Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
Vom Netzwerk:
und verscheuchte rüde die Tweedles, die sich hungrig dem Gartentisch näherten. “Haut ab! Verschwindet hier!” rief sie und klatschte dabei in die Hände.
    “Lass sie, Fannie. Sie tun doch niemandem etwas.”
    “Ich kann diese Viecher nicht ausstehen. Es läuft mir kalt den Rücken runter, wenn ich sie sehe. Meine Mutter hat immer gesagt, dass sie mir die Augen aushacken, wenn ich böse bin.”
    Harris biss sich auf die Zunge, um nicht damit herauszuplatzen, was er gerne über Fannies Mutter gesagt hätte. Die Geier hüpften unwillig zur gegenüberliegenden Seite des Hofes und beobachteten sie aufmerksam.
    Fannie kletterte auf einen Stuhl, um sich auf den Gartentisch zu setzen und bedeutete Harris, sich neben ihr niederzulassen.
    Aber er blieb stehen und stemmte unwillig die Hände in die Hüften. Fannie schüttelte ihr Haar, fuhr mit den Fingern hindurch und strich einige Strähnen aus ihrem Gesicht. Eigentlich sollte es eine nonchalante Geste werden, aber in Harris Augen wirkte sie zu einstudiert.
    “Worüber möchtest du reden, Fannie?” fragte er tonlos. “Bist du schon wieder drauf und dran, uns zu verlassen?”
    Sie ließ ihr Haar auf den Rücken fallen und legte die Hände auf ihre Knie.
    “Du kannst sehr gemein sein, wenn du willst.”
    “Ich will nicht gemein sein, ich bin nur realistisch.” Er wischte sich die Hände an seiner Hose ab. “Du hast mir erzählt, du bräuchtest einen Platz, wo du unterkommen könntest, bis du wieder auf eigenen Füßen stehst. Ich denke, du beginnst dich zu langweilen.”
    Seine Härte erschreckte sie. Sie machte einen Schritt zurück. “Ich glaube, ich verdiene es”, sagte sie. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und blickte ihm flehentlich in die Augen. “Harris, es tut mir so Leid, dass ich euch damals verlassen habe. Ich war krank. Es ging mir ziemlich schlecht. Ich musste eine Menge verkraften, du weißt das besser als jeder andere. Du weißt auch, wie meine Mutter war. All diese so genannten Väter, die bei uns wohnten …” Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie die Erinnerungen verjagen.
    “Das ist alles schon sehr lange her, Fannie. Du bist kein Kind mehr. Du bist fast dreißig Jahre alt und hast ein Kind. Nein, du kannst dich nicht für immer damit entschuldigen.”
    “Es ist nur … einige Dinge kann man einfach nicht so leicht vergessen, Harris.”
    “Das kann ich nicht abstreiten”, sagte er leise.
    “Ich wünschte, ich wäre nie an die Drogen geraten. Ich glaube, ich brauchte nur eine Möglichkeit, um zu flüchten. Wenn ich doch nur die Zeit zurückdrehen und die Dinge ändern könnte.” Sie ließ die Hände sinken und zuckte resigniert die Schultern. “Aber das kann ich natürlich nicht.”
    Er sah sie an, blinzelte ins Sonnenlicht, um ihre Augen sehen und erkennen zu können, ob sie es ernst meinte. “Musstest du vor mir fliehen? Ich muss das wissen. Hast du meinetwegen wieder angefangen, Drogen zu nehmen, nachdem wir geheiratet hatten?”
    “Nein! Gott, nein. Es war nicht deinetwegen oder wegen Marion. Du warst immer gut zu mir. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich nicht die Möglichkeit hätte, zu dir zurückkehren zu können. Ich brauche die Gewissheit, dass du für mich da bist, Harris.”
    “Aber warum dann?”
    “Irgendetwas in mir lässt mich manchmal rastlos sein. Es ist wie ein Kribbeln auf der Haut. Ich muss dann einfach fortgehen und …” Plötzlich schien sie sehr aufgeregt zu sein, rieb sich nervös die Arme, und die Worte überschlugen sich fast. “Ich kann es nicht erklären! Ich habe so viele Fehler gemacht, so viele Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin. Mehr, als ich dir jemals erzählen kann. Aber glaube mir, Harris, ich habe für meine Fehler bezahlt. Ich habe meine Lektion gelernt. Und ich bin müde, so müde. Alles, was ich will, ist, zu Hause und mit meinem kleinen Mädchen zu sein. Und mit meinem Ehemann, wenn du mich wieder deine Frau sein lässt.”
    “Fannie …”
    “Alles, worum ich dich bitte, ist eine zweite Chance”, flehte sie ihn an. “Und ich strenge mich so sehr an – du siehst das doch, habe ich Recht?”
    “Aber für wie lange? Für eine weitere Woche? Einen weiteren Monat, bis dieses Kribbeln wieder beginnt und du uns wieder verlässt?” Er konnte spüren, wie sich sein angestauter Ärger und seine Abneigung erneut aufbauten.
    “Ich werde nicht wieder gehen. Das habe ich Marion fest versprochen.”
    “Marion mag deinen Versprechungen vielleicht Glauben schenken. Ich kann

Weitere Kostenlose Bücher