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Dem Feuer zu nah

Dem Feuer zu nah

Titel: Dem Feuer zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Dann wird Savannah sich eben dafür interessieren müssen, entschied er. Und zwar schnell.
    Vielleicht wäre er ruhiger geworden, vielleicht wäre er leise nach unten gegangen, um das Abendessen für alle zuzubereiten. Vielleicht hätte er das alles getan, wenn er den Karton auf ihrer Kommode nicht bemerkt hätte.
    Gürtelschnallen glänzten darin. Große, auffällige Gürtelschnallen. Rodeo. Er nahm eine heraus und betrachtete das Pferd und den Reiter darauf. Die Sachen ihres Vaters. Man hatte Savannah die Hinterlassenschaft ihres Vaters geschickt. Und sie hatte ihm nichts davon erzählt.
    Es war nicht viel. Die Preise, die Jim Morningstar vor Jahren errungen hatte. Die Kleinigkeiten eines Mannes, der mit wenig Gepäck und wenig Erinnerungen herumreiste. Neben der Kommode stand ein größerer Karton. Er enthielt alte, abgetragene Stiefel, einen schäbigen Hut, ein paar Kleidungsstücke, die noch gefaltet waren.
    Jared sah den Brief seines Kollegen aus Oklahoma, den Standardtext für die Aushändigung eines Nachlasses, die detaillierte Aufstellung der Gegenstände, das Angebot, etwaige Fragen zu beantworten. Jared schob den Brief zur Seite. Und fand die Fotos.
    Die meisten waren zerknittert, als hätte man sie achtlos in eine Schublade geschoben oder hastig in eine Tasche gestopft. Zum ersten Mal sah er Jim Morningstar. Die gelungene Aufnahme eines Mannes mit hartem Gesicht und schmalen Augen, auf einem Pferd in einer engen Box.
    Die dunkle Haut, die hohen Wangenknochen, die Savannah geerbt hatte. Aber sonst gab es wenig in diesem zähen, ledrigen Gesicht, das der Vater an seine Tochter weitergegeben hatte. Abgesehen von dem Kinn, dachte Jared. Dem Kinn, das bei jedem Faustschlag, den das Leben ihm verpasst hatte, nur noch höher gereckt wurde.
    Er fand ein weiteres Foto. Es steckte in einem billigen Rahmen und zeigte Jim Morningstar neben seiner jungen Tochter. Lächelnd betrachtete Jared das Bild. Savannah war dreizehn, vielleicht vierzehn. Groß, schlank, in Jeans und einem Flanellhemd, mit den ersten weiblichen Rundungen, das Haar unter einem Cowboyhut.
    Sie schaute in die Kamera, auf dem Gesicht die ersten Anzeichen jenes wissenden Lächelns, das zu der Frau gehörte, die noch aus ihr werden sollte. Sie stand selbstsicher da, fast ein wenig arrogant. Eine Hand lag locker auf der Schulter ihres Vaters, Jim Morningstar hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Er berührte seine Tochter nicht.
    Ein drittes Foto zeigte eine noch jüngere Savannah auf einem Pferd. Es war eine klassische Pose, bei der der braune Wallach mit den Vorderhufen hochstieg, die Reiterin sich den Hut vom Kopf riss und seitwärts hochstreckte. Sie sieht aus, dachte Jared, als hätte sie vor nichts und niemandem Angst.
    Er sah Morningstar mit anderen Männern, grinsenden, zähen Burschen mit Hüten, Stiefeln und Jeans. Im Hintergrund Koppeln, Stallungen, Pferde. Immer wieder Pferde. Jared kam dabei die Idee, auf der Farm ein Stück Wald zu roden, eine Koppel anzulegen und ein oder zwei Pferde in die Scheune zu stellen. Savannah schien Pferde zu lieben, und Bryan …
    Doch dann starrte er auf das letzte Foto und vergaß, was er gerade gedacht hatte.
    Savannah war etwa sechzehn Jahre alt, mit einem Körper, der einer Frau gehörte, bekleidet mit einem engen T-Shirt und perfekt sitzenden Jeans. Aber ihr Gesicht besaß eine Weichheit, eine Fülle, die verriet, dass das Mädchen noch nicht ganz zur Frau geworden war. Sie lachte in die Kamera, und Jared glaubte fast, sie hören zu können.
    Sie hatte die Arme um einen Mann gelegt. Und der Mann hatte seine Arme um sie gelegt. Sie hielten einander umschlungen und strahlten beide in die Kamera. Der Mann hatte seinen Hut in den Nacken geschoben, sodass seine blonden Locken in der Brise zu wehen schienen. Er war gebräunt, schlank, groß, die Augen blau oder grün. Der Mund war zu einem schiefen Lächeln verzogen, wie Jared es von Bryan kannte.
    Dies war Bryans Vater.
    Jared spürte, wie der Zorn ihm den Atem raubte. Dies war der Mann. Ein Mann, wiederholte er stumm, kein Junge. Das Gesicht war markant, sogar auffallend attraktiv, aber gewiss nicht das eines Teenagers. Dieser Mann hatte ein sechzehnjähriges Mädchen verführt und es anschließend schmählich im Stich gelassen. Und niemand hatte dem Mädchen beigestanden.
    Morningstar hatte das Foto behalten. Also, dachte Jared mit einem verächtlichen Schnauben, hatte er alles gewusst. Aber niemand hatte Savannah geholfen.
    Savannah beobachtete Jared

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