Dem Feuer zu nah
es fand.” Es hatte wehgetan, aber der Schmerz ließ sich mühelos unterdrücken. „Und?”
„Warum hat er nichts unternommen? Der Kerl war kein Kind. Er muss damals über einundzwanzig gewesen sein.”
„Ich glaube, er war vierundzwanzig. Vielleicht fünfundzwanzig. Ich weiß es nicht mehr.”
„Und du warst minderjährig. Man hätte ihn anzeigen müssen … nachdem dein Vater ihn verprügelte.”
Savannah atmete durch. „Mein Vater kannte mich. Er wusste, wenn ich mit jemandem schlief, tat ich es freiwillig. Sicher, juristisch gesehen war ich noch minderjährig, aber ich wusste, was ich tat. Ich war nicht unzurechnungsfähig oder so etwas. Ich wurde nicht dazu gezwungen. Und ich mag es nicht, wenn du einen Schuldigen suchst.”
„Natürlich gibt es einen Schuldigen”, entgegnete Jared scharf. „Der Hundesohn hatte nicht das Recht, ein Mädchen deines Alters anzufassen und danach zu verschwinden, ohne sich den Folgen zu stellen.”
Ihre Augen blitzten. „Bryan ist keine Folge.”
„Du weißt verdammt gut, dass ich es nicht so gemeint habe.” Er fuhr sich erregt mit beiden Händen durchs Haar, während er ruhelos auf und ab ging. „Im Moment lässt sich wohl nichts machen. Aber ich möchte wissen, was du tun willst.”
„Ich werde Hamburger machen. Du kannst gern bleiben, aber du kannst auch gehen, wenn du das lieber möchtest”, sagte sie leise.
„Komm mir nicht so.”
„Ich komme dir, wie ich will.” Sie seufzte. „Jared, warum hackst du immer auf dieser Sache herum? Ich habe vor zehn Jahren mit einem Mann geschlafen. Ich habe ihn vergessen. Er hat mich vergessen.” Um es ihm zu beweisen, nahm sie das Foto und ließ es in den Papierkorb neben der Kommode fallen. „Damit ist es erledigt.”
„Einfach so?” Genau das war es, was ihm keine Ruhe ließ. Das wurde ihm in diesem Moment bewusst. „Er hat dir nichts bedeutet?”
„Stimmt.”
„Du hast ein Kind von ihm bekommen, Savannah. Den Jungen, der unten im Garten mit seinen Kätzchen spielt. Wie kannst du das so einfach abtun?”
„Du würdest lieber eine andere Geschichte hören, nicht wahr, Jared?” Sie lächelte grimmig. „Eine Geschichte, mit der du leben könntest. Die von dem armen, unschuldigen, einsamen Mädchen, das nach Liebe sucht und von einem älteren Mann verführt, verraten und verlassen wird.”
„War es nicht so?”
„Du hast keine Ahnung, wer oder was ich damals war und wonach ich suchte. Und eigentlich willst du es auch gar nicht wissen. Denn wenn du es weißt, wenn du es erfährst, wird es dich nicht loslassen. Du wirst dich fragen, mit wie vielen Männern ich geschlafen habe.
‘Kann ich ihr glauben, wenn sie behauptet, sie habe sich nicht verkauft? Selbst ihr eigener Vater hat nicht zu ihr gehalten … was sagt mir das? Und jetzt, da ich zurückblicke, erinnere ich mich daran, dass sie gleich zu Beginn mit mir ins Bett wollte. Mit was für einer Frau habe ich mich eingelassen?
‘ Sei ehrlich, Jared, das fragst du dich doch, nicht wahr? Ist es nicht das, was dich umtreibt?”
„Ich frage mich, warum du mir so viele Dinge nicht erzählen willst. Warum du zehn Jahre deines Lebens einfach vergessen kannst. Ja, ich frage mich tatsächlich, was für eine Frau du bist.”
Sie hob das Kinn. „Vielleicht fällt dir ja eine Antwort ein.” Sie wollte hinausstürmen, doch er versperrte ihr den Weg. „Lass mich gehen.”
„Es wird höchste Zeit, dass wir das hier klären. Du sagst, du liebst mich, aber du ziehst dich zurück, sobald es heikel wird. Sobald ich wissen will, was dich zu der Frau gemacht hat, die du jetzt bist.”
„Ich habe mich selbst dazu gemacht. Mehr brauchst du nicht zu wissen.”
„Ich muss viel mehr wissen”, beharrte Jared. „Du kannst keine Zukunft beginnen, wenn du die Vergangenheit ignorierst.”
„Ich kann es. Ich habe es bereits. Jared, das hier ist allein dein Problem. Weißt du eigentlich, was du tust?” Savannah schleuderte ihm die Frage ins Gesicht. „Du quälst dich mit einem Gesicht auf einem alten Foto. Du leidest darunter, du fühlst dich davon bedroht.”
„Unsinn.”
„Wirklich? Es ist vollkommen in Ordnung, dass du schon einmal verheiratet warst und andere Frauen hattest. Habe ich dich gefragt, wie viele es und wer sie waren oder warum es sie gab? Nein, das habe ich nicht. Du darfst wild und zügellos gewesen sein und mit deinen Brüdern die Stadt unsicher gemacht haben. Das ist toll. Jungs sind eben so. Aber bei mir ist das natürlich ganz anders. Dein
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