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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Conant
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wollen sie noch zu einem Rudel gehören und wissen, wo ihr Platz ist. Sie sind unfähig zu lügen, denn sie würden nie etwas anderes sein wollen, als das, was sie sind. Sie können töten, aber sie können keinen Mord begehen.«
    »Ich muß schnell das Brot aus dem Ofen holen«, rief Kelly fröhlich. »Die Kruste soll knusprig sein, aber Joel mag es nicht, wenn sie zu dunkel wird, und ich muß die Orangen noch schneiden.«
    Wenn mir jemand vor meiner Begegnung mit den Bakers die theoretische Frage gestellt hätte, was ich merkwürdiger fände, eine Frau, die vorgibt, ein Mann zu sein, oder die Frau, die mit dieser Frau verheiratet ist, hätte ich eine Antwort gegeben, die ich nun korrigieren mußte: Von den beiden Bakers war Kelly mit Abstand die Merkwürdigere.
    »Kelly, hören Sie mir doch mal zu. Ich war so fair und so verständnisvoll und so verdammt tolerant, daß es mich beinahe das Leben gekostet hätte. Und ich weiß, daß es nur ein schrecklicher Zufall war, der die ganze Katastrophe ausgelöst hat. Ich meine, das alles wäre überhaupt nicht passiert, wenn Donna Zalewski zu einem anderen Therapeuten gegangen wäre, statt zu Joel. Oder wenn sie die Geschichte nicht Elaine, sondern jemandem erzählt hätte, der sie ihr nicht so bereitwillig abgekauft hätte. Aber es ist nun mal so gewesen, und es hatte sehr schwerwiegende Konsequenzen. Zwei Frauen wurden deshalb umgebracht, und ich kann das nicht einfach ignorieren.«
    Kelly wiederholte, was sie bereits zuvor einmal gesagt hatte: »Ich fühle mich schrecklich wegen Ihrer Hunde.« Dann fügte sie vorwurfsvoll hinzu: »Sie hätten doch wissen müssen, daß Sie ihnen keine Schokolade geben dürfen. Ich hätte Ihnen nicht vertrauen sollen. Es tut mir so furchtbar leid.«
    »Diese Unterhaltung führt zu nichts«, sagte ich, mehr zu mir selbst als zu Kelly. »Und ich höre mir das nicht länger an. Es geht hier um Menschen, nicht um Hunde. Ich hole jetzt Joel, und dann werden wir drei einen Anruf bei der Polizei machen. Ich habe diese verdammten Doppeldeutigkeiten endgültig satt, und ich will, daß jetzt alles aufgedeckt wird. Ich habe keine andere Wahl mehr.«
    »Ich schon«, erwiderte sie, und es klang sehr selbstbewußt, als sie sagte: »Sie sind doch wie alle anderen. Ich weiß, was Sie von mir denken. Jeder hält mich für die reaktionärste Frau in ganz Cambridge.« Jetzt schwang in ihrer Stimme unverkennbarer Stolz. »Aber ich habe eine Menge schlauer Einfälle. Sie würden sich wundern, wenn Sie wüßten.«
    »Ich glaube Ihnen gern, daß Sie schlau sind«, antwortete ich, »Und ich wäre keineswegs überrascht.«
    »Gehen Sie und holen Sie Joel«, befahl sie mir, als wolle sie nichts weiter, als daß ich ihn zum Frühstück bitte, und tatsächlich nahm sie jetzt das Messer und fing an, die nächste Orange zu schälen.
    Als ich von dem Hocker stieg, weckte das kratzende Geräusch, das seine Beine auf dem Fliesenboden machten, die Hunde, die mich daraufhin ruhig in den Flur begleiteten. Es gab im Haus sicher eine Treppe, die in das Souterrain zu Joels Büro führte, aber ich wollte nicht herumgehen und sie suchen, und ich wollte auch nicht Kelly nach dem Weg fragen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich sie in dem Glauben ließ, daß sie Kimi und Rowdy umgebracht hatte, und wäre fast in die Küche zurückgegangen, um ihr zu sagen, daß die Hunde am Leben waren. Außerdem taten mir Nip und Tuck leid, deren Rudel so dramatisch auseinanderbrach. Sie knurrten nun nicht mehr, und ich hätte sie streicheln können, aber ich ließ es, denn es wäre nur eine oberflächliche Geste der Beruhigung und damit verlogen gewesen.
    Ich ging durch die Haustür und folgte dem Weg um das Haus zu Joels Räumen. Inzwischen war die Außentemperatur auf reichliche siebzehn Grad minus geklettert.
    Die Tür zu Joels Büro war verschlossen. Eine Klingel gab es anscheinend nicht, und so mußte ich ziemlich lange klopfen, bevor Joel mir öffnete. Wie gewöhnlich trug er einen Anzug, aber er hatte seine Krawatte gelockert und die oberen Hemdknöpfe geöffnet. Er sah müde und besorgt aus.
    »Kommen Sie herein«, begrüßte er mich und fügte hinzu: »Ich bin in fünf Minuten fertig. Ich habe gestern sämtliche Termine abgesagt und muß jetzt nur noch die Unterlagen für einen letzten Patienten fertigstellen. Ich hoffe nur, daß die anderen Therapeuten alle meine Klienten übernehmen können.«
    Ich folgte ihm die kleine Treppe in das Wartezimmer hinunter. »Kelly geht es sehr

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