Dem Feuer zu nah
griff nach dem Hammer, um es aufzuhängen. „Und ich könnte wetten, dass er seiner Frau seit… na ja, fünfundzwanzig Jahren treu ist.”
„Sechsundzwanzig im Mai. Drei Kinder, vier Enkel. Er flirtet gern”, wiederholte Jared. „Aber er ist einer der fähigsten Geschäftsleute, die ich kenne. Überwiegend Immobilien. Er kauft und verkauft. Erschließt Bauland. Ihm gehören einige kleine Hotels und der Hauptanteil an einem Fünf-Sterne-Restaurant.”
„Tatsächlich?”
„Er sitzt im Kulturrat und arbeitet oft mit dem Western Maryland Museum zusammen.”
Die Karte in ihrer Tasche fühlte sich mit einem Mal gewichtiger an, und Savannah hätte beim Einschlagen des Hakens fast den Daumen getroffen. „Das ist bemerkenswert.” Vorsichtig legte sie den Hammer hin. „Sieht tatsächlich so aus, als wäre ich mal zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen.”
„Er hätte dich nicht gebeten, ihn anzurufen, wenn er es nicht ernst meinte. Aber ich bin nicht sicher, wie eine Malerin es findet, wenn ihre Bilder in Hotels und Restaurants und Anwaltskanzleien hängen.”
Sie schloss einen Moment die Augen. „Ich würde mich darüber freuen.” Sie hängte das Bild auf und trat zurück, um es zu betrachten. „Sehr sogar.”
„Kein Künstlerstolz?”, fragte er.
„Künstlerstolz konnte ich mir noch nie leisten.”
„Und wenn du ihn dir leisten könntest?”
„Dann würde ich mich trotzdem darüber freuen.” Sie drehte sich zu ihm um. „Warum sollte ich das nicht tun?”
„Vermutlich frage ich mich auch, warum du nicht mehr willst oder verlangst.”
Sie wusste nicht, ob er nur von ihrer Malerei sprach. Doch die Antwort traf auf alles zu. „Weil ich mit dem, was ich habe, zufrieden und glücklich bin.”
Mit einem Lächeln strich er ihr über die Wange. „Du bist eine komplizierte Frau, Savannah, und zugleich erstaunlich einfach. Das ist eine faszinierende Mischung. Darf ich dich zum Essen einladen?”
„Das ist nett von dir, aber ich möchte dies hier fertig machen. Während du beim Essen bist, könnte ich die Bilder in deinem Büro aufhängen.”
„Was hältst du davon, wenn ich bleibe, und wir bestellen uns etwas? Ich werde dir dabei zusehen, wie du die Bilder in meinem Zimmer aufhängst.”
„Warum nicht?” Rastlos schob sie die Hände in die Taschen und nahm sie gleich wieder heraus. „Es gibt da ein Bild, das ich dir zeigen möchte. Du hast es nicht ausgesucht, aber ich dachte mir, du würdest es vielleicht gern in deinem Büro haben.”
Neugierig musterte er sie. Ihm entging nicht, wie nervös sie plötzlich war. „Sehen wir es uns an.”
„Okay.” Sie ging den Korridor entlang. Das Bild, das sie meinte, lehnte noch eingewickelt an der Wand. „Wenn es dir nicht gefällt, ist es nicht schlimm.” Mit einem Schulterzucken nahm sie es auf und trug es in sein Zimmer. „Wie auch immer, ich schenke es dir.” Sie legte es auf den Schreibtisch und steckte die Hände wieder in die Taschen. „Du bekommst es umsonst.”
„Ein Geschenk?” Er nahm eine Schere vom Schreibtisch, um die Schnur durchzuschneiden.
Dass sie ihm etwas schenken wollte, freute Jared. Doch als er das Papier zur Seite faltete und das Bild sah, wurde sein Gesicht ernst. Und Savannah erschrak.
Der Wald war dicht und dunkel, voller Rätsel und Mondschein. Dicke, schwarze, knorrige Stämme teilten sich in weit ausgreifende Äste, an denen die Blätter das erste Grün des Frühlings zeigten. Dazwischen gab es Farbtupfer. Wilde Azaleen und Hartriegel schimmerten im unheimlichen Licht. Der felsige Boden war vom abgefallenen Laub des vergangenen Herbstes bedeckt und erinnerte daran, dass auch in der Natur nichts von Dauer war.
Jared sah die drei Felsbrocken, wo er immer saß, und den umgestürzten Stamm, auf dem er einmal mit Savannah gesessen hatte. Und in der Ferne, nicht mehr als ein Flackern in der Dunkelheit, war das Licht der Farm zu erkennen.
Erstaunt stellte er fest, dass er sprachlos war. „Wann hast du das gemalt?”, fragte er nach einer Weile.
„Ich habe es erst vor wenigen Tagen fertiggestellt.” Ein Fehler, dachte sie und ärgerte sich. Ein sentimentaler, alberner Fehler. „Es ist nur etwas, an dem ich in meiner freien Zeit gearbeitet habe. Wie gesagt, es ist nicht schlimm, wenn es dir nicht gefällt. Ich …”
Bevor sie den Satz beenden konnte, hob er den Kopf und sah sie an. Sein Blick war voller Rührung, voller Gefühle, die ihr ins Herz zu dringen schienen. „Ich glaube nicht, dass ich jemals etwas
Weitere Kostenlose Bücher