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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Anchesenamun, sich hinzulegen und breitete das Laken über sie. Anchesenamun fühlte bereits, wie ihre Lider schwer wurden.
    »Ich glaube, Euer Trank wirkt schon …«
    »So soll es auch sein. Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Herrin.«
    Mit leisen Schritten verließ Tij den Raum.
     
    Anchesenamun erwachte und spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Ihr Bauch schmerzte, sie hatte Krämpfe. Als sie sich bewegte, fühlte sie, wie es zwischen ihren Beinen feucht wurde. Erschrocken riss sie das Laken weg.
    Blut.
    »Selket!«, schrie Anchesenamun voller Panik. »Selket, komm und hilf mir!«
    Die Milchschwester erschien fast augenblicklich. Als sie das Blut auf der Matratze sah, wurde sie blass.
    »Bei Amun! Du brauchst sofort einen Arzt! Bleib ganz ruhig liegen, Anchi!«
    Anchesenamun wimmerte leise vor Schmerzen. Selket strich ihr beruhigend über die Arme, aber die Königin las die Angst in ihren Augen.
    »Alles wird gut! Mach dir keine Sorgen, Anchi!«
    »Ich werde mein Kind verlieren. Nicht wahr, Selket? Blut bedeutet doch …« Anchesenamun blickte Selket angstvoll an.
    »Die Götter werden dir helfen. Ich hole einen Arzt. Beweg dich nicht, Anchi, bitte, versuch es! Ich bin gleich zurück!«
    Anchesenamun nickte mit zusammengebissenen Zähnen.
    Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis Selket zurückkehrte, dabei war sicher keine halbe Stunde vergangen. Ein hagerer Mann mit Glatze folgte ihr. Er hatte dunkle, fast schwarze Augen und eine gebogene Nase, die dem Schnabel eines Raubvogels ähnelte. Anchesenamun erkannte ihn sofort. Es war Sinuhe, der Leibarzt des Pharaos, ein weiser und gebildeter Mann. Er trug einen Lederbeutel mit seinen Instrumenten bei sich.
    »Mögen die Götter mit Euch sein, verehrte Große Königliche Gemahlin«, begrüßte er Anchesenamun. »Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um Euch zu helfen.«
    »Habt Dank, dass Ihr so schnell gekommen seid«, flüsterte Anchesenamun. Sie hatte Angst, dass lautes Reden ihren Zustand noch verschlimmern könnte. »Ich werde mein Kind verlieren …«
    Der Arzt setzte sich auf die Bettkante. Mit kundigen Händen befühlte er Anchesenamuns flachen Bauch, dann betrachtete er das Blut auf dem Laken.
    »Wie weit ist Eure Schwangerschaft fortgeschritten, Herrin?«
    »Ich … ich … glaube, ich befinde mich am Ende des dritten Monats«, murmelte Anchesenamun.
    Der Arzt nickte. »Das habe ich mir bereits gedacht. Es ist eine kritische Zeit für jede werdende Mutter, und Blutungen sind um diesen Zeitpunkt nichts Ungewöhnliches. Wahrscheinlich habt Ihr Euch überanstrengt. Ihr müsst Euch mehr schonen. Bettruhe ist in den nächsten Tagen unausweichlich. Ich bitte Euch, nicht selbst aufzustehen. Bleibt so ruhig wie möglich liegen und nehmt auch Eure Mahlzeiten im Bett ein. Ich werde Euch eine Medizin verabreichen, die die Blutungen stillen soll. Sie verhindert auch weitere Wehen. Mehr kann ich vorerst nicht tun. Die Götter werden entscheiden, ob Ihr Euer Kind behaltet oder verliert.«
    Er stand auf und unterhielt sich leise mit Selket. Anchesenamun verstand, dass er ihr Anweisungen gab. Selket hing an seinen Lippen und nickte.
    »Ruft eine zweite Dienerin, um das Laken zu wechseln, ohne dass die Königin aufstehen muss. Die Medizin, die ich Euch zukommen lasse, soll zunächst stündlich verabreicht werden, auch in der Nacht. Nach vierundzwanzig Stunden kann die Dosis auf dreimal täglich herabgesetzt werden. Ich komme morgen wieder, um nach der Königin zu sehen. Und vergesst nicht, sie in Eure Gebete einzuschließen.«
    »Ich werde heute noch zum Tempel gehen«, versprach Selket. Sie geleitete den Arzt zur Tür. Als sie danach zum Bett zurückkehrte, sah sie, dass Anchesenamun weinte.
    »Sei doch nicht so verzweifelt, Anchi.« Selket kniete sich neben dem Bett auf den Boden. »Sinuhe ist ein kundiger Arzt, der beste, den es in Waset gibt. Und er hat ja gesagt, dass Blutungen nicht unbedingt bedeuten, dass du das Kind verlierst.«
    »Ich weiß«, antwortete Anchesenamun unter Tränen. Sie schluckte heftig.
    »Du wirst sehen – du wirst wieder ganz gesund werden und auch dein Kind behalten.« Selket drückte ihr fest die Hand. Anchesenamun erwiderte dankbar den Druck.
    »Ab jetzt werde ich Tag und Nacht bei dir bleiben und aufpassen, dass du deine Medizin nimmst.« Selket lächelte. »Meine Mutter wird verstehen, dass ich unter diesen Umständen nicht nach Hause kommen kann. Du und das ungeborene Kind sind jetzt wichtiger. Ich werde dir jeden Wunsch

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