Dem Himmel entgegen
etwas schenken, den wir lieb haben.”
“Also, ich hab dich ganz doll lieb”, sagte er und umschloss ihr Gesicht mit seinen Händen. “Dann sollte ich wohl besser etwas für dich haben, stimmt’s?”
Sie nickte, und Hoffnung blitzte in ihren Augen auf.
Harris drehte sich um, um Ella herbeizuwinken, die in der Nähe wartete und belustigt den Wortwechsel verfolgt hatte. Dann ging er zur Veranda, um die Geschenke zu holen. Inzwischen war es dunkel geworden, und irgendwie schien der Duft der Pizza draußen in der Kälte intensiver und verlockender zu sein als im Haus. Er ging wieder hinein, und ihm wurde ganz warm ums Herz, als er das lebhafte und aufgeregte Gesicht seiner Tochter sah.
“Sind die gut?” sagte er und streckte ihr einen Strauß entgegen.
“Blumen!” rief sie aus. “Für mich?”
“Du hast gesagt, ich soll sie demjenigen geben, den ich lieb habe, stimmt’s?”
Er gab Marion einen Strauß rosafarbener Tausendschönchen. Sie drückte sie an sich, als hätte er ihr gerade die Welt geschenkt. Ihr Gesicht zu sehen und ihr tief empfundenes Glück über das bescheidene Geschenk zu erleben, freute ihn. Ella stand dabei, strahlte vor Freude und hielt das Küchentuch in ihrer Hand fest umklammert. Er machte einen Schritt nach vorne und streckte ihr ein Dutzend rote Rosen entgegen. Deutlich konnte er die Verlegenheit im Raum spüren und sagte schnell: “Die sind für Sie.”
“Für mich?” Ellas Augen weiteten sich, als sie den leicht welken Strauß aus seinen Händen entgegennahm. Sie senkte den Kopf, atmete den süßen Duft der Blumen ein und errötete. In diesem Moment sieht sie richtig weiblich aus, ja sogar hübsch, dachte Harris. Nichts erinnerte an die ehemalige Oberschwester, die das Haus wie ein General übernommen und auf Vordermann gebracht hatte. Die Veränderung rührte ihn zutiefst.
Was für ein Zufall, dass er heute Morgen Maggie und Sherry darüber sprechen gehört hatte, dass es bei Snell’s Market die Straße runter frische Blumen im Angebot gab. Snell’s war ein winziger Shop an der Hauptstraße, der nur wenig im Sortiment hatte, eine Flasche hiervon und ein Paket davon, Süßigkeiten, ein großes Glas eingelegter Schweinefüße, Tabak, Cola und Furcht erregende Sandwiches aus Weißbrot, die in Plastik eingeschweißt in einem altertümlichen Kühlschrank aufbewahrt wurden. In Anbetracht dessen waren alle erpicht auf die frischen Blumen.
Als ihm eingefallen war, dass Valentinstag war, war er ins Auto gesprungen, zum Geschäft gefahren und hatte zwei der letzten Sträuße erworben, die angeboten wurden. Zwar waren sie nicht mehr die schönsten, aber in Marions und Ellas Gesicht konnte er sehen, dass das egal war.
Ella zupfte verblüfft an dem hellgrünen Kiefernzweig herum. “Das ist ungewöhnliches Grün für einen Blumenstrauß.”
“Das war meine Idee”, erwiderte er. “Das ist symbolisch. Während der Bebrütung bringt der Adler Zweige von Nadelbäumen zum Nest. Ich bin nicht sicher, warum. Vielleicht, um den Adlereiern Schatten zu spenden, vielleicht auch, um frischen Duft ins Nest zu bringen. Oder vielleicht auch, um sich bei dem Weibchen, das die Eier hütet und beim Nest bleibt, zu bedanken.”
“Was für ein hübscher Gedanke.”
“Daddy muss dich auch lieb haben, Ella”, sagte Marion unschuldig.
Ellas Gesicht wurde fast so rot wie die Rosen, die sie im Arm hielt, und sie zupfte verlegen an einem Rosenblatt.
Harris schluckte ängstlich. Für ihn bedeuteten die Rosen ein Zeichen von Freundschaft und Dankbarkeit. Er hatte nicht gewollt, dass Ella sich übergangen fühlte. Als er jedoch das zarte Rot auf Ellas Wangen bemerkte, erkannte er, dass diese Rosen als Ausdruck romantischer Gefühle aufgefasst werden konnten – das hatte er nicht beabsichtigt.
“Ich … äh, ich wollte mich für alles bedanken, was Sie für uns getan haben. Ich wollte Ihnen zeigen, dass ich es sehr wohl bemerkt habe. Ich … ich dachte, Sie würden Ihnen gefallen”, stammelte er. “Für Ihren Tisch.”
“Oh, ja. Natürlich”, erwiderte sie, ein kleines bisschen zu hastig. “Für den Tisch. Sie sind perfekt.” Sie wandte sich ab und stürzte in Richtung Küche. “Ich stelle sie nur eben ins Wasser.”
Ella konnte Harris’ Blick nicht schnell genug entkommen. Ihre Röte hatte sie verraten, und sie hatte auf seinem Gesicht ablesen können, dass er Angst hatte, sie könne dieses Geschenk missverstehen.
Und das hatte sie. Wie dumm und naiv musste sie gewesen sein, auch nur
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