Dem Pharao versprochen
beistehen, so gut es geht. Du kannst dich immer auf mich verlassen.«
Anchesenamun lächelte ihre Freundin dankbar an.
Es war unmöglich, Eje aus dem Weg zu gehen. Er war ständig in ihrer Nähe und suchte unter einem Vorwand ein Gespräch. Anchesenamun überlegte fieberhaft, was sie antworten sollte, falls er wieder nachfragte. Einerseits wollte sie ihn nicht vor den Kopf stoßen, weil sie auf seine Unterstützung angewiesen war; andererseits wollte sie ihm auch keine falschen Hoffnungen machen.
Ungeduldig wartete sie auf die Antwort des hethitischen Königs. Sie rechnete sich aus, wie lange der Bote für die Hin- und Rückreise brauchen würde. Es war deprimierend lange. Würde sich Eje so lange gedulden? Fieberhaft suchte sie nach einem Ausweg, nach einer Lösung für ihre Probleme. Aber es schien keine zu geben …
Imara mischte ihr erneut einen Schlaftrunk, und so fand Anchesenamun nachts wenigstens für einige Stunden Ruhe. Sie schlief tief und traumlos, und ihr Körper begann sich zu erholen. Tagsüber hatte sie wieder mehr Appetit. Sie ging sogar mit Selket in die Stadt und mischte sich unter die Leute, natürlich verkleidet. Selket hatte sie dazu überredet. Sie müsse endlich wieder etwas anderes sehen und hören. Der Ausflug tat Anchesenamun gut. Sie gingen auf den Markt, Anchesenamun konnte die Früchte riechen und betasten, während Selket mit den Händlern feilschte. Sie beobachteten die anderen Leute und belauschten Gespräche. Sie hörten, wie man über den toten Pharao sprach und darüber rätselte, wie es in Zukunft weitergehen würde.
Nach der Rückkehr in den Palast war Anchesenamun richtig aufgekratzt und reagierte ungehalten, als Eje mit vorwurfsvoller Miene auf sie zukam.
»Wo seid Ihr nur gewesen, Hoheit? Warum habt Ihr mir nicht gesagt, dass Ihr ausgeht?«
»Weil ich auch einmal ein paar Schritte machen will, ohne ständig überwacht zu werden«, gab Anchesenamun zurück und löste ihr Schultertuch. Sie wollte sich mit Selket zurückziehen, doch Eje hielt sie am Arm fest.
»Halt! Wartet. Seit zwei Stunden sitzt ein Fremder in meinem Arbeitszimmer und wartet auf Euch. Er kommt von weither, aber er will mir nicht sagen, was der Grund für seinen Besuch ist. Er will mit der Königin reden und mit niemandem sonst.«
Anchesenamun und Selket wechselten einen Blick.
»Nun, ich empfange den Fremden in der Halle«, antwortete Anchesenamun.
Eje nickte. »Ich werde es ausrichten.«
Die beiden Frauen sahen ihm nach, wie er sich mit watschelndem Gang entfernte.
Selket stellte den Korb mit den Einkäufen zur Seite.
»Wer kann das sein?«, überlegte sie laut. »Und warum will er nur mit dir sprechen?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte Anchesenamun. »Vielleicht bringt er Nachricht von Duamutef?« Ihr Herz begann hoffnungsvoll zu klopfen.
Sie ging mit Selket in die Halle und hatte gerade auf ihrem Sessel Platz genommen, als Eje den Fremden auch schon hereinführte. Es war ein untersetzter Mann in fremdländischer Kleidung, seine Haut war von der Sonne gebräunt. Er verneigte sich vor Anchesenamun und begann in gebrochenem Ägyptisch zu sprechen.
»Ich Hattusa-Ziti, Kanzler des großen Suppiluliuma, König von Hatti. Ich wünsche zu sprechen mit Königin von Ägypten.«
»Ich bin die Königin«, antwortete Anchesenamun. »Seid willkommen.« Sie gab Eje mit der Hand einen Wink, damit sich dieser zurückziehen sollte. Sie sah ihm an, wie schwer es ihm fiel, diesem Befehl zu gehorchen.
»Ihr solltet nicht ohne Schutz mit diesem Fremden reden«, wandte er ein.
»Dann sorgt dafür, dass zwei Leibwachen vor der Tür stehen«, sagte Anchesenamun.
Eje verneigte sich mit süßsäuerlichem Gesicht und ging.
»Ich gekommen, um zu sehen, ob Ihr wirklich keinen Sohn habt«, erklärte Hattusa-Ziti, als Eje den Raum verlassen hatte. »Unterwegs ich schon gehört, dass König tot.« Er verneigte sich wieder. »Suppiluliuma Angst, es sein eine Täuschung. Aber Nip-hura-rija, Euer Gemahl, gestorben. Das Wahrheit. Ihr keinen Sohn, wirklich?« Er legte den Kopf schief und sah sie fragend an.
Anchesenamun schluckte. »Ich habe nicht gelogen«, sagte sie. »Mein Gatte ist gestorben, und ich habe ihm leider keinen Sohn geboren. Deswegen schrieb ich Euerm Herrn einen Brief und bat ihn, mir einen Prinzen aus Hatti zu schicken, den ich heiraten kann.« Sie runzelte die Stirn. »Seid Ihr ein Prinz?«
Hattusa-Ziti verneinte und betonte noch einmal, dass er Kanzler sei und von Suppiluliuma geschickt worden
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