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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Eatanswiller Postkutsche herabstiegen. Große blaue Seidenfahnen flatterten an den Wänden des Gasthauses zum Stadtwappen, und an jedem Fenster waren ungeheure Papierbogen angeklebt, worauf mit gigantischen Buchstaben geschrieben stand, daß hier das Komitee des ehrenwerten Samuel Slumkey täglich seine Sitzungen halte. Ein Menge Gaffer war auf der Straße versammelt und betrachtete einen Mann auf dem Balkon, der sich zugunsten des Herrn Slumkey heiser schrie und bereits ein kirschrotes Gesicht hatte; doch die Kraft und Stärke seiner Beweisgründe wurde von dem beständigen Gerassel einer großen Trommel, die das Komitee des Herrn Fizkins an der Straßenecke aufgestellt hatte, einigermaßen geschwächt. An seiner Seite stand ein geschäftiges Männchen, das von Zeit zu Zeit den Hut abnahm und die Menge zu dem Beifallstumult aufforderte, der dann auch mit der größten Begeisterung erscholl. Als der kirschrote Herr sich röter als jemals geschrien hatte, schien er seinen Zweck ebensogut erreicht zu haben, als hätte ihn jedermann verstanden.
    Die Pickwickier waren kaum abgestiegen, als sie von einer Gesellschaft der »Redlichen und Unabhängigen« umringt wurden, die sie alsbald mit dreimaligem donnernden Freudengeschrei empfingen, in das sofort die ganze Menge, denn für die Menge ist es nicht immer nötig zu wissen, wem ihr Freudengeschrei gilt, mit furchtbarem Triumphgebrüll einstimmte, das sogar den Kirschroten auf dem Balkon zum Schweigen brachte.
    »Hurra!« schrie die Menge zum Schluß.
    »Noch ein Hurra«, kreischte der Kleine auf dem Balkon, und wieder brüllte die Menge, als wären ihre Lungen von Gußeisen mit Stahlfedern.
    »Slumkey für immer!« schrien die Redlichen und Unabhängigen.
    »Slumkey für immer!« wiederholte Herr Pickwick, seinen Hut abnehmend.
    »Nicht Fizkin«, schrie der Haufe.
    »In keinem Falle«, rief Herr Pickwick.
    »Hurra!«
    Und es erfolgte ein abermaliges Gebrüll, wie von einer ganzen Menagerie, wenn der Elefant die Glocke zur kalten Küche gezogen hat.
    »Wer ist Slumkey?« flüsterte Tupman.
    »Weiß nicht«, versetzte Herr Pickwick ebenso leise. »Pst! stellen Sie keine Fragen. Es ist immer das beste, bei solchen Gelegenheiten zu tun, was der große Haufe tut.«
    »Aber gesetzt, es sind zwei Haufen«, warf Herr Snodgraß dazwischen.
    »Dann hält man sich an den größten«, entgegnete Herr Pickwick.
    Ganze Bände hätten nicht mehr sagen können.
    Sie traten ins Haus. Die Menge bildete Spalier und brüllte. Der erste Gegenstand, nach dem sie sich erkundigten, war ein Nachtlager.
    »Können wir hier Betten haben?« fragte Herr Pickwick den Kellner.
    »Weiß nicht, mein Herr«, versetzte der junge Mann; »fürchte, es ist alles besetzt, Herr – will nachfragen, Herr.«
    Er entfernte sich, kehrte aber augenblicklich wieder zurück und fragte, ob die Herren »Blaue« wären.
    Da weder Herr Pickwick, noch seine Gefährten ein besonderes Interesse an dem einen oder dem andern Kandidaten nahmen, so war die Frage etwas schwer zu beantworten. Bei dieser Alternative erinnerte sich Herr Pickwick seines neuen Freundes, Herrn Perker.
    »Kennen Sie einen Herrn, Namens Perker?« fragte Herr Pickwick.
    »Ohne Zweifel, mein Herr; Agent des ehrenwerten Herrn Samuel Slumkey.«
    »Ein Blauer, denke ich?«
    »O ja, mein Herr.«
    »Dann sind wir auch Blaue«, sagte Herr Pickwick; aber da er bemerkte, daß der junge Mann bei dieser Erklärung der Anhängerschaft etwas unschlüssig aussah, so gab er ihm seine Karte und ersuchte ihn, wenn Herr Perker gerade im Hause sein sollte, alsbald diesem vorgestellt zu werden.
    Der Kellner entfernte sich und kehrte im Augenblick wieder mit der Einladung zurück, Herr Pickwick möchte folgen. Er führte ihn in ein großes Zimmer im ersten Stock, wo Herr Perker an einem langen Tische saß, der mit Büchern und Papieren bedeckt war.
    »Ah – ah, mein lieber Herr«, sagte der kleine Mann, ihm entgegentretend: »sehr glücklich, Sie zu sehen, mein lieber Herr, sehr glücklich. Bitte, nehmen Sie Platz. So haben Sie also Ihren Plan ausgeführt? Sie sind hierher gekommen, um einer Wahl beizuwohnen – nicht wahr?«
    Herr Pickwick bejahte.
    »Ein großer Kampf, mein lieber Herr«, sagte der Kleine.
    »Ich bin entzückt, dies zu hören«, versetzte Herr Pickwick, seine Hände reibend; »mir ist nichts lieber, als fester Patriotismus, auf welcher Seite er auch sein mag – und so ist es also ein heißer Kampf?«
    »O ja«, antwortete der Kleine, »sehr heiß, in der

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