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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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betrachtete seinen Sohn nachdenklich. “Willst du mir sagen, dass du dich um diesen schwachen, kleinen, belanglosen Fisch sorgst?”
    “Ja, Sir.”
    Sein Vater schüttelte den Kopf und lachte glucksend. “Wenn das nicht dem Fass den Boden ausschlägt. Diese drei Naturfreaks haben dich wirklich auf ihre Seite gezogen, stimmt’s?” Er hielt den Fisch hoch, um ihn genauer zu betrachten. “Erkläre mir doch mal, wie dieser kleine Fisch in diesem riesigen Fluss eine Veränderung bewirken soll?”
    Es wäre so einfach gewesen, zuzumachen, wie er es sonst tat, nur mit den Schultern zu zucken und zuzulassen, dass sein Vater diesen Winzling von einem Fisch in den Eimer warf. Er hätte es zulassen können. Aber etwas in seinem Inneren sagte ihm, dass die Zeit gekommen war, für seine Überzeugung einzustehen. Auch wenn es nur um einen kleinen Fisch ging, an diesem Morgen, in diesem Boot, so spielten die Konsequenzen doch eine große Rolle.
    Einmal, das war schon Monate her, hatte sein Vater ihn gefragt, ob er für oder gegen ihn sei, und Brady hatte sich gegen sein besseres Wissen auf die Seite seines Vaters geschlagen. Sogar gegen seine Überzeugung. Er hatte sich bei der Sache nicht gut gefühlt, und seine Gefühle seinem Vater – und sich selbst – gegenüber hatten sich seit dem Tag verändert.
    Brady sah zu dem Mann auf, der nur einige Meter von ihm entfernt saß. Die Jahre des schwierigen Überlebens, des Trinkens und Rauchens hatten tiefe Spuren in seinem vom Wetter gegerbten Gesicht hinterlassen. Seine Jugend war lang schon verflogen. Das war auch deutlich an den immer zahlreicher werdenden grauen Stoppeln in seinem Gesicht und an seinen Schläfen zu erkennen. Brady versuchte, Roy Simmons als einen Mann und nicht nur als seinen Vater zu sehen. Wenn er das tat, fühlte er sich auch selbst mehr wie ein Mann.
    “Du hast Recht. Ich kann keine Veränderung mit jedem winzigen Fisch in diesem riesigen Fluss bewirken. Oder in einem mickrigen Bach. Das ist zu groß, zu viel – das wäre anmaßend. Aber ich kann tun, was ich tun kann.”
    Als er begann, seinem Vater seine neu gewonnenen Erkenntnisse zu erklären, war er ganz erstaunt, dass die Aggressivität in Roys Gesicht abflaute und er tatsächlich anfing, seinem Sohn zuzuhören.
    “Wenn jeder losgeht und die zu kleinen Fische, die er fängt, behält, wären das pro Sommer Tausende von Fischen, die nicht die Chance haben, heranzuwachsen, um Nachkommen zu zeugen. Es würde dann nicht mehr allzu lange dauern, bis die Art ausstirbt und es für niemanden mehr Fisch gibt. Aber wenn ich meinen zu kleinen, zu jungen Fisch zurück ins Wasser werfe und auch der Nächste es tut und so weiter, können wir alle herkommen und wieder fischen. Wenn ich darüber nachdenke,
macht es doch
einen Unterschied, wenn ich den kleinen Fisch zurück in diesen Fluss werfe. Wenigstens weiß ich, dass ich das Richtige getan habe. Und damit kann man leben.”
    Sein Vater schüttelte den Kopf und lächelte schief. Aber er lachte ihn nicht aus. Zu Bradys Überraschung lehnte er sich über den Bootsrand und warf den unbedeutenden kleinen Fisch zurück in den Fluss.
    Roy sah seinen Sohn von der Seite an. “Bist du nun glücklich?”
    Brady entspannte sich und sah seinem Vater direkt in die Augen. “Ja, Sir. Das bin ich. Danke.”
    Roy betrachtete seinen Sohn. Er musterte ihn, als sei Brady ein Fremder, den er irgendwo schon mal gesehen hatte, aber nicht mehr wusste, wo.
    “Du bist wirklich gerne in dem Vogelcenter, hab ich Recht?”
    “Ja, Sir”, erwiderte Brady und fürchtete, sein Vater würde ihn dafür nun wieder zurechtweisen.
    “Deine Mutter hat mir erzählt, dass du den Sommer über freiwillig dort arbeiten wirst. Obwohl die sozialen Stunden schon abgeleistet sind.”
    “Ich werde im Center arbeiten”, sagte Brady mit Stolz. “Harris hat mir einen Job als Vogelführer gegeben. Er hat mir sogar seinen eigenen Falken zur Betreuung anvertraut. Und ich durfte dem Tier einen Namen geben. Ich rufe ihn Totem.”
    Roy verzog das Gesicht. “Was ist das für ein komischer Name?”
    “Ein guter Name. Mir gefällt er. Und ich liebe es, die Tiere fliegen zu lassen. Daddy, endlich habe ich etwas gefunden, in dem ich wirklich gut bin.”
    “Ist das wahr?” Roy strich sich über die Wange und blickte ihn nachdenklich an. “Habe ich dir jemals erzählt, dass dein Urgroßvater mit Falken gejagt hat? Er hat sie auch aufgezogen.”
    Brady zog die Augenbrauen hoch. “Machst du Witze?”
    Ein

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