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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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In wenigen Tagen begann dem Kalender nach das neue Jahr. Am 19. Juli, wenn sich der Siriusstern am Himmel zeigte, würde endlich, endlich der Nil anschwellen … Das ganze Land sehnte die Flut und die damit verbundene Abkühlung herbei.
    Der Festzug bewegte sich durch Waset. Am Straßenrand standen die Menschen und jubelten der Königin zu, wenn der Wagen an ihnen vorbeifuhr. Der Schweiß lief Anchesenamun übers Gesicht, sie winkte huldvoll nach links und nach rechts, ohne ein einziges Gesicht zu erkennen.
    Eine Erinnerung an ihre allerersten Jahre tauchte in ihrem Kopf auf. Damals hatte sie noch zusammen mit ihren Schwestern in Achetaton gelebt, der Stadt Atons, die Echnaton zu Ehren des Gottes hatte errichten lassen. Sie musste daran denken, wie sich Nofretete und Echnaton als glückliches Paar täglich dem Volk gezeigt hatten. Eine überdachte Brücke spannte sich über die Königsstraße, sie besaß ein großes Fenster, das für das königliche Paar geöffnet wurde. Die Menschen warteten auf diesen Augenblick, schon eine Stunde vorher versammelten sie sich, nur um einen Blick auf den Pharao und seine Große Königliche Gemahlin zu erhaschen …
    Achetaton … Inzwischen war die Stadt verlassen, und der Wüstensand eroberte langsam den Platz. Viele Steine aus Achetaton waren in Waset verwendet worden, um den großen Amun-Tempel wieder aufzubauen. In wenigen Jahrzehnten würde es kaum noch eine Spur von Achetaton geben, die Stadt des Ketzerkönigs würde vergessen sein, genau wie Echnaton selbst, dessen Namen man aus allen Inschriften getilgt hatte.
    Alles ist vergänglich
, schoss es Anchesenamun durch den Kopf. Echnaton hatte die Stadt für die Ewigkeit erbaut. Er hätte sich in seinen schlimmsten Träumen nicht vorgestellt, wie schnell sein Werk zerfallen würde. Die aufwendigen Felsengräber waren zum Teil nie benutzt worden. In dem Grab, das als Familiengrab bestimmt war, war nur Maketaton beigesetzt worden, Anchesenamuns ältere Schwester. Eine Seuche hatte sie dahingerafft. Viele Menschen waren in Achetaton daran gestorben, und es hieß, die Seuche sei von den gestürzten Göttern als Strafe geschickt worden.
    Vielleicht würden sich die beleidigten Götter auch an ihr rächen … Plötzlich war sie so fest davon überzeugt, dass es vor ihren Augen flimmerte. Sie hörte die freudigen Zurufe der Menschenmenge nur noch wie aus weiter Ferne.
    »Friede sei mit Euch, o Königin!«
    »Ein Thronfolger für den Pharao, er möge ewig leben!«
    »Wir wünschen Euch Glück und Gesundheit!«
    Anchesenamun spürte ihren Herzschlag. Ihr Herz schlug unregelmäßig, schien zu stolpern und für einige Schläge auszusetzen. Ihr wurde schwindelig. Panisch umklammerte sie den Haltegriff. Es war so heiß! Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen.
    Der Wagen bog zum Glück in eine andere Straße ein, die im Schatten lag. Hier war es merklich kühler. Anchesenamun konnte freier atmen. Ihre Panik legte sich, und das Schwindelgefühl verging. Wie dumm von ihr, sich in so eine unsinnige Angst hineinzusteigern. Dazu gab es überhaupt keine Veranlassung!
    Sie war klatschnass geschwitzt. Das Kleid klebte auf ihrer Haut. Hoffentlich dauerte der Festzug nicht mehr so lange. Das Stehen fiel ihr immer schwerer, die Beine kamen ihr geschwollen vor und es war, als hätte jemand Gewichte an sie gebunden. Im Bauch hatte sie ein merkwürdiges Ziehen. Trotz allem wollte sie den Wagenlenker nicht darum bitten, die Fahrt abzukürzen. Alles sollte nach Plan verlaufen.
    Sie versuchte an angenehme Dinge zu denken. An ihr Bett heute Abend … Vielleicht würde ihr Selket auch wieder ein Lager im Garten herrichten lassen, wo sich die Hitze besser ertragen ließ. Sie nahm sich vor, noch einen Brief an Tut zu schreiben und ihm von dem Festzug zu berichten. Sie stellte sich vor, wie sie den Papyrus auf einer Holzplatte auf den Knien hatte, die Feder eintauchte und Hieroglyphe um Hieroglyphe malte …
    Geliebter Tut!
    Duamutefs trauriges Gesicht schob sich dazwischen. Warum hatte er sie so angesehen? Woran hatte er gedacht, was ging in seinem Kopf vor?
    Ich muss mit ihm reden, dachte Anchesenamun. Wenigstens noch ein einziges Mal. Selbst wenn er jetzt eine Freundin hat und vielleicht schon mit ihr verlobt ist …
    Wieder spürte sie einen schmerzhaften Stich in ihrer Brust. Ein Gefühl tiefer Ausweglosigkeit überschwemmte sie. Was würde sich jetzt noch ändern lassen? Selbst wenn sie mit Duamutef aus Waset floh, trug sie noch immer Tuts Kind im

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