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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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für einen Augenblick anzunehmen, dass seine Absichten romantischer Art gewesen sein könnten! Die ganze Sache war ihr furchtbar peinlich, und doch … Sie hatte noch nie Blumen von einem Mann bekommen. Und heute, am Valentinstag, war ein Strauß roter Rosen doch die romantischste Geste, die man machen konnte. Und sie bedeutete Ella viel. Die Art, wie ihr Herz gehüpft hatte, als er ihr die Blumen überreicht hatte, die zurückhaltende Art, wie er gelächelt hatte …
    “Stopp!” schalt sie sich selbst, als sie ihr Herz wieder rasen spürte. Sie benahm sich wie ein dummes kleines Mädchen, das sich Hals über Kopf verknallt hatte. Es war demütigend. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie solche kindischen Ideen, die sich in ihr Herz schlichen und ihre Sinne benebelten, überhaupt zuließ. Was dachte sie sich eigentlich? Sie war doch hier, um sich um das Kind zu kümmern und nicht um den Mann. Wenn sie diese unvernünftigen Gedanken weiter zuließ, würde sie das gute Verhältnis gefährden, das sich langsam zu Marion und Harris aufbaute.
    Sie füllte die Vase mit Wasser, gab ein Mittel dazu, um die Blumen länger haltbar zu machen, und schnitt die Rosen an. Jede Rose, die sie in die Vase stellte, fühlte sich an wie ein Dorn in ihrem Herzen. Mit jeder einzelnen Rose sagte sie sich, dass Harris nur nett war, dass er die Rosen nur für den Tisch mitgebracht hatte und nicht für
sie
.
    “Beeil dich, Ella!” rief Marion vom Tisch herüber. “Die Pizza wird kalt!”
    “Ich komme!” Sie atmete tief ein, setzte ein Lächeln auf und brachte die Blumen zum Tisch. “Sehen diese Rosen auf dem Tisch nicht wundervoll aus? Harris, warum fangen Sie nicht schon an, die Pizza zu verteilen, während ich die Tausendschönchen ins Wasser stelle? Ich bin in einer Minute zurück.”
    Er zögerte. “Ich will die Pizza eigentlich gar nicht zerschneiden. Sie sieht so gut aus.”
    “Aber sie wird auch gut schmecken”, erwiderte sie. “Maggie hat mir mit dem Teig geholfen, und ich habe ein Glas mit köstlicher Sauce darauf verteilt. Und ich denke, Sie können sie getrost probieren.”
    Er lächelte sie an, und sie bemerkte die Erleichterung auf seinem Gesicht, dass der peinlich angespannte Moment vorüber und alles wieder gut war. Während sie die Tausendschönchen zum Waschbecken trug, schwor Ella sich, in Zukunft ihre Gefühle nicht so offen zu zeigen.
    Sie saßen zusammen am Esstisch, und Harris hielt ihr ganz selbstverständlich seine Hand zum Tischgebet hin – so war es bei Marion und ihm Sitte. Ella sog die Luft ein und reichte den beiden ihre Hände – Harris die linke und Marion ihre rechte. Diesen körperlichen Kontakt empfand Ella einerseits als beruhigend, andererseits jedoch auch als verstörend. Harris’ Hand zu halten, der einfache physische Akt, ihn zu berühren, war so selten und so persönlich, dass sie ihn umso stärker wahrnahm. Es fiel ihr schwer, sich auf das Gebet zu konzentrieren.
    Ella war damit aufgewachsen, Gästen des Victorian Inn ihrer Tanten das Essen zu servieren. Sich selbst zum Abendessen an einen gedeckten Tisch zu setzen und vorher zu beten war fremd für sie. Das ganze Szenario erinnert sie zu sehr an den Traum einer richtigen Familie – einen Traum, den sie ihr Leben lang in ihrem Herzen bewahrt hatte. Jedes Jahr zu Thanksgiving hängten ihre Tanten im Esszimmer einen Norman-Rockwell-Druck auf. Vater, Mutter, Kinder, Großeltern, alle drängten sich um einen Tisch für ein gemeinsames Essen.
    Von so einer Familie hatte auch sie geträumt.
    Sie drückte die Hände von Marion und Harris und wisperte heimlich ein persönliches Gebet.
    “Möchten Sie das Gebet heute sprechen?” fragte Harris Ella.
    “Aber ich bin doch dran, Daddy.”
    Ella musste ein Grinsen unterdrücken. “Marion lernt gerade, was
sich abwechseln
bedeutet.”
    “Oh, ich verstehe. Also, dann. Marion, würdest du das Tischgebet sprechen?”
    Marion setzte sich gerade hin und begann gewissenhaft zu beten. “Danke, lieber Gott, für die Pizza. Danke für meine Blumen. Und danke für Ellas Blumen. Stimmt’s Ella?”
    Ella spürte, wie sich ihre Wangen wieder ein wenig röteten, als sie nickte und fest “Amen” sagte.
    “Was habt ihr heute gemacht?” fragte Harris, nachdem sie ihre Hände zurückzogen und in den Schoß gelegt hatten.
    Jedes gemeinsame Essen begann er stets mit derselben Frage. Sie schätzte seine Bemühungen, ihretwegen eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
    “Wir haben fast den ganzen Tag damit

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