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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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geäußert. Über dessen Unvernunft. Über seinen Egoismus. Über seine Vergnügungssucht. Tij hatte bisweilen einen besonderen Sinn und erriet Zusammenhänge. Sie unterstellte Eje ja auch, dass er eine Schwäche für Anchesenamun hatte, was er natürlich immer abstritt. Tij konnte womöglich gefährlich werden … Aber wenn er Pharao wurde, würde sie auch davon profitieren. Tij war nicht dumm. Sie würde ihm schon keine Steine in den Weg legen …
    Eje entspannte sich wieder etwas und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Rußflocken waren inzwischen auf die letzte Liste gefallen, er blies sie weg. Diese Öllichter waren wirklich von einer schlechten Qualität. Er rieb sich die müden Augen, überflog noch einmal, was er zuletzt geschrieben hatte, rollte den Papyrus dann zusammen und band eine Schnur darum. Es war höchste Zeit, ins Bett zu gehen. Er brauchte wenigstens ein paar Stunden Schlaf, um morgen einen klaren Kopf zu haben. Das war wichtiger als alles andere.
    Während er sein Arbeitszimmer verriegelte und durch den Palast schlurfte, dachte er an den Feldherrn Haremhab. Dieser hatte in Kriegszeiten Großes geleistet und geholfen, Ägypten vor den Feinden zu bewahren. Haremhab war ein junger, sehr begabter, aber auch äußerst ehrgeiziger Mann. Möglicherweise hatte er auch Ambitionen, Pharao zu werden, und würde um die schöne Witwe werben, wenn die Nachricht von Tutanchamuns Tod erst einmal zu ihm gedrungen war.
    Eje blieb stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Vielleicht hatte er bereits einen Fehler gemacht. Er hätte den Tod des Pharaos geheim halten sollen. Aber ließ sich so etwas überhaupt geheim halten? Viele Menschen sahen den Pharao täglich, und wenn er nicht da war, fiel es auf. Die Leute würden Fragen stellen …
    »Ein Feldzug«, ächzte Eje. »Er hätte auf einen Feldzug gehen sollen.« Erschrocken bemerkte er, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte. Er sah sich um. Zum Glück war niemand in der Nähe.
    Der Schweiß rann seinen Rücken herunter. Er durfte jetzt keine Panik bekommen, musste ruhig und besonnen bleiben. Es wäre klüger gewesen, die Nachricht zu verbreiten, dass Tutanchamun wieder zu einem Feldzug aufgebrochen war. Unter diesen Umständen hätte sich sein Tod länger geheim halten lassen … Aber jetzt war es zu spät. Eje konnte das, was passiert war, nicht ungeschehen machen.
    Er erreichte sein Schlafgemach. Es war schwül und stickig, und das Bett roch muffig. Egal. Er begann sich auszuziehen, schlüpfte in sein Nachtgewand und streckte sich aus. Die Kopfstütze unter seinem Nacken drückte. Schimpfend veränderte er seine Lage. Jetzt schmerzte sein Rücken. Mühsam wuchtete er seinen unförmigen Körper auf die andere Seite und zog das Laken zurecht. Dann starrte er in die Dunkelheit.
    Anchesenamun … Er musste so bald wie möglich um sie freien, damit ihm kein anderer zuvorkam. Er lächelte, als er an ihren schlanken Körper dachte, an ihre zarte Haut. Er würde jede Nacht das Lager mit ihr teilen. Und er war sicher, dass er bald mit ihr einen Thronfolger zeugen würde.
     
    »Ich habe nachgedacht, Anchi.« Selket setzte sich zu Anchesenamun an den Tisch. »Verzeih mir, ich weiß, deine Gedanken sind jetzt mit anderen Dingen beschäftigt, aber ich muss unbedingt mit dir sprechen. Ich habe nämlich einen Plan. Du brauchst einen Prinzen …«
    Anchesenamun runzelte die Stirn. »Warum in aller Welt sollte ich einen Prinzen brauchen?«
    »Weil ein Prinz mächtig ist und etwas vom Regieren versteht«, antwortete Selket ruhig. »Mein Plan ist sehr ungewöhnlich und trifft vielleicht auch nicht auf dein Einverständnis. Aber er könnte funktionieren und dich retten, das ist die Hauptsache.«
    »Mich retten?«, wiederholte Anchesenamun und zog die Augenbrauen zusammen.
    »Ja. Du brauchst einen Gemahl, der fähig ist, Ägypten zu regieren; gleichzeitig soll er dich lieben und achten. Wenn du den hethitischen König um einen seiner Söhne bittest, dann hast du einen großen Verbündeten im Osten. Das kann nur gut für Ägypten sein.« Selket redete sich in Eifer.
    Anchesenamun starrte ihre Milchschwester an und schüttelte dann den Kopf. »Selket, du weißt, dass ich mir tief im Herzen nur einen als Gemahl wünsche: Duamutef, deinen Bruder.«
    »Ja, das ist mit bewusst. Was glaubst du, wie oft ich mir schon gewünscht habe, dass er endlich hier auftaucht«, antwortete Selket. »Ich verstehe auch nicht, warum er keine Nachricht schickt, damit wir

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