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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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offenen Gelände schwebt und hartnäckig nach Beute späht. Wenn er sich hoch in die Lüfte erhebt, wird der Kornweih oft mit dem Wanderfalken oder dem Rundschwanzsperber verwechselt. Oft wird der Kornweih auch Rohrweih genannt, unterscheidet sich aber von diesem durch seine weiße Bauchfärbung
.
    Es war Valentinstag. Die Fischadler kehrten in die Küstengebiete South Carolinas zurück, und die männlichen Rotschulterbussarde warben um die Gunst der Weibchen. Harris konnte ihr hohes Kreischen in der Luft hören. Bald werden die Tiere wie im Rausch Nester bauen, dachte er bei sich, während er rasch über das Gelände ging.
    Er sah in der Ferne sein Haus, eingerahmt von mächtigen Sumpfkiefern. Gelbes, behagliches Licht strömte durch die Fenster, und grauer Rauch kräuselte sich über dem Schornstein, um sich schließlich im winterlichen Himmel zu verlieren. Es ist ein hübsches Haus, dachte er stolz. Solide, schön gelegen. Ein gemütliches Nest.
    Er hielt an, um ein paar Zweige einer Kiefer abzupflücken, die er zu den beiden Blumensträußen hinzufügen wollte, die er in den Händen hielt. Seine Schritte beschleunigten sich. Er wollte schnell nach Hause.
    Harris legte die Blumen auf einem Stuhl vor der Tür ab und ging ins Haus. Die warme Luft duftete nach Basilikum, Oregano und Brot, das im Ofen buk. Ein zufriedener Seufzer kam ihm über die Lippen, als er auf der Türschwelle stand und den Anblick in sich aufsog. Kaum zu glauben, dass dies sein Heim war. Zwar stand noch dieselbe Couch im Wohnzimmer, und auch die Bilder an den Wänden hatten sich nicht verändert. Und doch war alles anders. Was war das Besondere daran, nach Hause zu kommen, wenn alles sauber und ordentlich war, das Essen vor sich hin köchelte und der Tisch gedeckt war? Warum hatte man in solchen Augenblicken das Gefühl, die Welt sei in Ordnung?
    Schon lange hatte er nicht mehr so empfunden, wenn er nach Hause kam. Viele Jahre lang war der Gang von der Klinik zu seinem Haus nur ein Ortswechsel von einer Arbeitsstätte zur nächsten gewesen. Nun, zum allerersten Mal, konnte er verstehen, was die Menschen meinten, wenn sie ihm erzählten, wie entspannend es für sie war, nach Hause zu kommen und die Tür zur Außenwelt hinter sich zu schließen.
    Das alles habe ich Ella zu verdanken, dachte er. Dieser gewissenhaften, ordentlichen Frau war es gelungen, ihr Chaos zu beseitigen. Er schloss die Tür hinter sich und folgte dem Geräusch der Stimmen in die Küche. Der kleine Esstisch war mit einer roten Tischdecke geschmückt, und sorgfältig ausgeschnittene Papierherzen lagen auf ihm verteilt.
    “Daddy ist da!”
    Marion kam aus der Küche gesaust und fiel ihm in die Arme. Er beugte sich hinunter, drückte sie an sich und küsste ihren Kopf. Er hörte Ellas Schritte und hob den Kopf, um ihr zuzulächeln. Sie trug Jeans und einen leuchtend roten Pullover. An ihrer Schulter hatte sie ein Herz auf einem kleinen Spitzendeckchen angebracht, auf dem in großen, unbeholfenen Buchstaben ihr Name stand – offensichtlich von Marion geschrieben.
    Sie erwiderte schüchtern das Lächeln und lief dann mit der heißen Servierschüssel hinter den beiden entlang. “Ihr Timing ist perfekt. Die Pizza kommt gerade frisch aus dem Ofen.”
    “Guck mal, Daddy. Ella hat eine Herz-Pizza gemacht.”
    “Das ist ja irre”, sagte er und blickte auf die selbst gemachte Pizza in Herzform, die langsam vor sich hin bräunte und mit Wurst und Paprika belegt war. In seinen Augen spiegelten sich Anerkennung und Dankbarkeit wider. Er wusste, dass sie das alles gemacht hatte, um etwas für Marion zu haben – keine Süßigkeiten, kein Kuchen, keine Kekse oder etwas dergleichen, sondern etwas Besonderes, das auch sie mit Genuss essen durfte. “Sehr schön. Riecht lecker.” Er betrachtete erstaunt die Pizza. “Aber warum habt ihr euch für Herzform entschieden? Ist denn heute etwas Besonderes?”
    Marion machte ein langes Gesicht. “Es ist Valentinstag. Hast du das etwa vergessen?”
    “Valentinstag? Heute?” Er kratzte sich hinter dem Ohr. “Ist das nicht der Tag, an dem wir Geschenke unter einem Baum finden?”
    Marion lachte und lehnte sich gegen seine Beine. “Das ist doch Weihnachten, Daddy.”
    “O ja. Du hast Recht. Dann ist es der Tag, an dem dieser Hase kommt und uns Körbchen mit Geschenken bringt?”
    “Das ist Ostern”, sagte Marion mit gespielter Empörung. “Das musst du doch wissen.”
    “Was ist denn dann heute?”
    “Das ist der Tag, an dem wir jemandem

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