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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Gasthof zurück. Der Appetit auf Lachs hatte ihm schon unterwegs den Mund wässerig gemacht. Er fand den Tisch bereits gedeckt. Der Kellner trug eine verdeckte Schüssel auf, hob die Glocke auf, und Grimaldi erblickte – nicht Lachs, sondern Hammelkoteletten.
    »Ich habe ja eingemachten Lachs bestellt«, sagte er.
    »Ach, ich bitte um Verzeihung, Sir«, sagte der Kellner, nicht ohne Verlegenheit.
    »Sie haben es wohl vergessen, Kellner?« fragte Grimaldi.
    »Hm, ja – es kann sein – ich muß es wirklich vergessen haben.«
    »Na, ich kann ja auch Koteletten essen; aber vergessen Sie es, bitte, nicht wieder, daß ich morgen abend Lachs haben will.«
    »Gewiß nicht, Sir«, antwortete der Kellner, und damit hatte die Sache für diesen Abend ihr Ende.
    Am nächsten Abend lud Grimaldi den Direktor ein, mit ihm zu speisen. Der Tisch war gedeckt, siesetzten sich, die Glocke wurde abgehoben, und sie sahen – ein Beefsteak.
    »Was ist denn das?« fragte Grimaldi den Kellner; »haben Sie den Lachs wieder vergessen?«
    »Ich – ich – glaube wirklich, Sie hätten Beefsteak befohlen, Sir. Ich werde Sorge tragen, daß Sie morgen abend Lachs bekommen.«
    »Vergessen Sie es aber ja nicht zum dritten Male! Ich reise übermorgen ab, und es ist mir daran sehr viel gelegen!«
    »Verlassen Sie sich darauf, Sir!«
    Am folgenden Abende fand Grimaldis Benefiz statt. Das Haus war wieder sogut wie ausverkauft, Grimaldi trat als Acres und als Clown auf, nahm sein Geld in Empfang, sagte dem Direktor Lebewohl und eilte ermüdet, sich noch immer auf den Lachs freuend, nach seinem Gasthofe zurück.
    »Nicht vergessen, Kellner?«
    »Nein, Sir.«
    »Schön! bringen Sie mir noch die Rechnung, denn ich reise morgen in aller Frühe ab.«
    Der Kellner entfernte die Glocke. Diesmal hatte man Kalbskoteletten darunter verborgen. Grimaldi wurde unwillig und befahl dem Kellner, den Wirt heraufzurufen, der gleich darauf erschien.
    Grimaldi trug ihm seine Beschwerde vor, die der Wirt durchaus nicht verstand, bis es endlich nach vielem Hin- und Herreden zur Sprache kam, daß gepökelter Lachs keinem Menschen in Newcastle bekannt war und nur nach London verschickt werde. Der einfältige Kellner hatte keine Ahnung davon gehabt, was Grimaldi eigentlich hatte haben wollen. Es war ihm aber zuwidergewesen, sich als unwissend zu bekennen, und er hatte es daher für das beste gehalten, die am meisten begehrten Gerichte der Reihe nach zubereiten zu lassen in der Hoffnung, endlich doch das richtige zu finden.
    Grimaldi besichtigte auf dieser Reise, jedoch nur sehr oberflächlich, ein Kohlenbergwerk. Durch eine interessante Schilderung, die ihm der Theaterdirektor davon gegeben, war seine Neugier geweckt worden. Er wurde in einem Korbe 2 – 300 Fuß hinuntergelassen, und kaum hatte der Führer, der ihn unten im Stollen in Empfang genommen, ein paar Schritte weiter geführt, als ein Kohlenklumpen von drei Tonnen Gewicht dicht hinter ihm herunterstürzte.
    »Jesus! Was ist denn das?« rief Grimaldi in großer Bestürzung.
    »Was denn weiter?« wurde ihm geantwortet, »es ist bloß ein bißchen, Kohle heruntergerutscht … das passiert immer ein paarmal tagsüber.«
    »So? Na, ich – danke!« rief Grimaldi und lief eilends wieder zum Förderkorbe; »fahren Sie mich lieber gleich wieder hinauf!«
    Der Korb kam wieder herunter, und Grimaldi konnte es kaum erwarten, bis er wieder oben war. Er verspürte nicht im geringsten Neigung, sich den Kopf von »einem bißchen« Kohle einschlagen zu lassen.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
     
    Gewinn und Verlust. – Grimaldis Sohn auf dem Covent-Garden-Theater. – Sein letztes Engagement in Sadlers-Wells. – Die Riesen im Dubliner Pavillon. – Beunruhigender Gesundheitszustand. – Sein Engagement beim Koburg-Cheater. – Mr. Harris Liberalität. – Grimaldis letztes Auftreten in Covent-Garden. – Besuch in Cheltenham und Birmingham. – Oberst Berkeley, Mr. Charles Kemble und Mr. Bunn.
     
    Durch seine sechswöchentliche Gastspielreise im Jahre 1818 gewann Grimaldi 680 Pfund, aber die schlechte Saison in Sadlers-Wells verschlang die ganze Summe wieder, und er besaß abermals weiter nichts als sein Salär; indessen hoffte er auf Ersatz in der nächstfolgenden Saison.
    Die Weihnachtspantomime in Covent-Garden war »Harlekin Donquichotte«. Sie fand nicht den Beifall, den die früheren Pantomimen auf dieser Bühne gefunden hatten, obwohl Grimaldi darin zuerst als Sancho Pansa und dann als Clown auftrat. Man ließ daher im April

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