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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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es hatte.”
    “Sie haben es zugelassen.”
    “Was?” Diese Worte erschütterten Harris. Und sie machten ihn wütend. Doch dieses Mal machte Ella keinen Rückzieher. “Sie waren der Einzige, der die Verantwortung tragen konnte. Irgendwann haben Sie zugelassen, dass ihre Mutter immer weitertrank. Man nennt das Ermächtigung oder Freigabe.”
    “Ich weiß, was das ist”, wehrte er sich. “Ich bin kein Idiot. Und Sie wissen nicht, worüber Sie überhaupt sprechen, verdammt noch mal.”
    “Ich denke schon, dass ich das weiß”, beharrte sie. Sie sah, dass er auf schmerzhafte Art und Weise eine offensichtliche Situation zu leugnen versuchte. Und sie bezweifelte, dass Harris das bewusst war. Der Konflikt musste aufgelöst werden, sonst würde er für immer die Familie belasten. Auch Marion würde davon beeinträchtigt – ganz so wie von dem Diabetes.
    “Sie können mich dafür feuern, Harris, aber ich muss das sagen. Marion hat vielleicht die Krankheit Ihrer Mutter, aber sie ist nicht Ihre Mutter. Sie ist auch nicht Fannie. Zeigen Sie ihr Ihre Liebe und Zuneigung, halten Sie die Gefühle nicht zurück. Sie wird Sie nicht enttäuschen und Sie auch nicht verletzen. Marion hat Ihnen so viel Liebe zu geben – lassen Sie es einfach zu.”
    “Ich habe keine Angst davor, dass sie so werden könnte wie meine Mutter oder wie Fannie!” Sein Gesicht war vor Wut und Schmerz verzerrt. Er kniff die Lippen zusammen und blickte in die Ferne. Als er wieder sprach, klang seine Stimme ruhiger. “Ich habe Angst, dass sie stirbt. Dass ich auch sie verliere. Und dann wird es meine Schuld sein.”
    Ella hielt den Atem an. Plötzlich verstand sie alles. Er hatte ihr das schon oft erzählt, aber sie hatte ihm nie richtig zugehört. Er hatte Angst, dass er einen Fehler machen könnte und sie sterben würde – und er hätte Schuld.
    Sie legte ihre Hand auf seine, und dieses Mal zuckte er nicht zurück oder zog die Hand weg. “Ich verstehe diese Angst. Ja, wirklich. Können Sie sich erinnern, dass ich Ihnen von Bobby erzählte? Ich hatte Angst, diesen Job hier bei Ihnen anzunehmen. Panik davor, wieder mit einem diabeteskranken Kind umgehen zu sollen. Aber ich spürte auch tief in meinem Inneren, dass, wenn ich das nicht machen würde, ich Bobbys Tod niemals überwinden könnte und mich mein Leben lang fragen würde, was ich hätte tun können. Wie ich hätte anders reagieren können in der Nacht, um das Schlimmste zu verhindern, wenn doch nur … Sie können sich nicht vorstellen, wie diese Worte
wenn doch nur
mich quälten.” Sie schwieg. “Vielleicht werden mich diese Nacht und all die Fragen immer wieder quälen.
    “Aber durch Marion habe ich eine neue Chance bekommen. Sie auch. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass es Marion immer gut gehen wird, wie sehr wir beide uns auch anstrengen. Bei Juveniler Diabetes sind Komplikationen nie ganz auszuschließen. Wir haben Behandlungsmöglichkeiten, aber kein Allheilmittel. Wir können uns nur jeden Tag aufs Neue um sie kümmern. Je besser die Fürsorge ist, desto leichter lassen sich die Komplikationen verhindern. Sie ist ein wundervolles, lebhaftes, gesundes Kind.”
    Harris schloss die Augen. Er wollte nicht das Strahlen in Ellas Blick sehen, wenn sie über die Kleine sprach. Es fühlte sich an wie zu viel Sonne auf empfindlicher Haut. Sie musste ja unbedingt die Wahrheit erfahren und hatte immer tiefer und tiefer gebohrt. Aber scheinbar wollte er es zulassen, wollte über sich und Marion und Fannie reden, sonst hätte er sie in ihre Schranken verwiesen.
    Er hatte sich nicht immer von Marion distanziert. Vor ihrer Krankheit hatten sie sich sehr nahe gestanden. Schließlich waren sie beide allein gewesen. Wenn er ganz ehrlich war, musste er einsehen, dass Ella Recht hatte. Seine Einstellung hatte sich geändert, seit der Diabetes in ihr Leben getreten war. Seine Angst brachte ihn dazu, sie wegzustoßen.
    Als er die Augen wieder öffnete, sah er an der Wasseroberfläche silberne Blitze, die wie Dutzende Torpedos durchs Wasser glitten.
    “Meeräschen!” rief er aus und setzte sich aufrecht hin.
    “Wie bitte?” Sie drehte abrupt den Kopf herum.
    Er sprang auf und lief, um das Netz zu holen. “Schnell! Sie kommen, um sich den Köder zu holen.”
    “Aber mein Korken bewegt sich noch gar nicht!”
    Das Wasser kräuselte sich, während unzählige Meeräschen durchs Wasser schossen. Einige sprangen übermütig hoch.
    Ella richtete sich auf und hielt ihre Angel fest. Die Fische

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