Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
Zuhörerplätze. Davon werden für Medienvertreter 36 Plätze reserviert. Diese Plätze werden nac h dem Prioritätsprinzip – zeitliches Erscheinen am jeweiligen Verhandlungstag – vergeben. Ab einer Stunde vor Sitzungsbeginn werden am Eingang des Landgerichts entsprechende Platzkarten ausgegeben. Auf Verlangen haben sich die Medienvertreter durch Vorlage gültiger Presseausweise mit Lichtbild auszuweisen. Die Platzkarten gelten nur an dem Tag, an welchem sie ausgegeben worden sind. Es bleibt vorbehalten, Sitzplätze, die durch Medienvertreter bis 5 Minuten vor Sitzungsbeginn nicht eingenommen sind, anderweitig zu vergeben. Medienvertreter, die keinen der reservierten Plätze zugewiesen erhalten, können die Sitzung aus dem Zuschauerraum verfolgen, sofern dort freie Sitzplätze vorhanden sind.
2 . Ton-, Foto- und Fernsehaufnahmen im Sitzungssaal werden bis 10 Minuten vor dem festgesetzten Sitzungsbeginn zugelassen. Die Genehmigung wird vorbehaltlich der Rechte Dritter erteilt.
3 . Interviews mit Verfahrensbeteiligten und sonstigen Prozessteilnehmern im Sitzungssaal sind untersagt.
4 . Die Mitnahme von Laptops in den Sitzungssaal ist nicht gestattet. Mobiltelefone sind abzuschalten, eine Stummschaltung genügt nicht. Während der Verhandlung sind Kameras aller Art aus dem Sitzungssaal zu entfernen. […]
III.
1 . Am ersten Verhandlungstag steht allen Medienvertretern der Saal A 1.024 als Arbeitsraum zur Verfügung. Mobiltelefone und Laptops dürfen dort eingebracht und benutzt werden. Eine Haftung des Landgerichts für die eingebrachten Gegenstände ist ausgeschlossen.
2 . Ton-, Foto- und Fernsehaufnahmen außerhalb des Sitzungssaals und des dazugehörigen Vorraums sind im Gebäude nur nach Erteilung einer Foto- bzw. Drehgenehmigung gestattet. Die Aufnahmegeräte dürfen erst nach Erteilung der Genehmigung durch den Haupteingang über die Eingangskontrolle in das Gebäude gebracht werden. […]
4 . Bei der Anreise ist zu berücksichtigen, dass es durch die Sicherheitsschleusen im Eingangsbereich des Gerichtsgebäudes zu Zeitverzögerungen kommen kann. Eine Wegbeschreibung für die Anreise zum Gerichtsgebäude und Hinweise auf Parkmöglichkeiten finden Sie […]
Der Prozes s
Prozessbeginn: Mittwoch, 16. April 2008
Der 16. April ist ein kalter Tag in Aachen. Nachts fällt die Quecksilbersäule fast auf Null, die Höchsttemperatur wird gerade einmal zehn Grad erreichen, und dies passt zu dem Prozess, der heute vor dem Landgericht Aachen eröffnet werden soll.
Im Saal A des Landgerichtes haben sich rund 150 Zuschauern und 30 Pressevertreter versammelt. Um 9:30 Uhr soll die Anklage verlesen werden. Gemessen an den monströsen Vorwürfen, die Egidius S. gemacht werden, ist die Atmosphäre im Schwurgerichtssaal unpassend nüchtern. Wie es allerdings in den Familienmitgliedern der Opfer aussieht, die als Nebenkläger anwesend sind, kann niemand beurteilen. Nach all den Jahren der Ungewissheit warten sie nun auf das Erscheinen des Mannes, der ihre Angehörigen umgebracht haben soll.
Alle Zuhörer und Prozessbeobachter harren angespannt auf das Erscheinen des Angeklagten – des Mannes, der mindestens fünf Frauen ermordet haben soll, des Mannes, dem die Medien die Titel »Würger von Aachen«, »Disko-Mörder« oder »Anhalter-Mörder« angeheftet haben. Als er erscheint, kann man eine Stecknadel fallen hören. Und das Erstaunen bei denen, die ein » Monster« erwartet haben, ist groß.
Egidius S. kommt als adretter Mann daher. Er ist groß – etwa 1,90 Meter und füllig. Das graumelierte Haar ist sauber gescheitelt, der Vollbart gepflegt, er hat einen Pullunder an, der in der mausgrauen Farbe exakt dem Bart gleicht. An seiner Rechten blinkt der Ehering. Er trägt ihn Tag und Nacht. Sein Blick ist stoisch, als er an den Menschen vorbeigeführt wird, denen er die Tochter, die Schwester, das Enkelkind, die Lebensgefährtin, die Mutter genommen hat. Ein Blitzlichtgewitter begleitet ihn, doch der große, schwergewichtige Mann scheut die Kameras nicht. Minutenlang schaut er, ohne den Blick zu senken, in die Fotoapparate, zeigt weder Scheu noch Unsicherheit. Genießt Egidius S. das Medieninteresse?
Er gibt seinem Verteidiger die Hand und nimmt dann Platz. Danach wird er sich nicht mehr rühren, wird steif und wie festgefroren an seinem Platz sitzen, wird nicht ein Wort sagen, lediglich nicken, als der Vorsitzende Richter ihn zu Beginn nach der Richtigkeit seiner Personalien befragt.
Die Anklage wird verlesen.
Der
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