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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Wasser des Weihers starrte. Sie wirkte wie eine steinerne Statue, hart und unnachgiebig. Doch Maggie spürte, dass diese Haltung ihr nicht gut tat und nicht ihren Gefühlen entsprach.
    “Weine ruhig. Das wird dich erleichtern”, sagte Maggie, als sie zu Ella kam. “Meine Mutter hat mir immer gesagt, ich solle alle Wut und alle Trauer rauslassen, dann würde ich mich besser fühlen. Und sie hatte Recht.”
    “Nein”, presste Ella hervor. Sie versuchte verbissen, sich zusammenzureißen und nicht die Kontrolle zu verlieren. “Ich werde nicht weinen. Denn ich kann niemandem außer mir selbst einen Vorwurf machen. Ich hätte mich niemals in ihn verlieben dürfen. Und keine Liebe für Marion empfinden dürfen. Ich hätte sie nicht lieben dürfen. Er ist verheiratet. Und ich wusste das. Er hat eine Ehefrau, aber ich wollte ihn so sehr. Ich wollte auch Marion für mich. Wie Prometheus habe ich das Feuer gestohlen. Ich wusste genau, dass es falsch war, aber ich habe es trotzdem getan, und nun muss ich dafür bezahlen.”
    Sie sah zu ihrer Freundin auf, bemerkte das Mitgefühl in Maggies Augen und verlor fast ihre mühsam bewahrte Haltung. “Weißt du, wie sie Prometheus bestraft haben? Er wurde an einen Stein gefesselt und ein Adler fraß seine Leber. Dann wuchs die Leber wieder nach und wurde erneut gefressen. So endete der Schmerz nie. Es ist wie mit der Liebe. Das passt doch, findest du nicht?”
    “Hör auf, Ella. Daran glaube ich nicht einen Augenblick.”
    “Aber es stimmt.”
    “Er ist nicht wirklich verheiratet. Er ist lediglich gebunden und zu dumm, den Knoten zu lösen.”
    “Was macht das für einen Unterschied? Er ist an seine Frau gebunden. Ich kann nicht länger so tun, als ob nichts wäre.” Sie stieß sich vom Baum ab und zupfte ein herabgefallenes Blatt von ihrem Zopf, während sie durch das hohe Gras zu Maggie lief. Sie hielt kurz an, sah ihre groß gewachsene starke Freundin an und war dankbar, diesen Rettungsanker in ihrem Leben zu haben.
    “Ich habe mit der kühlen Logik, auf die ich so stolz bin, die ganze Sache noch einmal durchdacht. Als ich hier ankam, sah ich mich selbst als Helferin für jeden. Die effiziente, kompetente Ella Majors tat das, was sie immer getan hatte. Ich habe nicht daran gedacht, dass ich mich verlieben könnte und dass ich wollen könnte, dass dieses Glück niemals vergeht. Doch dann ist es passiert, und ich habe geglaubt, Harris und ich hätten etwas Besonderes miteinander. Aber ich sehe nun ein, dass ich nur Vater-Mutter-Kind gespielt habe. Dass ich nur einen Kindheitstraum gelebt habe. Und ich bin unsagbar wütend auf
mich selbst
, dass ich offenen Auges in diese Falle getappt bin.”
    “Du wirst uns verlassen, habe ich Recht?”
    Ella warf das Blatt weg, blickte auf ihre leeren Hände und nickte. “Ich muss. Denn ich werde hier nicht mehr gebraucht. Fannie weiß jetzt, wie sie Marion versorgen muss. Es gibt keinen Grund mehr für mich, hier zu bleiben.”
    “Aber Harris …”
    “Bitte, erzähl Harris nichts von unserem Gespräch. Mach es ihm nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist.”
    “Oh, Süße, bist du sicher?”
    “Nein”, sagte Ella mit einem kurzen Lachen. Sie legte Maggie ihre Hand auf den Arm. “Aber ich muss das tun. Versprichst du mir, die Dinge im Auge zu behalten?”
    “Das tue ich.”
    Sie umarmten sich, und Ella spürte die Wärme der Freundschaft durch ihre Adern fließen, die ihr Mut machte. Sie löste sich aus Maggies Umarmung und machte einen Schritt zurück. Es gab keinen leichten Weg, Lebwohl zu sagen. Sie hatte es immer am einfachsten empfunden, zu winken, kurz zu lächeln und dann so schnell wie möglich fortzugehen.
    Brady saß mit seinem Vater in einem Boot auf dem Wando River. Es war ein ganz passabler Morgen zum Fischen gewesen, und nun stand die Sonne zu hoch und heiß am Himmel, um weiterzufischen. Roy zog gerade den – wie er sagte – letzten Fisch des Tages an Land.
    “Hey, guck dir das an! Das ist nicht mehr als ein Appetithäppchen”, sagte er mit seiner rauen Stimme und entfernte den Haken aus dem Maul des Barsches.
    “Das Tier ist noch zu klein. Du musst es wieder zurückwerfen.”
    “Ach, das merkt doch keiner”, wiegelte Roy ab und öffnete den Fischeimer, der am unteren Ende des Bootes stand.
    Brady verlagerte sein Gewicht auf dem schmalen Brett, auf dem er saß, und atmete hörbar ein. “Ich merke es”, sagte er.
    Roy hielt inne, der Fisch zuckte in seiner Hand. Seine Augen verengten sich, und er

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