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Dem Feuer zu nah

Dem Feuer zu nah

Titel: Dem Feuer zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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er sie ruckartig an sich zog. Stattdessen legte sie die Hände auf seine Schultern und senkte dann den Kopf zum Kuss.
    „Es ist noch früh”, murmelte er.
    „Das ist Ansichtssache.”
    „Wo ist Bryan?”
    „Bei Cassie.” Ein wenig erstaunt darüber, dass er danach fragte, vertiefte sie den Kuss. „Ich hole ihn um sechs ab. Also in einer halben Stunde.”
    „Es wird länger dauern.” Er umfasste ihre Hüften und zog sie zwischen seine Beine. „Ruf sie doch an und frag, ob er bis sieben bleiben kann.” Zärtlich knabberte er an ihrer Lippe. „Halb acht.”
    Ich werde es genießen, ihm die Krawatte abzunehmen, dachte Savannah. „Ja, das könnte ich wohl.”
    „Gut. Du klärst das, dann gehen wir über die Straße.”
    „Über die Straße?”
    „Um zu Abend zu essen.”
    Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ihn erstaunt an. „Um zu Abend zu essen?”
    „Ja.” Fast sicher, dass seine Beine ihn inzwischen wieder trugen, stieß Jared sich vom Schreibtisch ab … bevor er der Versuchung nachgab, Savannah auszuziehen, auf den Boden zu legen und hier und jetzt zu nehmen. „Ich möchte dich gern zum Essen einladen.”
    „Warum?”
    „Weil ich gern noch eine Stunde oder auch zwei mit dir verbringen möchte.” Auf dir, dachte er. In dir. Hör auf, Jared. Äußerlich ruhig umrundete er den Schreibtisch und blätterte im Adressenverzeichnis. „Hier ist Cassies Nummer.”
    „Ich kenne Cassies Nummer.” Sie fand es schlimm, dass sie tief durchatmen musste, um ruhiger zu werden, während er vollkommen gelassen vor ihr stand. „Was geht hier vor, Jared? Wir wissen beide, dass wir uns das Abendessen sparen können.”
    Die Erregung traf ihn wie ein Schlag. Er konnte sie besitzen. Hier, in seinem Büro, jetzt sofort. Es wäre ganz einfach. Zu einfach, und das gefiel ihm nicht.
    „Ich würde gern mit dir essen gehen, Savannah. Und mich mit dir unterhalten.” Jared nahm den Hörer ab, wählte Cassies Nummer und hielt ihn ihr hin. „Einverstanden?”
    Savannah misstraute ihm und zögerte, bevor sie mit einem Schulterzucken den Hörer nahm. „Na gut. Einverstanden.”
    Das Restaurant war gemütlich, das Essen typisch amerikanisch. Savannah nippte an ihrem Drink und war gespannt darauf, was Jared als Nächstes tun würde.
    „Du nähst also deine Kleider?”
    „Manchmal.”
    Lächelnd lehnte er sich auf der Holzbank zurück. „Manchmal?”, wiederholte er und sah sie erwartungsvoll an.
    Er schien sich tatsächlich mit ihr unterhalten zu wollen. Kein Problem. „Ich habe es gelernt, weil es preiswerter ist, Sachen selber zu nähen, als sie im Laden zu kaufen, und weil ich nicht nackt herumlaufen will. Jetzt nähe ich hin und wieder etwas, weil es mir Spaß macht.”
    „Aber du verdienst doch deinen Lebensunterhalt als Illustratorin, nicht als Schneiderin.”
    „Ich arbeite gern mit Farben und mache meine eigenen Entwürfe. Ich hatte Glück.”
    „Glück?”, fragte er.
    Sie hatte keine Lust mehr, sich aushorchen zu lassen. „Du willst doch nicht etwa meine Lebensgeschichte hören, Jared?”
    „Doch, das will ich.” Er lächelte der Kellnerin zu, die ihnen das Essen servierte. „Fang einfach irgendwo an”, forderte er Savannah auf.
    Kopfschüttelnd schnitt sie einen Bissen von dem kräftig gewürzten Hühnchen ab, das er ihr empfohlen hatte. „Du hast dein ganzes Leben hier verbracht, nicht wahr?”
    „Das ist richtig.”
    „Große Familie, alte Freunde und Nachbarn. Fest gefügte Wurzeln.”
    „Ja”
    „Ich werde meinem Sohn Wurzeln geben. Nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern eine Heimat.”
    Er schwieg einen Moment. In ihrer Stimme lag eine eiserne Entschlossenheit, die er bewunderte, die ihn jedoch auch neugierig machte. „Warum ausgerechnet hier?”
    „Weil dies nicht der Westen ist. Das war mir am wichtigsten. Ich wollte weg vom Staub, dem flachen Land und all den in der Sonne schmorenden Kleinstädten. Ich bin in den letzten zehn Jahren immer ostwärts gezogen. Das hier ist weit genug.”
    Als er nichts sagte, entspannte sie sich ein wenig. Es war schwer, ihn zu verstehen. Seine Art, ihr ruhig zuzuhören, weckte Vertrauen. „Ich habe diese Stadt nicht Bryans wegen ausgesucht. Aber ich möchte, dass er sich irgendwie … zugehörig fühlt. Als Teil einer …”
    „Gemeinschaft?”
    „Ja. Kleinstadt, Kinder, Leute, die seinen Namen kennen. Ich selbst brauche auch etwas Abstand. Und …”
    „Und?”
    „Dieser Ort hat mich irgendwie angezogen”, gestand sie nach einer Weile.

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