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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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ignorierten ihren Haken und fraßen lieber den Brei, der zusehends weniger wurde.
    “Treten Sie zur Seite”, rief Harris, und mit einer fließenden Bewegung warf er das Netz ins aufgewühlte Wasser. Es flog durch die Luft und tauchte dann in das kühle Nass ein. “Okay, wir haben einige”, rief er und zog an dem Netz, um es näher an den Steg heranzuziehen. Die gefangenen Fische wanden sich, und er musste alle Kraft aufwenden, um das Netz aus dem Wasser zu ziehen. Ella sprang ihm zur Seite, und zusammen zogen sie ihren Fang an Land.
    “Wie viele mögen das sein?” fragte sie atemlos.
    Er zog das Netz mit den Fischen weiter auf den Steg und rief: “Viele. Holen Sie den Eimer, Ella!”
    Im Netz befanden sich mindestens zehn Meeräschen, alle zwischen 30 und 45 cm lang. Er nahm sie einzeln und legte sie sorgfältig in den Eimer.
    “Harris!” rief Ella und rannte zum Ende des Stegs. “Meine Rute! Sie bewegt sich!”
    “Fangen Sie den Fisch, Ella”, rief er ihr lachend zu und beugte sich über das Netz. “Machen Sie schon! Sie können das! Sie müssen nur an der Angelrute ziehen, nicht zu fest. Und dann können Sie das Baby aus dem Wasser holen.”
    Er schwieg und beobachtete, wie Ella die Angel umklammerte, wie ihre Wangen gerötet waren vor Anstrengung und der Frühlingssonne und wie einige Haarsträhnen in ihr Gesicht wehten. Sie blickte so entschlossen, wie es nur ging. Er wusste, dass er diesen Gesichtsausdruck für immer in seiner Erinnerung behalten würde.
    Die Angel bog sich bis fast auf die Wasseroberfläche, bevor sie daran zog, fest und bestimmt, und die Rute an sich riss. Aus dem Wasser tauchte eine glitzernde silberne Meeräsche auf, die in einer fließenden Bewegung durch die Luft flog und schließlich mit einem dumpfen Knall auf dem Bootssteg landete.
    “Ich habe einen!” rief sie ungläubig aus und rannte zu dem Fisch, bevor er sich wieder ins Wasser zurückstehlen konnte. “Und es ist der größte, den wir haben!”
    Harris grinste, als er den Eimer zu ihr brachte. “Das sagen sie alle. Es ist eine lustige Sache mit den Fischen. Bei jeder Erzählung scheinen sie zu wachsen.”
    Sie lachte laut, fröhlich. So fröhlich und entspannt hatte sie sich lange nicht gefühlt. Die Spannung zwischen ihnen hatte sich in Nichts aufgelöst, und ähnlich wie bei einem Sturm, der kommt und wütet und dann wieder geht, war die Luft irgendwie gereinigt und frisch.
    Harris brachte den Fisch an das Ufer des Baches und ließ sie ausbluten, indem er die Kiemen aufschnitt. Dann zeigte er ihr, wie man die Tiere ausnahm. Ella lernte, wer die Fische fing, musste sie auch putzen.
    Als sie fertig waren, legten sie den Fisch auf Eis in die Kühlbox, wuschen sich die Hände im Fluss und machten sich dann – einen zarten Duft von Fisch und Flussschlamm verströmend – auf den Weg nach Hause. Bevor sie gingen, warf Ella einen letzten Blick auf den Bach.
    Darauf zu warten, dass die Wahrheit ans Tageslicht kam, war vergleichbar mit dem Angeln. Zuerst musste man die Fische locken, den Köder an der Angelschnur auswerfen und sich dann hinsetzen und geduldig warten, was aus dem schlammigen Wasser so auftauchte. Und wenn es auftauchte, dann schoss es schnell und unerwartet an die Oberfläche.

15. KAPITEL
    F alken:
Die ultimativen Flug-Maschinen. Falken haben lange, spitz zulaufende Flügel und lange Schwänze, die sie in der Luft besonders wendig machen. Man erkennt sie leicht an dem dunklen Gefieder, dem “Bart”, unter den Augen. Falken sind die schnellsten Lebewesen der Welt. Alle anatomischen Merkmale sind auf Geschwindigkeit hin geformt und angelegt. Große Falken schießen mit unglaublicher Schnelligkeit zum Boden und versetzen ihrer Beute aus der Luft heraus einen tödlichen Schlag. Zur Familie der Falken zählen die Wanderfalken, Merline und die Buntfalken
.
    Die Sonne trocknete die Felder, und der Frühlingswind blies die grauen Wolken aufs Meer hinaus. Es war ein wunderschöner Nachmittag, als Lijah zu Brady ging, der gerade damit beschäftigt war, die Hecken um die Wiesen herum zu schneiden, und ihm auf die Schulter tippte.
    “Komm mit, Sohn”, sagte er.
    Brady legte eifrig die Heckenschere zur Seite, denn er hatte mittlerweile gelernt, dass, wenn immer Lijah ihm etwas zeigen wollte, es interessant und lehrreich war, mit ihm zu gehen. Er folgte dem alten Mann zu einer Wiese, die zu dem Center für Greifvögel gehörte. Maggie und Harris standen mitten auf der Wiese neben einigen A-förmigen gegabelten

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