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Dem Leben Sinn geben

Dem Leben Sinn geben

Titel: Dem Leben Sinn geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schmid
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werden. Auch Gründe der Freiheit sprechen für Kinder, wenn über die negative Freiheit von ihnen hinaus die positive zu ihnen stärker in den Blick kommt. Wo die eigene Freude am Leben groß genug ist, um das Leben weitergeben zu wollen, geht damit auch die Zuversicht einher, die Kinder mit allem ausstatten zu können, was sie für ihr Leben brauchen.
    Gründe des Glücks sprechen für Kinder, denn alle Arten von Glück sind mit ihnen zu haben: Das Zufallsglück , das selbst im Falle einer Familienplanung im Spiel ist, da sich ihr Sosein dem Zufall der Begegnung dieses Samenfadens mit dieser Eizelle verdankt, der unvorhersehbar ist und dennoch willkommen geheißen werden kann. Sind sie da, schenken Kinder zahllose Momente des Wohlfühlglücks , wundervolle Erfahrungen, die auf keine andere Weise zu machen sind, was freilich wiederum nur die wissen, die sich darauf einlassen. Und Kinder repräsentieren das Glück der Fülle , denn mit ihnen zu leben heißt, mehrfach zu leben: Es gibt kein Leben neben ihnen her, nur ein Mitleben mit ihnen, mit ihren Freuden und Ängsten, Sorgen und Problemen. Dieses Leben in all seiner Polarität kann von größerer Intensität sein als das Leben mit sich allein.
    Erst recht sprechen Gründe des Sinns für Kinder, denn sie können der Sinn des Lebens sein, eine Antwort auf die ewige Frage nach dem Woher und Wohin: Im stetig neuen Werden vollzieht sich die Evolution, im immerwährenden Kreislauf des Lebens zwischen Werden und Vergehen werden die großen Zusammenhänge erfahrbar. Das Leben selbst stirbt nie,sein nie versiegender Jungbrunnen sind die Kinder, daher vermittelt die Beziehung zu ihnen sogar mehr noch als die zwischen den Liebenden einen transzendenten Sinn , einen Zusammenhang über die Endlichkeit des Einzelnen hinaus.
    Für Kinder da zu sein, sich von ihnen gebraucht zu fühlen, schützt vor der Fixierung auf sich und ermöglicht den reuelosen Verzicht auf eigene Freiheiten. Es bereitet Freude, ihnen das Leben zu erklären und dies damit zugleich für sich selbst zu tun, ihnen die Welt zu zeigen und deren Zusammenhänge jetzt selbst erst stärker wahrzunehmen. Auch die Liebe zwischen zweien kann enorm bestärkt werden von Kindern, bereits vom Gedanken, sie zu bekommen, erst recht davon, sie gemeinsam zu erziehen. Es mag sich um eine anstrengende und konfliktträchtige Arbeit handeln, aber die gemeinsame Verantwortung vertieft die Beziehung. Die walisische Schauspielerin Catherine Zeta-Jones packte all dies bei der Präsentation ihres Films Lieber verliebt ( The Rebound , 2009) in die Aussage: Mehr als eine Familie mit Kindern »kann man im Leben nicht haben wollen«.
    Und doch lässt sich nicht ausschließen, dass sich bei dieser Wahl, wie bei allen anderen Wahlakten, ein Prozess durch den Einzelnen hindurch vollzieht, den er selbst nicht durchschaut, sondern der von Hintergründen beeinflusst wird, die nie völlig aufzuklären sind: Der, der wählt, steht vielleicht unbewusst unter dem Eindruck einer Überzahl von Menschen und ihrer unweigerlich dichter werdenden Konzentration im Raum, die zu unlösbaren sozialen und ökologischen Problemen führen kann, sodass es sinnlos erscheint, weiterhin Kinder in die Welt zu setzen. Vielleicht begrenzt auch ein Übermaß an Wohlstand sich selbst, indem Menschen die »Reproduktionsquote« unterschreiten, die zur Wohlstandswahrung nötig wäre: Das Leben lässt sich nicht am Punkt seines größtmöglichen Wohls stillstellen. Auf verschwiegene Weise könnte sich zudem die Grundausrichtung der Moderne rächen, eine Linearität des Wachstums anzustreben und daher von einer Zyklizität des Lebens nichts mehr wissen zu wollen. In der um sich greifenden Fremdheit gegenüber vitalen Kreisläufen zwischen Geburt, Tod und neuer Geburt verliert sich jeder Sinn für ein Denken und Fühlen über das eigene Leben hinaus und es wird schwerer, sich für Kinder zu entscheiden. Nicht zuletzt nimmt es wohl einige historische Zeit in Anspruch, bis Menschen sich nach der Befreiung vom Zwang zur Fortpflanzung von der Bedeutung einer eigenen Formgebung der Freiheit überzeugen, um auch in dieser Hinsicht den Umgang mit der Freiheit zu erlernen: In andersmoderner Zeit erst kann eine wachsende Zahl von Menschen die neuerliche Sorge um Familie zu einem Element ihrer bewussten Lebensführung, ihrer Lebenskunst machen.
Die Liebe zwischen Eltern und Kindern
    Familie im engeren Sinne ist, wo Kinder sind. Diese Erweiterung der Familie war zu allen Zeiten riskant:

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