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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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kannte, würden wir uns niederlassen und ein neues Leben anfangen …
    Ich starrte vor mich hin. Mein Herz wurde schwer. Vielleicht war Duamutef längst tot. Ich versuchte nachzurechnen, wie lange es schon her war, seit ich ihm den Brief geschrieben hatte. Waren es acht Monate? Oder sogar noch länger? Verzweiflung überkam mich. Wie konnte ich da noch hoffen? Ich machte mir nur selbst etwas vor. Für Duamutefs Schweigen gab es nur zwei Erklärungen: Er war entweder tot oder er hatte seine Meinung geändert und lebte mit einer anderen Frau zusammen!
    Ich schloss die Augen und versuchte, mich an sein Gesicht zu erinnern. Es gelang mir nicht. Stattdessen sah ich Eje vor mir, wie er mich in der letzten Zeit immer anblickte: treu und unterwürfig … Er wartete noch immer auf meine Antwort.
    Bastet merkte, dass ich nicht schlief und sprang mit einem Satz auf mein Bett. Normalerweise schlief sie in einem geflochtenen Korb, den ich mit Kissen und Decken ausgepolstert hatte. Doch manchmal kam sie nachts auch in mein Bett, und dann hielten wir Zwiesprache. Ich redete halblaut mit ihr, und sie antwortete mit ihrer eigentümlichen Sprache. Wie auch jetzt.
    »Bastet, er wird nicht mehr kommen, nicht wahr? Nicht nach einer so langen Zeit.«
    »Miau …«
    »Wenn ich nur wüsste, was mit ihm passiert ist. Wenn er tot wäre, könnte ich wenigstens um ihn trauern. Aber ich wünsche mir so sehr, dass er lebt. Allerdings ist der Gedanke unerträglich, dass er vielleicht eine andere Frau hat.«
    Bastet schnurrte, denn ich kraulte sie zwischen den Ohren, was sie besonders mochte.
    »Was soll ich Eje antworten, wenn er seinen Antrag wiederholt? Ich weiß, er wünscht sich nichts mehr, als Pharao zu sein. Aber ich ertrage die Vorstellung nicht, ihn zu heiraten.«
    Bastet hob den Kopf und sah mich mit ihren grünen unergründlichen Augen an. Es war, als wollte sie mir etwas mitteilen, aber ich verstand nicht, was sie ausdrücken wollte. Dann, als hätte sie etwas erschreckt, sprang sie plötzlich von meinem Schoß und verschwand unter dem Bett.
    War das eine Warnung? Hatte ich etwas von Eje zu befürchten?
    Grübelnd verbrachte ich die Stunden bis zum Morgengrauen.

11. Kapitel Hochzeit und Flucht
    »Verdammt!« Duamutef schleuderte die beiden Geh- stöcke von sich und rieb sich die schmerzenden Waden. Es ärgerte ihn, dass ihn sein Körper so im Stich ließ. Er war immer kräftig und ausdauernd gewesen, doch seit seiner schweren Krankheit war alles anders. Seine Muskeln waren verkümmert, und er hatte das Laufen wieder lernen müssen wie ein kleines Kind. Jeden Tag kämpfte er darum, ein paar Schritte mehr zu schaffen. Aber manchmal kam das Fieber in leichterer Form zurück und warf ihn wieder für zwei Tage aufs Lager und die mühsam errungenen Fortschritte waren hinfällig. Allmählich begann er, den Mut zu verlieren.
    Nefertari tröstete ihn und redete ihm gut zu. »Lass dir Zeit und quäle dich nicht! Du warst so lange und schwer krank! Geduld, du wirst es schaffen! Was ist schon ein Jahr? Du bist noch jung, du hast noch viele Jahre vor dir.«
    Duamutef starrte dumpf vor sich hin. Er wollte so bald wie möglich nach Waset, zu Anchesenamun. Aber wie sollte er eine so weite Reise zurücklegen, wenn er kaum fünfzig Schritte gehen konnte, ohne eine Pause zu machen?
    Inzwischen hatte die Nachricht von Tutanchamuns Tod auch das kleine Dorf erreicht, und Duamutef konnte an nichts anderes denken, als dass Anchesenamun jetzt frei war. Er wusste auch, dass es bald wieder einen Pharao geben musste, und seine Ungeduld wurde dadurch noch größer. Die Zeit drängte. Jeder Tag war kostbar!
    Er überlegte, ob er Anchesenamun wenigstens eine Nachricht schicken sollte. Sicher machte sie sich Gedanken über seinen Verbleib. Aber was sollte er ihr schreiben? Er fand einfach keinen Anfang. Sollte er ihr Beileid wünschen wegen des Todes ihres Gemahls? Sollte er sie bitten, auf ihn zu warten und keinen anderen zu heiraten, wie es vom Volk erwartet wurde? Aber er, Duamutef, war denkbar ungeeignet als Pharao – und er wollte auch gar kein Herrscher sein! Es war so furchtbar kompliziert …
    »Womit quälst du dich die ganze Zeit?«, fragte Nefertari. »Denkst du noch immer an diese Frau? Du machst dir das Leben unnötig schwer!«
    »Ich kann sie einfach nicht vergessen«, murmelte Duamutef.
    Nefertari sah ihn lange und nachdenklich an und strich dann sanft über seine Wange. »So hat sich nichts verändert zwischen uns?«, fragte sie, und ihre

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