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Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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gelernte Krankenpfleger hat danach zwischen Juli 1983 und Juni 1990 insgesamt fünf Frauen getötet, und nachweislich drei von ihnen zuvor vergewaltigt. Die entsetzten Zuhörer hören – vorgetragen durch den 59-jährigen Staatsanwalt – von teils stundenlangem, bestialischem Missbrauch, brutaler Gewalt und dem langen Todeskampf der Opfer. Der 51-Jährige ging dabei laut Anklageschrift immer nach demselben Schema vor: Er fuhr mit seinem Auto umher und hielt Ausschau nach einem passenden Opfer. Dann lud er die Anhalterinnen ein und fuhr zunächst scheinbar in die von ihnen gewünschte Richtung. Auf abgelegenen Feld- oder Waldwegen hielt er, fesselte die Opfer, vergewaltigte mindestens drei von ihnen und erdrosselte sie.
    Marion G. war das erste Opfer des Serienmörders. Trotz des Drosselns durch Egidius S. »trat die Frau in ihrer Todesangst so massiv um sich, dass die Windschutzscheibe zerbrach«, so der Staatsanwalt. Mit dem zweiten, gefesselten Opfer fuhr S. eine Ewigkeit durch die Gegend, bis er sich zuerst vor Andrea W. selbst befriedigte, und sie dann »in einem freien Gelände erdrosselte«.
    Angelika S., die dritte junge Frau, die dem Täter in die Hände fiel, fesselte er mit Handschellen und fuhr anschließend mit ihr in ein Waldstück, um sie dort nach der Vergewaltigung zu erdrosseln. Bei ihr wurden Spermaspuren festgestellt – ein eindeutiger genetischer Fingerabdruck des Täters, der ihn später überführen sollte. Auch Marion L. wurde nach den Erkenntnissen der Ermittler gefesselt, geknebelt, vergewaltigt und ermordet.
    Sabine N., die 30-jährige Erzieherin, nahm S. in Geilenkirchen mit. Der Staatsanwalt: »Er drohte ihr derart massiv, dass die verängstigte Frau keine Gegenwehr leistete, als er ihre Hände hinter ihrem Rücken fesselte und sie mit einem Taschentuch knebelte, das in einen Damennylonstrumpf eingewickelt war.« Nach dem Mord an Sabine N. riss die Mordserie aus unerklärlichen Gründen ab.
    Am Ende der Anklage hat sich Egidius S. kaum bewegt. Wie zu Beginn sitzt er regungslos auf seinem Platz, leicht nach vorn gebeugt, die Hände ineinander verschränkt, die Augen ins Leere gerichtet.
    Dann die Überraschung für die Zuschauer: Der Vorsitzende Richter verliest einen Brief des Angeklagten. »Ich habe mit den Anklagevorwürfen nichts zu tun«, schreibt Egidius S. darin. Selbst äußern will er sich nicht.
    »Mein Mandant lässt sich gern knechten und bestrafen, das haben er und mehrere Zeugen so bestätigt«, gibt der Verteidiger zum Besten. Auch mit seiner dritten Ehefrau Anke habe S. die härtesten Sadomaso-Praktiken angewendet, sie war die Sadistin, er ließ sich quälen. Diese masochistische Neigung habe Egidius S. zu seinem Geständnis veranlasst, er habe es sexuell erregend gefunden, wegen fünffachen Mordes beschuldigt zu werden. Nur deshalb S. ein Geständnis abgelegt und die Taten zugegeben. Sein Mandant habe ihm glaubhaft versichert, so der Anwalt, dass er mit der Mordserie nichts zu tun habe. Auch die Angehörigen trauten ihm die Taten nicht zu. Die Familie sei aus allen Wolken gefallen, die Ehefrau sei »fassungslos«.
    »Er hat sein Geständnis glaubhaft widerrufen«, schließt der Verteidiger seine Ausführungen und setzt hinzu: »Inzwischen hat er seiner Neigung Genüge getan und möchte wieder aus der Untersuchungshaft entlassen werden.« Wie die DNA-Spur am dritten Opfer zu bewerten sei, bleibe abzuwarten.
    Die Angehörigen der fünf Opfer, die als Nebenkläger auftreten, sind entsetzt. Sie können sich nicht vorstellen, dass jemand nur wegen ausgefallener sexueller Neigungen fünf Morde gesteht und dafür ins Gefängnis geht.
    Robert, der Sohn von Sabine N., die das letzte nachweisbare Opfer des Serienmörders war, ist inzwischen ein junger Mann und selbst Familienvater. 18 Jahre nach dem brutalen Mord an seiner Mutter will er seinen Frieden finden. Das ist ihm mehr wert, als der Job: Als er im Vorfeld bei seinem Arbeitgeber für die Prozesstage um eine Freistellung bittet, kündigt man ihm. »S. wird sich hier nicht herausreden können«, sagt Robert N. der Presse, »[f]ür uns gibt es nur eine gerechte Strafe: Lebenslänglich und Sicherungsverwahrung, er darf nie mehr freikommen«.

»Er stand auf Sadomaso-Sex «
    Im Publikum sitzt auch Ehefrau Anke, die Frau, die später in der Fernsehsendung vom 1. Juni 2010 über ihren Mann sagen wird: »Für mich reichen die Beweise, dass er schuldig ist, nicht aus.«
    An diesem Tag, dem ersten Tag des Prozesses, erscheint in der

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