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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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zu tun, um etwas zu schaffen.
    Sie war dankbar für die Unterhaltung mit Maggie und für die Einsichten, die sie ihr gewährt hatte. Im Moment war sie der Außenseiter, der Neuling in dieser Gruppe hochgeistiger, komplexer Charaktere. Sie hoffte, dass sie sich einfügen würde.
    “Es ist schon spät”, sagte sie und erhob sich. “Zeit, sich ums Essen zu kümmern.” Mit verschränkten Armen begutachtete sie ihre Arbeit. Obwohl nur spärlich möbliert, war das Häuschen mit allem eingerichtet, was man brauchte. Auf dem Bett lagen Decken, und die fröhlichen Farben des Teppichs wärmten den Raum fast so wie der Ofen. “Es ist zwar nicht das Ritz, aber ich denke, Lijah wird sich hier wohl fühlen.”
    “Ich hoffe, Sie werden sich hier auch wohl fühlen”, sagte Maggie. Dann machte sie einen Schritt nach vorne und nahm Ella einfach in den Arm, um sie zu drücken.
    “Willkommen.”
    Die winterliche Kälte im Land hatte endlich ein Ende. Der Februar kam, blies die grauen Wolken aufs Meer hinaus, und der weite Himmel erstrahlte im schönsten Azurblau. Brady wischte sich erschöpft die Stirn. Er hievte den schweren Zwingerboden zu den anderen, die er schon an die Wand gelehnt hatte – neunzehn an der Zahl. Die letzten zwei Wochen hatte er an seinen zwei Tagen Vogelmist von den Bodenplatten der Käfige geschrubbt. Der Mist war so hart geworden, dass er kaum noch zu entfernen war. Egal wie sie es nannten – Mist, Dung, Guano, Kot –, für ihn blieb Scheiße eben Scheiße. Er hatte über den Platten gekniet und versucht, sie zu säubern, bis er zwei Drahtbürsten durchgescheuert hatte und seine Hände rissig waren.
    Aber jetzt war er endlich fertig, und als er seinen Blick über die säuberlich aufgereihten Bodenplatten der Käfige gleiten ließ, konnte er zu seinem Erstaunen ein Gefühl von Befriedigung nicht leugnen. Früher oder später würden wieder verschmutzte Pferche zu reinigen sein, wenn er die Zahl der neu eingelieferten verletzten Vögel betrachtete. Die meisten von den Tieren waren Eulen. Es war traurig, sie so übel zugerichtet zu sehen. Bei einigen waren die Augen schlimm verletzt. Und die Menschen, die sie vorbeibrachten, machten sich wirklich Sorgen. Das verwunderte ihn auch. Er war erzogen worden zu glauben, dass die Natur nur da war, um von ihr zu nehmen. Niemals hatte er sich gefragt, wie es den Tieren erging oder was er tun sollte, wenn er ein verletztes Lebewesen fand. Die Natur half sich selbst. War es nicht so?
    Brady gewöhnte sich langsam daran, im Center zu arbeiten. Am Anfang war es seltsam, mit all diesen wilden Tieren zusammen zu sein. Sie starrten ihn an, wenn er an ihren Käfigen vorbeikam – fast wie es auch die Menschen taten.
    Sicher, er wusste, dass die Mitarbeiter nicht gerade erfreut waren, als er hier auftauchte. Jeder kannte den Grund,
warum
er im Center sein musste. Aber er hätte nicht gedacht, dass es sich nach einigen Wochen nicht bessern würde. Harris war der unangefochtene Chef, und jeder richtete sich nach ihm. Zwar sagte er keine gemeinen Dinge zu ihm, aber er gab ihm auch keine Chance – ihr Verhältnis blieb gespannt. Maggie kam nur ab und zu vorbei, um zu schauen, womit er gerade beschäftigt war – wohl eher, um zu zeigen, dass sie ein Auge auf ihn hatte. Andere freiwillige Helfer kamen und gingen; jeden Tag waren andere da. Die meisten von ihnen waren anständig. Wenigstens grüßten sie ihn. Aber andere blickten ihn nur an, wie die Vögel es taten.
    Der Einzige, der ihn wirklich nett und respektvoll behandelte, war der alte Mann. Obwohl Brady das nicht nachvollziehen konnte, denn es war ja sein Adler, den er angeschossen hatte. Als Brady zu Beginn seiner Arbeit hörte, dass er sich um ihn kümmern würde, war er der festen Überzeugung, dass dieser Mann ihm die Zeit im Center zur Hölle machen würde. Nicht, dass Käfigböden zu schrubben Spaß bedeutete … aber Lijah behandelte Brady mit demselben Respekt, den er auch allen anderen entgegenbrachte.
    “Bist du fertig mit den Platten?”
    Brady drehte sich abrupt um, erschrocken, sein Herz hämmerte. Bei Gott, er hatte wieder nicht bemerkt, wie der Mann sich genähert hatte. Schwebte er über dem Boden, oder warum machte es kein Geräusch, wenn er ging? Lijah trug zwei Dosen Coca Cola und gab Brady, als er näher kam, eine davon.
    “Ich habe mir gedacht, du müsstest ziemlich durstig sein.”
    “Danke.” Der Junge nahm einige Schlucke der Brause und wischte sich mit seinem Ärmel über den Mund. “Mir war

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