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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Sie kochte ihr die Mahlzeiten, bürstete ihr Haar, solche Dinge. Sie war keine überragende Köchin und machte nicht oft das Haus sauber, doch mit meiner Mutter konnte sie sehr gut umgehen. Manchmal las sie ihr etwas vor, manchmal saßen sie einfach nur zusammen und unterhielten sich. Meine Mutter vergötterte Fannie. Sie waren sich sehr ähnlich. Beide bildhübsch und lustig. Aber auch hilfsbedürftig. Ich ahnte das damals noch nicht.”
    Er schürzte gedankenverloren die Lippen, und sie drängte ihn innerlich, doch weiterzureden.
    “Wir haben in unserer Kindheit sehr viel Zeit miteinander verbracht”, fuhr er endlich fort. “Als meine Mutter starb … schien es das Richtige zu sein zu heiraten.”
    Ella musste mit sich kämpfen, um ihre Überraschung zurückzuhalten. Hat er Fannie geliebt, oder hatte er nur Mitleid mit ihr? fragte sie sich. Die Frage lag ihr förmlich auf der Zunge, doch sie traute sich nicht, sie laut auszusprechen.
    “Was hatte ihre Mutter?” fragte sie stattdessen.
    Er schüttelte den Kopf und starrte auf die Angeln. “Sie litt an Diabetes.”
    Ella sog die Luft scharf ein. “Das haben Sie mir nicht erzählt. Harris, Sie wissen, dass die Krankheit genetisch bedingt ist.”
    Er nickte. “Außerdem war sie Alkoholikerin.”
    “Herr im Himmel, das ist eine schlechte Kombination. Das hat sie also umgebracht?”
    “Nein. Das waren nur die äußeren Symptome. Was sie wirklich umgebracht hat, war mein Vater, als er sie verließ. Davor hatte sie noch nie einen Tropfen angerührt. Sie sagte immer, sie möge den Geschmack von Alkohol nicht. Aber nachdem mein Vater sie im Stich gelassen hatte …” Seine Miene wurde kalt. “Sie schien plötzlich Gefallen am Geschmack von Alkohol zu finden.”
    “Warum hat er sie verlassen?”
    “Vielleicht, weil er ein Arschloch war?” antwortete er bitter. “Warum verlässt ein Mann seine Familie?”
    “Meistens gibt es Gründe dafür”, sagte sie sanft.
    “Wenn es einen Grund gab, dann muss es das Geld gewesen sein. Nichts Ausgefallenes. Er hat Tomaten angebaut wie schon sein Vater. Eine Zeitlang liefen die Geschäfte gut, und er verdiente gutes Geld. Doch als der Markt erschöpft war und die Farm Bankrott ging, konnte er wohl den Druck nicht länger aushalten. Als also das Vorankommen immer mühsamer wurde, stand er es nicht mit uns zusammen durch, sondern ging eines Abends fort und kam nie mehr wieder. Kein Brief, kein Anruf, kein Nichts.”
    “Das tut mir Leid.”
    “Ich muss Ihnen nicht Leid tun. Meine Mutter verdient Mitleid. Sie hat tagein, tagaus am Fenster gesessen und auf ihn gewartet. Abends hat sie sogar das Verandalicht für dieses Schwein angelassen.” Er schüttelte zornig den Kopf. “Es war erbärmlich. Als sie endlich akzeptiert hatte, dass er nie mehr zurückkommen würde, war Johnny Walker der Einzige, der sie trösten konnte. Nicht dass ich es nicht versucht hätte.”
    “Wie sind Sie zurechtgekommen? Sie waren doch noch ein Kind.”
    “Mommy musste nach und nach das Land verkaufen, damit wir über die Runden kamen. Wir brauchten nicht viel, und wir wussten, wie man lange mit dem Geld auskam. Und sie hat ja nicht immer getrunken. Zu Beginn hielt sie längere Perioden aus, ohne Alkohol anzurühren. Das waren die guten Zeiten. Ich kann mich daran erinnern, dass ich nach Hause kam und mir der Duft von leckerem Essen entgegenschlug und das Haus aufgeräumt war. Jedes Mal betete ich, dass es immer so sein sollte. Jedes verdammte Mal. Dann, als ich dachte, wir hätten es geschafft und es bliebe so schön, warf sie wieder irgendetwas aus der Bahn, und sie betrank sich. Ich tat mein Bestes, um mich in dieser Phase um sie zu kümmern. Bevor ich zur Schule ging, machte ich ihr etwas zu essen, und wenn ich wiederkam, aßen wir gemeinsam zu Abend.”
    “Sie hat sie vernachlässigt. Man hätte Sie ihr wegnehmen sollen.”
    “Sie war doch meine Mutter, Ella. Ich habe sie geliebt. Und ich war alles, was sie noch hatte.”
    Ella presste die Lippen aufeinander, um die Wut, die in ihr aufwallte, zu unterdrücken. Sie hatte während ihrer Zeit im Krankenhaus so viele Mütter kennen gelernt, die ihre Kinder vernachlässigten. Sie hatte sich um zu viele Wunden und Krankheiten von Kindern solcher Mütter kümmern müssen. Vor ihrem inneren Auge sah sie wieder Bobbys Mutter, mit den Einstichstellen an den Armen, wie sie ungerührt aus der Notaufnahme schlenderte, nachdem sie ihren kleinen Sohn dort abgeliefert hatte. Sie blickte Harris an und

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