte seine trostlose Miene und setzte hinzu:
»Lassen Sie es nur gut sein! Denn was Ihr Edinburger Engagement angeht, so will ich Sie seinerzeit schon auf diese oder jene Weise zu entschädigen suchen.«
Grimaldi bedankte sich bei ihm, und Mr. Harris vergaß auch nicht, was er versprochen hatte.
Während seines Aufenthaltes in Newcastle fiel ihm ein, daß dorther der beste Lachs käme, den man in London kannte, und daß er auch seinen Namen nach der Stadt führte. Darum dachte er, sich ihn wohl schmecken zu lassen an der Stätte, wo er doch sicher am besten sein müßte, und bestellte sich ein Gericht davon zum Abendbrote.
Der Kellner antwortete: »Sehr wohl, Sir!« aber in einem Tone, wie wenn er den Auftrag nicht recht verstanden hätte.
Grimaldi fragte ihn deshalb noch einmal, ob er gehört habe, was er wünsche.
»Allerdings, Sir«, antwortete der Kellner, »Sie sollen auch bekommen, was Sie bestellt haben.«
Grimaldi kam nun am Abend in den
Weitere Kostenlose Bücher