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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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er beim Reden die Hände bewegte und dabei immer wieder wie zufällig ihren Arm oder ihre Schulter berührte.
    »Ich werde die Herolde beauftragen, die frohe Botschaft dem Volk zu verkünden«, sagte Eje. »Was haltet Ihr von morgen Mittag? Es wäre natürlich schön, wenn Ihr Euch zeigen würdet, damit das Volk Euch zujubeln kann.«
    Anchesenamun nickte.
    »Der goldene Wagen wäre passend«, fuhr Eje fort. »Ihr werdet durch die Straßen von Waset fahren, Euer schönstes Kleid tragen und den Untertanen zuwinken. Natürlich wird ein Wagenlenker an Eurer Seite sein, Ihr müsst nicht selbst fahren.«
    »Ich dachte, Ihr mögt es nicht, wenn ich mit dem Wagen fahre«, sagte Anchesenamun.
    »Wenn Ihr allein fahrt, ohne einen Wagenlenker.« Eje lächelte, aber seine Augen blieben kalt. »Ich weiß, dass der Pharao da eine andere Meinung hat.« Er besann sich und kam auf das eigentliche Thema zurück. »Zwölf Herolde werden morgen um die Mittagszeit gleichzeitig die Nachricht auf verschiedenen Plätzen in Waset verkünden. Und Ihr fahrt danach mit dem Wagen durch die Stadt, in Begleitung von hundert Fußsoldaten. Ich werde die vier schönsten Pferde anspannen lassen und mich darum kümmern, dass der goldene Wagen geputzt ist. Ihr werdet anstelle des Pharaos die Doppelkrone tragen, schließlich seid ihr die Große Königliche Gemahlin. Meine Gattin Tij wird Euch zur Hand gehen und Euch beim Ankleiden helfen.«
    Er verneigte sich und ging zur Tür, bevor Anchesenamun Einwände hervorbringen konnte. Eigentlich war ja Selket ihre Dienerin, und die herrische Tij war die Letzte, die sie sich als Zofe wünschte. Aber keiner kannte die höfische Etikette besser als Tij, und so musste es wohl sein …
    Anchesenamun starrte zornig die Tür an, hinter der Eje verschwunden war. Dann zuckte sie die Achseln und beschloss, sich nicht aufzuregen. Denn Aufregung war sicher nicht gut für das ungeborene Kind …
     
    »Haltet still, Herrin!«
    Es ziepte, als Tij auf Anchesenamuns Kopf die Pharaonenkrone befestigte. Die junge Königin zitterte vor unterdrücktem Ärger. Tij behandelte sie, als sei sie ein unmündiges Kind. Nichts konnte Anchesenamun richtig machen. Das Kleid, das sie hatte tragen wollen, war in Tijs Augen zu durchscheinend, und das, was sie jetzt anhatte, hatte nicht den richtigen Faltenwurf. Tij zupfte ständig an ihr herum, korrigierte hier mit einer Brosche und dort mit einer Spange. Das lange ruhige Stehen ermüdete Anchesenamun, und sie spürte, wie ihre Beine schwer wurden. Kleine Schweißperlen sammelten sich auf ihrer Stirn.
    »Fühlt Ihr Euch nicht wohl, Herrin?«, fragte Tij, der Anchesenamuns innere Unruhe nicht entgangen war.
    »O doch.«
    »Ihr seid ein wenig aufgeregt. Hoffentlich überanstrengt Euch die Fahrt im Wagen nicht.«
    »Ich würde mich gern einen Moment setzen, wenn Ihr endlich mit der Krone fertig seid.« Anchesenamun konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme ungeduldig klang.
    »Nur noch einen Moment, Herrin, ich bin gleich soweit.« Tij nuschelte, denn sie hatte eine Nadel zwischen den Lippen, mit der sie die Krone feststeckte. »Ihr wollt ja bestimmt nicht, dass Euch die Krone unterwegs ins Gesicht rutscht.«
    Anchesenamun hatte Tijs dicke Brüste direkt vor ihren Augen. Ejes Frau stand auf einem hölzernen Schemel, um besser an Anchesenamuns Kopf hantieren zu können. Unter Tijs Achseln zeigten sich schwarze Stoppeln – es war höchste Zeit für eine Enthaarungskur. Aber Anchesenamun verbiss sich eine Bemerkung.
    »So – fertig!« Tij hatte die letzte Nadel angebracht und stieg mit leisem Ächzen von ihrem Schemel herunter. Sie blieb vor Anchesenamun stehen und musterte sie kritisch.
    »Ihr seht blass aus.«
    »Wenn ich mich setze, dann kehrt die Farbe bestimmt bald in meine Wangen zurück.«
    »Ihr solltet besser etwas künstliche Röte auflegen, damit sich das Volk keine Sorgen macht.«
    Anchesenamun verdrehte die Augen. Jetzt mache ihr Tij auch noch Vorschriften, wie sie sich schminken sollte!
    »Gut, ich werde Euren Rat beherzigen. Habt vielen Dank! Jetzt lasst mich bitte allein und schickt mir Selket herein.« Anchesenamun setzte sich mit einem kleinen Seufzer auf die Bettkante. Tij warf ihr noch einmal einen misstrauischen Blick über die Schulter zu, bevor sie ging.
    Wenig später stürmte Selket in Anchesenamuns Schlafgemach.
    »Oh, Anchi, du siehst wunderbar aus!«, rief sie. »Die Schwangerschaft macht dich wirklich noch schöner!«
    Anchesenamun starrte zur Tür. »Was bin ich

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