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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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war, um sich mit eigenen Augen von der Lage in Ägypten zu überzeugen.
    Anchesenamun freute sich, dass der hethitische König so schnell auf ihre Nachricht reagiert hatte, aber sie ärgerte sich auch, weil er ihr misstraute. Hattusa-Ziti kündigte an, dass er in Kürze zurückreisen werde, und bat sie, ihm eine Botschaft für seinen Herrn mitzugeben. Er verabschiedete sich sehr umständlich, und Anchesenamun sagte ihm, dass sie ihm an nächsten Morgen die Nachricht aushändigen werde. Dann zog sie sich mit Selket wieder zurück.
    »Er war so schnell in Waset«, sagte sie aufgeregt. »Wie kann das sein? Nach Hatti ist es doch weit … Glaubst du, er ist ein Betrüger, Selket? Aber er wusste von dem Brief …«
    »Keine Sorge, es geht alles mit rechten Dingen zu«, beruhige Selket ihre Milchschwester. »Der hethitische Kanzler kam zu Pferde. Wenn man reitet, ist man viel schneller als zu Fuß oder per Schiff. Manchmal ist man auch schneller als mit dem Wagen, denn oft gibt es Engstellen, an denen ein einzelnes Pferd besser durchkommt als ein Gespann.«
    »Die Hethiter benutzen Pferde zum Reiten?«, fragte Anchesenamun verwundert. In Ägypten wurden Pferde nur vor den Wagen gespannt. Es galt als erniedrigend, ein Pferd zu reiten – und die Pferde waren auch nicht daran gewöhnt, einen Reiter zu tragen.
    »Ja, für die Hethiter ist es ganz normal, auf ein Pferd zu steigen«, sagte Selket. »Das weiß ich von Duamutef. Sie denken sich nichts dabei. Na ja, praktisch ist es schon. – Aber jetzt lass uns den Brief aufsetzen, den du dem Kanzler mitgeben willst.«
     
    Natürlich hatte der Besuch Eje keine Ruhe gelassen. Er wollte unbedingt herausfinden, warum der Fremde gekommen war und was er mit Anchesenamun besprochen hatte. Nachdem er den Raum verlassen hatte, nahm er statt des zweiten Leibwächters Stellung vor der Tür ein. Es gelang ihm, die Tür einen winzigen Spalt offen zu halten und ab und zu einen Blick hindurchzuwerfen. Leider konnte er nur ein paar vereinzelte Worte verstehen – zu wenig, um seine Neugier zu befriedigen.
    Er beschloss, es mit einem Trick zu versuchen. Nachdem Hattusa-Ziti herauskam, trat er an seine Seite und bot ihm persönliche Gastfreundschaft an. Hattusa-Ziti zeigte sich erfreut. Er hatte, zusammen mit seinem Pferd, Unterkunft in einer einfachen Herberge in Waset gefunden. Eje rief einige Diener herbei und ließ in seinen privaten Gemächern ein reichhaltiges Mahl für den Fremden auftischen. Auch an Wein sollte nicht gespart werden …
    Ejes Plan ging auf. Hattusa-Ziti griff tüchtig zu und leerte Becher um Becher. Dabei wurde er immer leutseliger. Eje nutzte jede Gelegenheit, um ihm Wein nachzuschenken. Geschickt stellte er Fragen, und so gelang es ihm, nach und nach den Grund für den Besuch des Fremden zu erfahren.
    Schließlich hatte Hattusa-Ziti genug, sank in seinem Sessel zusammen und begann zu schnarchen. Eje aber stand auf, warf einen Blick auf den Betrunkenen und entschied, dass er ihn gut eine Weile allein lassen konnte. Er ging in sein Arbeitszimmer, um dort in Ruhe nachzudenken.
    Das, was Anchesenamun getan hatte, war ungeheuerlich. Einen so raffinierten Plan hätte er ihr niemals zugetraut. Er hatte diese Frau unterschätzt!
    Unruhig lief er auf und ab. Jetzt galt es zu handeln. Falls Suppiluliuma nach Rückkehr seines Kanzlers tatsächlich einen seiner Söhne nach Ägypten schickte, so durfte dieser Prinz niemals ankommen. Diese Hochzeit musste um jeden Preis verhindert werden.
    Eje grübelte nach, wem seiner Leute er vertrauen konnte. Wer war sein Verbündeter? Und von wem ging eine mögliche Gefahr aus? Er setzte sich an seinen Tisch, griff nach einer Wachstafel und machte sich Notizen. Haremhab wäre eine große Hilfe, doch dieser Mann schielte vermutlich selber nach dem Pharaonenthron. Er schied als Verbündeter aus …
    Nach zwei Stunden hatte Eje eine Liste jener Leute erstellt, auf die er sich verlassen konnte. Notfalls musste Gold noch etwas Überzeugungsarbeit leisten …

 Papyrus 11 
    Selket und ich verbrachten die halbe Nacht damit, einen zweiten Brief an den hethitischen König zu verfassen. Endlich war er fertig, und ich konnte ihn versiegeln. Am nächsten Morgen würde ich dem Kanzler mein Schreiben übergeben.
    Den Rest der Nacht lag ich wach und konnte kein Auge zutun. Wieder einmal stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn Duamutef nach Waset zurückkommen würde. Ich malte mir aus, wie wir aus der Stadt fliehen würden. Irgendwo, wo uns niemand

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