Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
hatten darin Rollen.
Ostern wurde Sadlers-Wells auf drei Saisons an den mit Grimaldi befreundeten Mr. Egerton, einen Schauspieler vom Covent-Garden-Theater, verpachtet; Grimaldi konnte sich aber mit einigen Paragraphen des Vertrags nicht zufrieden geben, sodaß er es vorzog, seine Unterschrift zu verweigern. Dadurch kam es zu einem gespannten Verhältnis zwischen ihm und Egerton. Obgleich dasselbe anhielt, bewahrte Grimaldi dem einstigen Freunde doch immer eine hohe Achtung, die er gewiß auch verdiente.
Im Herbste begaben sich Ellar und Grimaldi Vater und Sohn wieder nach Dublin, verweilten vorher aber noch fünf Wochen in Birmingham, dessen Theaterdamals in dem Besitze eines Mr. Bunn war. Beide traten hier in der Pantomime »Mönch Baco« auf, die wohl über fünfzigmal gegeben wurde. Mr. Bunn war, wie von ihm bekannt war, höchst liberal und zahlte Grimaldi wöchentlich 20, seinem Sohne 9 Pfund, wozu noch für jeden ein Benefiz aus halben Gewinn an der Einnahme hinzukam.
Grimaldi wurde damals zu seinem unsäglichen Schmerz gewahr, daß es mit seiner Gesundheit immer schlechter wurde, und daß ihm ein frühes und gebrechliches Alter winkte. Am achtzehnten Spielabend wurde ihm im Theater so übel, daß er sich krank melden und einen Arzt zu Rate ziehen mußte. Nach acht Tagen war er wohl wieder so weit, daß er spielen konnte, – er fühlte aber, daß er nicht mehr der alte war, daß seine Kräfte vielmehr zusehends schwächer wurden. Die bösen Ahnungen, die ihn beschlichen, sollten sich auch bald erfüllen, und zwar so plötzlich, daß er selbst, aller früheren Anzeichen ungeachtet, davon überrascht wurde.
Am 6. Dezember reisten sie von Dublin ab nach London zurück, und schon am Tage nach ihrer Rückkehr begannen die Weihnachtsproben in Covent-Garden. Grimaldi hatte die Reise sehr angegriffen; er fühlte sich schwächer denn je vorher.
Die Pantomime, in der er wieder mit seinem Sohne zusammen auftrat, war: »Der gelbe Zwerg«. Sie wurde 44 Mal gegeben, Grimaldi wollte aber trotzdem nicht daran glauben, daß sie beim Publikum in sonderlich großer Gunst stände. Er spielte die Titelrolle, während sein Sohn als Midshipman auftrat.
Sein Gesundheitszustand wurde im Verlauf des Sommers zusehends schlechter. Auf ein paar Tage wurde es wohl dann und wann besser; vielleicht hätteer sich auch jetzt noch, da er in Sadlers-Wells nicht mehr aufzutreten brauchte, den Rest seiner Kräfte erhalten können, wenn er sich hätte entschließen können, während seiner Ferien sich völliger Ruhe hinzugeben. Aber der Pächter des damaligen Koburg- und heutigen Viktoria-Theaters, Mr. Glossop, machte ihm ein so vorteilhaftes Angebot, daß er nicht widerstehen konnte. Er verpflichtete sich zu einem sechswöchentlichen Gastspiele, das ihm eine so bedeutende Summe brachte, daß er es sicher verlängert hätte, wäre ihm nicht so unwohl geworden, daß er der Bühne gänzlich Valet sagen mußte.
Man riet ihm zu einer Brunnenkur in Cheltenham. Im August reiste er dorthin ab, ließ sich aber, als er sich halbwegs besser fühlte, von seinem alten Kollegen Farley, der das dortige Theater gepachtet hatte, zu einem zwölfmaligen Gastspiele bewegen. Er machte eine Einnahme von 150 Pfund und kehrte merkwürdigerweise gesunder und heiterer nach London zurück, als er gerechnet hatte, sodaß er bei Eröffnung der Saison im Covent-Garden-Theater mitwirken konnte.
»Harlekin und Werwolf« mit dem Untertitel »Die schlummernde Schönheit« hieß die Pantomime dieser Saison. Sie fand wiederum die beifälligste Aufnahme. Freilich hatte Mr. Harris es an Fleiß und Kosten nicht fehlen lassen und verstand es auch, seinen Eifer auf die Mitglieder seiner Truppe zu übertragen, für deren Winke und Ratschläge er immer ein williges Ohr hatte. Sämtliche Kostüme wurden auf Direktionskosten angeschafft. Von den Darstellern erhielt jeder ein Maß Wein so oft die Pantomime gegeben wurde, am Tage der ersten Aufführung sogar eine Einladung zu einem splendiden Diner im Piazza-Kaffeehause, wohin sie sich nach beendigter Probe begaben. Farley führte hierbei den Vorsitz, während Brandon sein Stellvertreter war.In dem Stücke wirkte sowohl Grimaldi als sein Sohn. Es hielt sich bis Ostern 1823. Dann wurde das von Farley verfaßte Melodrama »Das Sonnen-Gesicht oder die Peruanische Waise« gegeben. Grimaldi hatte darin eine Hauptrolle, die er aber schon an den ersten Abenden nur mit äußerster Anstrengung durchzuführen vermochte. Es fing ihm an Kraft zu
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