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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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dem Schutz von Vögeln zu widmen. Die meisten Biologen, die mit der Pflege und dem Schutz der Natur beschäftigt waren, konnten diese Bedenken nachvollziehen. Es war ein schwieriger Job, der viel Zeit und einige Opfer abverlangte. Außer Frage stand, dass sie die Arbeit liebten und sich nicht vorstellen konnten, etwas anderes zu tun, aber man musste auch einiges aufgeben und viele Abstriche machen, vor allem, wenn es um das Privatleben ging – ganz zu schweigen vom Bankkonto. Er seufzte. Während er seine Geldbörse in die Tasche steckte, wusste er, dass seine Antwort ja lautete – er wollte nichts anderes tun, als Vögel zu retten.
    Er hob den Kopf und sah eine Menschenansammlung in der Spielwarenabteilung. Einige Leute beugten sich über etwas oder jemanden, der am Boden lag.
    “Marion!” stieß er angsterfüllt hervor und rannte los. Er kämpfte sich zwischen den Menschen hindurch und fand seine Tochter auf dem Boden liegend vor. Ihr Gesichtchen war aschfahl, und ihre Augen waren verdreht. Die Lider zuckten. Harris’ Herz hämmerte wie verrückt. Er kniete sich hin, nahm seine Tochter in den Arm und fing mit zitternden Fingern an, ihre Kapuze und den Parka zu öffnen.
    “Sie fiel einfach um, als wäre sie ohnmächtig geworden”, erklärte eine ältere Dame. “Ich hab es gesehen.”
    Ein kleines Rinnsal Blut sickerte aus ihrem Mund. Hatte sie sich auf die Zunge gebissen? Er versuchte, ihren Mund zu öffnen, aber ihre Kiefer waren krampfartig aufeinander gepresst. Schreckliche Gedanken schossen durch seinen Kopf, während er versuchte festzustellen, was Marion hatte. Epilepsie? Ein Fieberkrampf? Die Angst schnürte ihm die Luft ab, und seine Hände zitterten. Dies war kein Habicht und auch kein Adler. Dies war seine Tochter, und er wusste einfach nicht, was er tun sollte.
    Er blickte gegen eine Wand aus Menschen, die sich um ihn und seine Tochter gebildet hatte, sein Augen spiegelten seine Panik wider, als er rief: “Kann jemand einen Krankenwagen rufen?”

3. KAPITEL
    A ccipiter:
Die blitzschnellen Wald-Jäger. Accipiter sind sehr flinke, entschlossene Jäger. Ihre kurzen, abgerundeten Flügel und langen Schwänze sind wie geschaffen für schnelle Sprints und die Möglichkeit, sich geschickt durch Äste und Buschwerk zu schlängeln, um Jagd auf andere Vögel zu machen. Die Familie der Accipiter umfasst unter anderem die Eckschwanzsperber, Rundschwanzsperber und Habichte
.
    Harris war sich nie bewusst gewesen, wie ein paar Wochen ein ganzes Leben verändern konnten. In weniger als einem Monat war seine hart erarbeitete Routine, seine ganze Welt, völlig aus den Fugen geraten. Er war immer der Meinung gewesen, alles unter Kontrolle zu haben. Und manchmal meinte er hören zu können, wie die Mächte des Himmels über diese Arroganz lachten.
    Trotzdem konnte er sich glücklich schätzen. Er wusste das. Die Dinge könnten schlimmer sein, und er hatte weiß Gott schon Schlimmeres durchstehen müssen.
    Er stand im Wohnzimmer des kleinen “Cape Cod”-Land-Hauses und betrachtete seine Tochter, die friedlich auf dem Sofa lag. Sie versank fast in einem Berg aus Kissen und war in eine alte, gelb-braune Wolldecke gehüllt. Ihre neue Puppe Lulu hatte sie fest im Arm. Mit ihren blauen Augen, die umrahmt waren von blassen Wimpern, sah sie sich aufmerksam die Zeichentrickfilme an, die im Fernsehen liefen. Die blonden Haarsträhnen kräuselten sich hinter ihren spitzen Ohren, die einen kleinen Tick vom Kopf abstanden. Einige zarte Sommersprossen blühten über ihrer Stupsnase.
    Wenn man sie so ansah, erschien sie einem wie ein normales fünfjähriges Mädchen, das Fernsehen schaut.
    Aber so war es nicht.
    Marion hatte Juvenile Diabetes.
    Die Zuckerkrankheit. Er konnte sich einfach nicht damit abfinden. Als der Arzt im Krankenhaus ihm die Diagnose mitgeteilt hatte, fühlte er sich, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Er konnte nur mit offenem Mund dastehen und den Arzt anstarren. Von allen Möglichkeiten, die in seinem Kopf herumgespukt hatten, erschien ihm Diabetes die abwegigste zu sein. Damit hatte er nicht gerechnet. Sicher, er wusste ein paar Dinge über die Krankheit. Diabetes bedeutete, dass im Körper zu viel Zucker war. Menschen, die an dieser Krankheit litten, brauchten Insulin. Aber es waren doch nur alte Menschen, die Zucker bekamen – keine kleinen Kinder. Keine Fünfjährigen, die noch nie ernsthaft krank gewesen waren.
    Später jedoch, als er sich schlau gemacht hatte, erkannte

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