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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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zu erkennen.
    Fannie küsste seinen Nacken, als sie bemerkte, dass er nicht mehr bei der Sache war. Er bewegte sich nicht mehr. Tatsächlich stand er wie gelähmt. Sie hörte auf, seinen Nacken zu liebkosen, um in Harris’ Gesicht zu blicken, und folgte seinem ernsten Blick auf die Box in seiner Hand. Sie erstarrte.
    “Woher hast du die?” fragte er.
    Fannie ließ die Arme sinken und wich einen Schritt zurück. Sie antwortete nicht.
    Anklagend hielt Harris eine Box gefüllt mit Pillen hoch. Einige der Tabletten fehlten. “Wie viele davon hast du schon genommen? Dieses Zeug kann einen Elefanten ruhig stellen.”
    “Keine! Ich habe keine Tabletten genommen!”
    “Lüg mich nicht an, Fannie.” Er untersuchte die Packung Tabletten und fand eine halbierte Pille. Zorn flammte in ihm auf, und er musste an sich halten, um nicht loszutoben. Fannie musste die Pillen aus der Klinik gestohlen haben. Er erinnerte sich daran, sie einmal dort überrascht zu haben. Als er sie gefragt hatte, was sie suchte, hatte sie nervös gelacht und geantwortet, sie sei einfach neugierig und hätte sich alles ansehen wollen. Zwar hatten bei ihm sämtliche Alarmglocken geschrillt, doch er hatte es ignoriert und sich gesagt, es sei unfair Fannie gegenüber, sie zu verdächtigen. Aber jetzt sah er, wie Recht er gehabt hatte.
    Fannie wich einen Schritt zurück. “Okay. Ich hab ein paar genommen. Meine Güte, was macht das schon? Harris, mir war so langweilig! Ich habe niemandem wehgetan!”
    Wehgetan
… Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, und Panik machte sich breit – sein Herz pochte. Fluchend steckte er die Beruhigungsmittel in seine Hosentasche. “Marion!” schrie er und rannte die Treppe hoch.
    Er fand sie auf ihrem Bett liegend und lesend. Erleichtert ließ er sich gegen den Türrahmen sinken und betrachtete einen Augenblick lang nur seine kleine Tochter.
    Sie blickte auf und lächelte schwach. “Hallo, Daddy.”
    Harris lächelte zurück und schluckte schwer. Als sein Herzschlag sich langsam wieder normalisiert hatte, ging er durch den Raum, vorbei an der schrillen Lulu, die achtlos weggeworfen auf dem Boden lag und setzte sich an das Bett. Die schmale Matratze sank unter seinem Gewicht ein, und er legte seinen Arm an das zierliche weiße Kopfende des Bettes.
    “Was liest du?”
    “Goodnight Moon”, erwiderte sie und lehnte ihren Kopf lustlos gegen seine Brust. “Das hat Ella mir immer vorgelesen.”
    Die Traurigkeit in ihrer Stimme erfüllte ihn mit Sorge. “Bist du okay, Süße? Geht’s dir gut?”
    “Ich vermisse Ella.”
    Er fühlte, wie sein Herz schmerzte. “Ja? Ich vermisse sie auch.”
    “Kommt sie zurück?”
    “Ich glaube nicht.”
    “Ist sie nicht unten? Kannst du ihr nicht sagen, dass sie hochkommen und mir eine Geschichte vorlesen soll?”
    Eine Stimme in seinem Kopf sagte ihm, dass etwas nicht stimmte, und er antwortete: “Du weißt doch, dass sie nicht hier ist, Süße.” Er beugte sich hinunter, um ihren Kopf zu küssen. “Was ist das für ein Parfüm, das ich rieche?”
    “Weiß ich nicht”, erwiderte sie, ohne auf das Stichwort für ihr kleines Spielchen einzugehen. Sie setzte sich auf und schlüpfte aus dem Bett. “Ich werde jetzt Ella holen”, sagte sie und ging zur Treppe. “Sie mag diese Geschichte.”
    Harris bekam Angst. Ganz offensichtlich war sie nicht ganz klar. Er sprang auf, um sie bei den Schultern zu packen und ihr ins Gesicht zu schauen. Ihre Wangen glühten, und ihr Atem roch süßlich.
    “Tut dir dein Kopf weh?”
    Sie nickte. “Ich fühle mich nicht so gut, Daddy. Und ich habe solchen Durst.”
    Harris brachte sie ins Bett, und sein Herz begann erneut zu rasen. “Ist schon gut, Süße. Du bleibst hier. Daddy holt nur schnell das Testbesteck. Ich komme gleich wieder.” Bevor er ging, entdeckte er den leeren Saftkarton neben ihrem Bett. Angst schnürte ihm die Kehle zu, als er die Treppe hinunterjagte und durch das Wohnzimmer rannte, vorbei an Fannie, die nervös ihre Hände knetete.
    “Was ist denn los?” rief sie ihm hinterher und folgte ihm ins Badezimmer.
    “Wann hast du das letzte Mal ihr Blut getestet?” wollte er wissen, während er das Insulinbesteck aus dem Schrank holte.
    Sie legte sich eine zitternde Hand auf die Stirn. “Äh, lass mich nachdenken! Das ist noch nicht so lange her. Scheiße, ich kann mich nicht erinnern. Habe ich es nicht aufgeschrieben?”
    “Nein”, sagte er kurz und lief an ihr vorbei zur Treppe. Anhand seiner Tabelle konnte

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